«Servus Hockey Night»-Facts
- Übertragung von 26 Hauptrunden-Spielen & 24-Playoff-Spielen inklusive der kompletten Finalserie
- Sendungslänge: 2 Stunden, 45 Minuten
- Vorberichte und Nachberichte je 15 Minuten
- Rechteinhaber: The Sportman Group
- bis zu 17 Kameras in den Hallen, noch mehr in den Play-Offs
- Moderatoren: Gerhard Leinauer und Holger Speckhahn
- Kommentatoren: Patrick Bernecker, Basti Schwele und Jan Lüdeke
- Experten: Andreas Renz (neu), Rick Goldmann, Florian Keller, Sven Felski und Hans Zach
Teil des Plans waren von Beginn an technische Spielereien, wie die im Profisport einzigartigen Cable Guys: Pro Spiel werden zwei Protagonisten ausgewählt, denen die Zuschauer über Funk-Mikrofone an den Trikots ab und an lauschen können. Auch Analyse-Tools wie ‚Piero‘, das beispielsweise auch in der «Telekom Spieltagsanalyse» bei Sport1 zum Einsatz kommt, liefern spieltaktische Analysen im 3D-Modus mit optionalen Perspektivwechseln und Berechnungen von Distanzen und Schussgeschwindigkeiten. Nachdem die «Servus Hockey Night» zu Beginn der Saison 2012/2013 durchschnittlich lediglich 20.000 bis 30.000 Zuschauer unterhielt und damit nicht viel mehr als Sky hinter der Bezahlschranke, stiegen die Zuschauerzahlen über die Spielzeiten hinweg deutlich an. Diese Gewinne kamen zuletzt aber zum Erliegen, zu einer Zeit in der der Eishockey bei ServusTV noch weit von den Zielen entfernt ist, die einst von Sender und Liga formuliert wurden.
Während es in der Fußball-Bundesliga derzeit beim Thema TV-Gelder nur um die Gerechtigkeit der Verteilung geht, ist das Thema bei der DEL ganz und gar existenzieller Natur. Im Frühjahr 2016 laufen nämlich die Eishockey-Rechte aus. The Sportsman Group, die aktuell die Rechte hält, die DEL freitags abgespeckt über Laola1TV und sonntags über ServusTV vertreibt, besitzt die einseitige Option auf Verlängerung, die bislang jedoch nicht gezogen wurde. Die „Bild am Sonntag“ will seit Kurzem bereits wissen, dass man den Vertrag auslaufen lassen wolle. Glaubt man den Einschätzungen von Experten, wonach die Eishockey-Rechte knapp sieben Millionen Euro kosten, kann man die aktuellen Bedenken der Rechteinhaber angesichts der zu niedrigen Reichweiten verstehen. Fehlt der TV-Partner, stünden der Liga aber gehörige finanzielle Probleme ins Haus.
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Nur an einer Stellschraube scheint ServusTV im Rahmen der neuen Saison weiter gedreht zu haben, um die Bindung zwischen Programm und Zuschauer zu stärken. Von Beginn an versucht der Sender, nicht zuletzt durch die Cable Guys, die Spieler hinter das Visier der Spieler blicken zu lassen, die Authentizität zu erhöhen und dadurch eine größere Nähe zwischen Zuschauer und dem Spielgeschehen aufzubauen. Passend dazu installierte ServusTV in der neuen Saison die Beitragsreihe „My Name, my Game“, eine Art Portraitserie, in der die DEL-Spieler vorgestellt werden. Man gibt sich also weiter große Mühe, dem Sport ein Gesicht zu geben und die Action auf dem Eis für den Zuschauer auf diese Weise interessant zu machen.
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Der Einsatz der Cable Guys funktionierte trotz der raffinierten Grundidee ebenfalls nicht wie gewünscht. Vor Spielbeginn und den Dritteln werden kurze Ausschnitte gezeigt, die möglichst amüsant daherkommen sollen. Am Sonntag nahmen die Co-Trainer Tobias Abstreiter und Joseph Heiß diese Rollen ein, die allerdings nur selten mit kaum unterhaltsamen Sprüchen in breitem Dialekt zu Wort kamen. (Ex-)Sportler sind eben nicht automatisch gleich Entertainer. Kommentator Basti Schwele und Experten-Kollege Sven Felski machten ihren Job hingegen souverän. Der ehemalige Stürmer der Eisbären Berlin legte dabei großes Expertenwissen an den Tag, kündigt den Ausgleich der Ingolstädter in der insgesamt torarmen Partie sogar kurz vor dem Treffer an.
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Dass man den Zuschauer unbedingt mit den Persönlichkeiten des Sports vertraut machen will, äußerte sich jedoch vielleicht am deutlichsten in der ersten Drittelpause, in der sich Patrick Köppchen, Spieler des ERC Ingolstadt, zu Speckhahn und Keller gesellte. Der verletzte Akteur wurde zunächst in einem Videobeitrag vorgestellt, in dem nicht nur das Sportliche, sondern auch seine Liebe zur Mode, sein Nebenjob als Designer sowie seine zahlreichen Tattoos thematisiert wurden, die er in oberkörperfreien Aufnahmen zur Schau stellte. Der Eishockey selbst stand mit Köppchen erst in der zweiten Drittelpause im Fokus, worin auch der rote Faden weitergesponnen wurde, der sich durch die ganze Sendung zog.
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Insbesondere die Nähe zu den Protagonisten hat das Eishockey dem Fußball in Deutschland voraus, auch der Übertragung selbst ist handwerklich nicht allzu viel vorzuwerfen. Warum schafft es der Eissport dann nicht, sich dem Ballsport reichweitentechnisch zu nähern? Dafür gibt es wohl viele Gründe. Zwar wartete ServusTV gleich seit Beginn der «Servus Hockey Nights» 2012 mit einem ansprechenden Sendekonzept auf, dies hat sich seitdem jedoch nicht großartig weiterentwickelt, bis das Potenzial dieser Neuerungen schlussendlich ausgeschöpft war. Selbst die technischen Raffinessen mit denen am Anfang noch geworben wurde, wie die Cable Guys und die Analyse-Tools, werden nur sporadisch eingesetzt und bringen nicht immer das gewünschte Ergebnis. Zudem beherbergt die DEL, insbesondere in Konkurrenz zu anderen Sportübertragungen, einen recht harten Sendeplatz. Zeitgleich laufen häufig Fußball und Basketball, am Vorabend hat man es ohnehin schwerer als beispielsweise am früheren Nachmittag.
Zuguterletzt liegen die Ursachen aber auch bei ServusTV selbst. Mit dem Eishockey gab man sich zwar von Anfang an größte Mühe, zuletzt blieben andere programmliche Neuheiten jedoch fast komplett aus, sodass der Sender noch immer ein absolutes Spartendasein pflegt. Es wirkt, als habe Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz zuletzt das Interesse am Sender verloren, etwa zu der Zeit, als Klaus Bassiner Ende 2014 als Programmdirektor seinen Hut nahm. Seitdem hält sich ServusTV bezüglich eines neuen Programmdirektors relativ bedeckt - höchst ungewöhnlich für einen mittlerweile doch recht namhaften deutschen Sender. Eishockey-Fans sollten sich derzeit keine Illusionen machen, dass man mit den Laola1TV-Streams am Freitag sowie mit der aufwändigen ServusTV-Berichterstattung sonntags auch nächste Saison ein Paket geliefert bekommt, dass nahezu allen Wünschen gerecht wird. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke betonte bereits das Interesse anderer Bewegtbild-Partner. Nach dem gescheiterten Projekt ServusTV deutet alles darauf hin, dass der Eishockey in der kommenden Saison von einem anderen Anbieter mit wesentlich niedrigerem Aufwand übertragen wird. Sicherlich ein Rückschritt für den Sport und die Liga in Deutschland, viele Eishockey-Puristen könnten einfacher gehaltene Übertragungen jedoch auch freuen. Laola1TV macht es am Freitag seit einiger Zeit vor.