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WhatsApp dreht Sender den Kommunikations-Hahn ab

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Immer mehr Radiosender nutzen WhatsApp, um mit Hörern zu kommunizieren. Offiziell ist die kommerzielle Nutzung nicht erlaubt, was bisher aber nicht sanktioniert wurde. Doch bei Bayern 3 verstummte der Dreiklang zuletzt.

Über 700 Millionen Menschen nutzen weltweit den Messenger-Dienst WhatsApp – Millionen davon auch in Deutschland. Das haben auch die Radiosender erkannt und nutzen diesen Kommunikationskanal, um mit den Hörer zu interagieren. Sei es die neueste Stau- oder Blitzermeldung oder das verrückteste Selfie, um bei Gewinnspielen mitzumachen. Nachrichten, Fotos, Sprachnachrichten – alles kein Problem für die Facebook-Tochter. Zwar ist eine kommerzielle Nutzung gemäß den Nutzungsbedingungen unter § 3 streng genommen untersagt, Konsequenzen mussten die Radiomacher bisher aber nicht fürchten. So war es zuletzt eher eine „Grauzone“ – gemäß dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter. Aus Sicht der Sender nachvollziehbar, schließlich gibt es aktuell kaum ein Medium, mit dem man seinen Hörern so nah sein kann und andersrum. Zuletzt überraschte dann aber die Nachricht, dass bei Bayern 3 der berühmte Dreiklang verstummte. Gegenüber Quotenmeter.de erzählt der Programmchef Thomas Linke dazu: „Wir haben durch eine automatisch generierte Mail von WhatsApp von der Sperrung erfahren. Sie enthielt einen allgemeinen Hinweis auf einen möglichen Verstoß gegen die Geschäftsbedingungen. Wir haben das Unternehmen kontaktiert und warten auf genauere Informationen. Dann werden wir über unser weiteres Vorgehen entscheiden.“

Um mit Hörern über WhatsApp in Kontakt treten zu können, müssen die Sender technisch einen privaten Nutzer mit Handynummer simulieren. Alternativ gibt es mittlerweile einen funktionell etwas eingeschränkten Webclient, über den ebenfalls Nachrichten empfangen und gesendet werden können. Offiziell bietet WhatsApp selbst keine Schnittstelle an, um einen solchen Hörerkontakt technisch herzustellen. Dabei bietet aktuell kaum ein Kommunikationskanal so viele Möglichkeiten zur Hörer-Interaktion – so zuletzt auch bei Bayern 3: „WhatsApp ist ein äußerst beliebtes Messaging-Tool, das bei unserer Zielgruppe aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Somit ist es auch ein ideales Mittel für die Kommunikation der Menschen mit ihrem Lieblingsprogramm. Es ist sehr direkt und unmittelbar und einfach zu benutzen. Eine WhatsApp ist schnell geschickt, eine Mail bedeutet schon wieder einen etwas größeren Aufwand. Zudem können die Hörerinnen und Hörer uns auf diesem Weg auch ganz einfach Audios, Fotos und Videos schicken.“ – so Programmchef Thomas Linke - „Wir nutzen WhatsApp seit einem Dreivierteljahr – das Feedback war sehr positiv. WhatsApp ist bzw. war innerhalb kürzester Zeit unser Hauptkommunikationskanal mit den Hörerinnen und Hörern.“

Nach Quotenmeter.de-Informationen gab es kurzzeitig auch andere Sender, die von WhatsApp – zumindest vorübergehend - gesperrt wurden. Entsprechend zurückhaltend äußern sich einige Pressestellen auf Quotenmeter.de-Anfrage nur unter vorgehaltener Hand, um weiter unter dem Radar von WhatsApp zu fliegen. Das Ende des Messenger-Dienstes im Radio bedeutet das aber nicht: Branchenkenner glauben, der US-Konzern mache sich nicht die Mühe, qualitativ zu filtern, sondern mahnt nur die quantitativ auffälligen Accounts an: Werden beispielsweise innerhalb kurzer Zeiträume sehr viele Nachrichten empfangen oder versendet, fällt ein Account schnell unter den Verdacht, kommerziell genutzt zu werden. WhatsApp wolle nicht als Spam-Kanal missbraucht werden. Eine flächendeckende Sperrung der Radiosender-Accounts befürchten die Hörfunk-Anbieter daher noch nicht, wie auch Jürgen Wiesbeck, Programmdirektor von sunshine live, im Gespräch mit Quotenmeter.de beruhigt: „Ein akutes Thema war das bisher nicht. Wir geben den Hörern ja auch nur die Möglichkeit, sich mit uns zu verbinden. Es ist unverständlich, warum man da restriktiv eingreift. Wir finden das schade, weil WhatsApp ein Kommunikationsweg wie andere auch ist, wo es keine Restriktionen gibt.“

Der deutschlandweite Hörfunksender mit dem Schwerpunkt elektronische Dance-Musik gehört mit zu den Radiosendern, die als einer der ersten auf WhatsApp bei der interaktive Hörerkommunikation setzten. Programmdirektor Jürgen Wiesbeck verrät: „Wir benutzen WhatsApp, um bei Höreraktionen schnelle Rückmeldungen zu erhalten und auch, um Sprachnachrichten der Hörer einzufangen - gerade bei tagesaktuellen Themen. Das ist eine schnelle und tolle Art! Speziell junge Hörer nutzen das. Ein tolles Tool, um die Hörer an uns zu binden und die Möglichkeit zu geben, das Programm mitzugestalten.“

In Deutschland ist die App auf jedem zweiten Handy. Dabei verzeichnet WhatsApp weltweit täglich eine Million neue Anmeldungen. Auf drei von vier Smartphones wird der Messenger bereits genutzt. Facebook gab am Valentinstag 2014 den 19-Milliarden-Übernahme-Deal mit WhatsApp-Gründer Jan Koum bekannt, der später verlauten ließ: „Geld war uns nie so wichtig. Ich mache mir nicht wirklich viel aus Luxus. Ich liebe allerdings deutsche Autos, besonders Porsche.“ Der Selfmade-Milliardär soll für 45 Prozent seiner Anteile nach Branchenschätzungen angeblich 6,8 Milliarden in bar und in Aktien erhalten haben und sitzt seitdem mit im Verwaltungsrat von Facebook.

Als erste Konsequenz aus der Account-Sperrung will sich Bayern 3 nicht mehr so stark von einem Kommunikationskanal abhängig machen. Solange es seitens des US-Konzerns keine Klarheit über die kommerzielle Nutzung gibt, sollen bewährte Kommunikationswege genutzt werden, wie Programmchef Thomas Linke verrät: „Unsere Hörerinnen und Hörer erreichen uns zusätzlich über eine kostenlose Studiohotline sowie per Mail.“ On-Air nahm es der Sender übrigens mit Humor und riet den Bayern 3-Hörern auf der Facebook-Seite: „Dann schreibt uns doch eine Postkarte“. Zumindest Facebook liest dann nicht mehr mit.

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