Medienspiegel zu «Mordkommission Berlin 1»
Es gibt kaum einmal Szenen bei Tage, und die Nacht in den Straßen ist meist in ein tiefes Blau gehüllt, die Figuren oft als Schatten oder Silhouetten sichtbar, während ein warmes Braun den Interieurs schummerige Stimmung verleiht. Dazwischen gibt es kaum andere Farben – Ausnahme: wenn die Leiche des Staatsanwalts im Berliner Zoo gefunden wird, und zwar im Krokodilbecken, dessen Wasser nun blutrot leuchtet...Die Ästhetik wirkt allerdings auf ihre Weise ähnlich forciert wie der Plot. Das Bemühen darum, etwas vom herkömmlichen TV-Krimi sich Abhebendes zu schaffen, ist zwar erkennbar, die Stilisierung als Nachtstück kann aber nicht die Schwächen des Buchs verdecken.Von Daland Segler, "Frankfurter Rundschau"
Binnen kurzer Zeit hat das deutsche Privatfernsehen zweimal mit historischen Stoffe unter Beweis gestellt, dass es zur komplexen Erzählung, die im Lichte der amerikanischen Serienerfolge nun überall gefordert wird, durchaus in der Lage ist – erst RTL mit "Deutschland 83", nun Sat.1 mit diesem Film. Man mag "Berlin Mordkommission 1" ein größeres Zuschauerinteresse wünschen als die bei der Konkurrenz nur verhalten gestartete Serie. Denn ein so vielschichtiger Film ist auf diesem Sender eine echte Überraschung.
Von Felix Müller, "Berliner Morgenpost"
Natürlich ist «Mordkommission Berlin 1» ein Genrefilm, der nicht unbedingt aus allen Konventionen ausbrechen will. Doch er erzählt mit einer großen atmosphärischen Dichte. Er lässt spannende Figuren auftreten, die zwar Kinder ihrer Zeit und insofern auch nicht ganz frei von Klischees sind, aber er lässt das nicht so auffallen. Noch dazu arbeitet er in einer durchdachten Struktur einen relativ komplexen Handlungsverlauf ab, bei dem man – und das ist nicht despektierlich gemeint – angesichts des Normalzustands der Fiction deutscher Privatsender überraschend viel mitdenken muss.
Von Julian Miller, "Quotenmeter.de"
Das ist eine überaus bittere Erkenntnis für Neu-Chef Kaspar Pflüger und verdeutlicht einmal mehr die Situation des Senders. Kaum einer hätte solche Qualität nämlich von Sat.1 erwartet – und viele, denen der Film vielleicht hätte gefallen können, haben deshalb nicht zugeschaut. Am Ende kam die Produktion auf 2,41 Millionen Zuschauer – und holte somit im Gesamtmarkt sogar eine bessere Quote (8,5%) als in der Zielgruppe.
Die sich anschließende Doku-Strecke kam beim deutschen Publikum dann sogar völlig unter die Räder. Unter dem Namen «Der erste Bulle» zeigte Sat.1 eine einstündige Doku über den Berliner Kriminalkommissar Ernst Gennat. Er setzte damals neue Standards, die bis heute bei der Polizeiarbeit gelten. Zudem wird er als einer der ersten Profiler angesehen. Doch das breite Publikum interessierte das überhaupt nicht. Bei den Umworbenen knallten die Werte auf 4,7 Prozent nach unten. Auch insgesamt fiel die Reichweite angesichts von 0,90 Millionen Zuschauern ebenfalls mager aus.
Und auch Ulrich Meyer wird diesen Dienstagabend lieber schnell vergessen. Sein mit deutlicher Verspätung (um kurz vor Mitternacht) gestartetes «akte 2015» landete bei furchtbaren 4,2 Prozent Marktanteil. Die Reichweite ging auf 0,57 Millionen Zuschauer ab drei Jahren zurück. Quotentechnisch war dies jedenfalls die schwächste Folge des Magazins von Meta Productions seit April 2015.
Zurück zum Film-Flop. Sat.1 hat damit einen ersten Dämpfer in einem Bereich erhalten, der gerade wieder als aufstrebend empfunden wurde. Immerhin zeigt VOX Woche für Woche, wie man mit deutscher Fiction durchaus punkten kann. Für das kommende Jahr hat der Bällchensender noch zwei neue Krimiserien in petto - und auch eine RomCom namens «Frauenherzen» liegt noch in den Schubladen. Sie wurde nach gefloppten Debüt - übrigens auch am Dienstagabend - erstmal aus der Schusslinie genommen.