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Superhits und Rohrkrepierer: Die Jahresbilanz von «ran Boxen»

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Weitaus mehr Kämpfe als RTL strahlte Sat.1 in diesem Kalenderjahr aus. Während Arthur Abraham ein Erfolgsgarant war, lief es mit anderen Kämpfern auch schon mal unterdurchschnittlich. Vor allem beim jüngeren Publikum gibt es Luft nach oben.

Worum geht es hier?

Wir haben in erster Linie die meist gegen 23 Uhr ausgestrahlten Hauptkämpfe eines Abends in den Fokus genommen, während die oftmals erst nach Mitternacht ausgetragenen Duelle weniger prominenter Sportler nicht stattfinden. Auch nächtliche Events bleiben außen vor.
Der Boxsport ist in Deutschland weit von seinen allerbesten Zeiten entfernt, in denen Henry Maske oder Axel Schulz immer wieder mal für Zuschauerzahlen von weit über zehn Millionen garantierten. Sogar Wladimir Klitschko musste zuletzt etwas kleinere Brötchen backen, sein älterer Bruder Vitali versucht sich indes eher an einer politischen Karriere. Nachdem auch die ARD zuletzt deutlich kürzer trat, was ihr Engament bei der Übertragung von Boxkämpfen anbetrifft, ist unter den großen deutschen Fernsehsendern Sat.1 zur ersten Adresse eben jener Fans des Sports avanciert, die mehr als nur zwei bis drei Kämpfe jährlich sehen möchten. Die Einschaltquoten in diesem Jahr ergeben für «ran Boxen» aber ein divergentes Bild: Wirklich stark liefen einzig die Kämpfe eines Boxers, vor allem beim jungen Publikum lief es ansonsten oft nicht unproblematisch.

Da traf es sich doch gut, dass am ersten Box-Abend des neuen Jahres gleich mal Abraham gegen Paul Smith in den Ring stieg. Der am 21. Februar gezeigte Kampf kam zur gewohnten Zeit gegen 23 Uhr auf eine beachtliche Reichweite von 4,09 Millionen, die aufgrund der späten Ausstrahlungszeit mit herausragenden 18,8 Prozent Marktanteil einherging. In der werberelevanten Zielgruppe wurden ebenfalls starke 15,0 Prozent bei 1,26 Millionen verbucht. In beiden Zuschauergruppen war somit der reichweitenstärkste Kampf des Jahres bereits gezeigt, höhere Marktanteile standen zumindest einmal noch auf dem Papier.

Genauer gesagt war dies am 18. Juli der Fall, als Abraham mit seinem Dauerrivalen Robert Stieglitz in den Ring stieg. Mitten im Sommerloch lagen die Zuschauerzahlen mit 3,61 Millionen insgesamt und 1,04 Millionen bei den 14- bis 49-Jährigen zwar ein gutes Stück unterhalb des Februar-Niveaus, die Marktanteile fielen mit 20,3 bzw. 16,2 Prozent allerdings noch ein gutes Stück höher aus. Zu begründen ist diese Divergenz zwischen Reichweite und Marktanteil damit, dass an besagtem Juli-Abend wesentlich weniger Menschen überhaupt fernsahen als im kalten Februar. Im November bescherte der Supermittelgewichts-Champion dem Privatsender noch einen dritten Kampf, gegen Martin Murray ging er diesmal ins Rennen. Angesichts von nur noch 3,48 Millionen und 15,0 Prozent aller Fernsehenden kamen beim Gesamtpublikum die schwächsten Werte des Abraham-Jahres zustande, bei den Werberelevanten wurden 13,4 Prozent bei 1,21 Millionen generiert.

Alles in allem konnte Sat.1 mit der Resonanz seiner drei Abraham-Events aber hochzufrieden sein: Mit 3,72 Millionen Zuschauern gingen grandiose 18,0 Prozent aller Fernsehenden ab drei Jahren einher, womit der Senderschnitt von gut acht Prozent mehr als verdoppelt wurde. In der Zielgruppe war man zwar mit nur 14,9 Prozent bei 1,17 Millionen ein gutes Stück weit schwächer unterwegs, was aber insofern nicht das ganz große Problem war, dass die Sendernorm trotzdem noch spielend leicht überboten wurde.

Das sah bei allen anderen Kämpfen schon deutlich anders aus, wovon vor allem Felix Sturm diesmal ein Lied zu singen wusste. Sein am 9. Mai gezeigter Kampf lief beim Gesamtpublikum mit 14,3 Prozent bei 2,74 Millionen Boxfans ebenfalls hervorragend, machte aber große Probleme bei der Erschließung der Jugend. Eine Reichweite von 0,70 Millionen reichte gerade einmal für 9,3 Prozent. Ähnlich sah es auch für den Deutsch-Italiener Francesco Pianeta im Juli aus, der insgesamt auf überzeugende 11,8 Prozent bei 2,06 Millionen zu verweisen hatte, bei den Werberelevanten aber nicht über unspektakuläre 9,2 Prozent hinaus kam.

Und auch Halbschwergewichtler Jürgen Brähmer bekam zu spüren, wie schwer die Erschließung der für Privatsender ja so wichtigen jungen Zielgruppe fiel. Bei seinem ersten Kampf im März fiel dies noch nicht allzu schwer ins Gewicht, da hervorragenden 13,6 Prozent bei 2,69 Millionen Gesamt-Zuschauern immerhin ordentliche 10,2 Prozent bei 0,82 Millionen Jüngeren gegenüberstanden. Der Anfang September gezeigte zweite Kampf gegen Konni Konrad lief dann allerdings schon insgesamt mit 2,04 Millionen und 10,3 Prozent nicht allzu stark - was folgerichtig zu richtig miesen Werten in der Zielgruppe führte: Nur eine halbe Million Menschen sahen zu, dies entsprach viel zu schwachen 6,7 Prozent.

Alles in allem gelangten die sieben gegen 23 Uhr gezeigten Kämpfe im Jahr 2015 auf eine Reichweite von 2,96 Millionen, was insgesamt mit sehr guten 14,9 Prozent Marktanteil einherging. Junge Zuschauer zu erreichen fiel deutlich schwerer, was ein Marktanteil von 11,4 Prozent bei 0,87 Millionen beweist - ohne Arthur Abraham wäre man hier sogar deutlich einstellig gewesen. An einem Abend versuchte sich der Sender auch noch daran, einen Interims WM-Kampf (statt eines WM-Kampfes) um 23 Uhr live auszustrahlen. Der Erfolg fiel überschaubar aus: Beim Gesamtpublikum kam die deutsche Nachwuchshoffnung Vincent Feigenbutz auf respektabel 2,20 Millionen Zuschauer und 10,5 Prozent Marktanteil, bei den Umworbenen standen aber nur maue 8,8 Prozent bei 0,71 Millionen auf dem Papier. Immerhin: In der Nacht vom fünften auf den sechsten Dezember erzielte ein kurz nach Mitternacht ausgestrahlter Interims-WM-Kampf (Jack Culcay gegen Dennis Hogan) ausnahmsweise einmal einen leicht besseren Zielgruppen-Wert - gute 11,3 Prozent standen ebenso guten 11,1 Prozent insgesamt gegenüber.

Komplette Rohrkrepierer waren nahezu durchweg die zumeist etwa halbstündigen «Countdowns» im Vorfeld des eigentlichen Boxkampfes - und zwar bei Jung wie Alt. Im Durchschnitt gelangten sie an den jeweiligen Kampfabenden nur auf 1,62 Millionen Zuschauern, was um etwa 22:30 Uhr gerade einmal 6,9 Prozent aller Fernsehenden und 6,8 Prozent der Zielgruppe entsprach. Ein einziges Mal lief es im Vorfeld der Box-Übertragung mit 10,6 bzw. 10,3 Prozent zumindest ordentlich: Am 18. Juli beim brisanten Aufeinandertreffen von Abraham und Stieglitz. Ansonsten sind die Vorberichterstattungen in aller Regel nur ein Quoten-Ballast, während sich die eigentlichen Sportevents zumindest immer dann lohnen, sobald mit dem Namen Arthur Abraham geworben werden kann. Die Begeisterung des jüngeren Publikums könnte jedoch größer sein.

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