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Der Clou hinter der Idee: Drei talentierte Musiker kämpfen um die Reas Gunst - ohne jedoch zu wissen, dass sie in einem Wettbewerb stehen. Zunächst einmal geht es lediglich um eine kleine Jam-Session, in der sie einen Hit des Sängers in einer eigens interpetierten Version covern dürfen. Für das Talent, dessen Komposition Garvey am meisten zusagt, folgt dann noch die große Überraschung, dass es einen eigenen Song mit produzieren und auf den Markt bringen kann. Die Einnahmen an dieser Single kommen Reas Stiftung zugute. Eine sehr einfache Grundidee, die bei richtiger Herangehensweise zu einem sehr sympathischen Musizieren ohne allzu forciertem Duell-Gedanken führen kann, im negativen Fall aber auch zu einer lachhaft überzeichneten "Kandidat XY kämpft um seine große Chance - wird er zum neuen Megastar oder bleibt er ein unbedeutendes Nichts"-Rhetorik, die den medienkompetenten Zuschauer rasch mit den Augen rollen lässt.
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Garvey ist mit seiner Bodenständigkeit, seinem lockeren Humor und dem großen Pathos, den er an den Tag legt, sobald er über Musik oder andere Musiker monologisiert - was in diesem Fall nahezu minütlich der Fall ist - genau die richtige Person, um einigermaßen glaubhaft zu vermitteln, dass eine allzu große Hierarchisierung nicht Sinn und Zweck dieses Projekts ist. Und eine Betonung dessen bedarf es nicht nur des Titels wegen, sondern auch aufgrund der Omnipräsenz des Sängers und Gitarristen innerhalb dieser knappen Stunde Fernsehunterhaltung: Seine Songs werden gecovert, er hat zu entscheiden, mit wem er einen Song letztlich aufnehmen möchte, er trifft sich und musiziert mit den Künstlern, er fungiert als Kommentator, ja offenbar ist er sogar maßgeblich in die Auslese der Jungmusiker involviert. Das alles dürfte sehr in seinem Sinne sein, fungiert das Format doch auch als hervorragende Werbeplattform für ihn und seine Musik. Angenehmerweise lässt er diesen Status als "Ober-Babo" aber nicht allzu sehr raushängen.
Optisch und akustisch kommt das Gesehene angemessen reduziert daher und verbreitet so eine sehr wohltuende Lagerfeuer-Atmosphäre. Ob die dargebotenen Live-Auftritte wirklich unbearbeitet präsentiert werden, kann gerade bei MarieMaries durchaus kreativer "Supergirl"-Version aber durchaus ein wenig in Frage gestellt werden. Schade ist, dass man zwar das Treffen zwischen Rea und den Musikern sowie deren Live-Auftritte sieht, die Entstehungsprozesse der Eigeninterpretationen allerdings fast komplett übergangen werden. Somit wirkt der Sprung von der Zusammenkunft zur Jam-Session etwas holprig und unrund, da man ganz gerne auch in Erfahrung bringen würde, welche Gedanken hinter dem Cover stecken, welche Probleme die Künstler unter Umständen auch mit dem ihnen vorgelegten Material hatten. Besonders problematisch ist dieser Bruch bei der abschließenden gemeinsamen Single von Rea und dem Sieger-Kandidaten - kaum ist der Sieger gekürt, ist auch quasi schon der Song fertig produziert. Das mag bei dem einen oder anderen bekannten RTL-Juror die übliche Herangehensweise sein (frei nach dem Motto "Dein Album liegt schon fertig bei mir im Schrank, du musst nur noch gewinnen und den Rotz runterträllern. Fire, desire und diese Leier"), aber hier wird ja explizit das gemeinsame Songwriting betont. Nur zu sehen bekommt man davon kaum etwas.
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