«Super Bowl 2016»
Das Finale ist die Sportübertragung schlechthin - nicht nur im amerikanischen Fernsehen. Alleine in Amerika werden wieder um die 100 Millionen Zuschauer erwartet. Den kommenden Super Bowl überträgt CBS am 7. Februar, er findet im Levi’s Stadium im kalifornischen Santa Clara statt. Unternehmen, die einen Werbespot schalten wollen, zahlen dafür in Amerika rund fünf Millionen Dollar pro Sekunden.Kein Moderatoren-Einerlei
Man kann von Frank Buschmann halten, was man möchte, aber man kann ihm nun wirklich keine glattgeleckte Moderation vorwerfen. „Hier geht es nicht um die Wurst, hier geht es um den ganzen Grill“ sind solch typischen Buschmann-Sprüche, die für die einen wohl zu Ohrenbluten führen, bei Fans allerdings wahre Lobeshymnen lostreten. Hinzu kommen die für Buschmann typischen Kabbeleien mit den Kollegen. Buschmann ist ein Moderator mit Ecken und Kanten, fernab der sonst oftmals glattgebügelten Kommentatoren anderer Sender. Sicher, es bleibt abzuwarten, ob Buschmann auch noch kommentieren darf, wenn der Football mal die Einschaltquoten eines Fußball-Wochenendes erreicht. Bis dahin allerdings ist es noch ein langer Weg. Und die Fans sind dankbar für einen Reporter, der nicht auf Standardfloskeln rumreitet.
Ebenso verhält es sich mit dem zweiten Moderator, Florian Schmidt-Sommerfeld. Der 25-Jährige setzte sich im Casting gegen zahlreiche Bewerber durch und darf nun sonntags die späten Spiele moderieren. Dass Schmidt-Sommerfeld noch neu im Business ist, merkt man. Aber Versprecher hin oder her, was zählt ist die Leidenschaft für den Sport. Und hier punktet der Neuling richtig. Wenn ein Receiver durch die Defensive des Gegners bricht, passiert das auch schon mal mit der Stimme des blonden Kommentators. Und genau das wollen die Zuschauer: Wahre Begeisterung für den Sport.
Für fachliche Kompetenz sorgen die beiden ehemaligen Football-Profis Jan Stecker und Patrick Esume. Bei ihnen kann man sicher sein: Sie wissen, wovon sie reden. Sie erklären Taktiken, gehen Spielzügen auf den Grund und entknoten den – für Anfänger - verwirrenden Sport. Jan Stecker dürfte vielen schon aus dem kabel eins Automagazin «Abenteuer Auto» bekannt sein. Seine wahre Berufung findet Stecker allerdings im American Football.
Patrick Esume dürften weniger Zuschauer kennen, aber er bringt wohl die größte Kompetenz mit sich. Der ehemalige Spieler der Hamburg Blue Devils war von 2005 bis 2009 Assistant-Coach der Oakland Raiders, Cleveland Browns und Philadelphia Eagles. Seine Analysen treffen immer auf den Punkt. Wohl keiner kann Spielzüge so vorhersagen, wie er.
Das lange Ding
Ein weiterer Punkt für den Erfolg der Sendung dürfte Christoph „Icke“ Dommisch sein. Der Sportjournalist fungiert bei ProSiebenMaxx als Netman. Und auch wenn sich sein Kollege Frank Buschmann immer darüber lustig macht, wohl kaum ein anderer Netman im deutschen Fernsehen ist so gut vorbereitet wie Icke Dommisch. Egal ob Tweets von Stars, Footballspielern oder Zuschauern, Icke ist immer auf dem Laufenden und präsentiert die neusten Infos aus den Tiefen des World Wide Web.
Hinzu kommt wohl eine einzigartige Einbindung der Zuschauer. Wer das deutsche Sportfernsehen kennt, weiß um die Stiefmütterlichkeit, mit denen Twitter, Facebook und Co. oftmals behandelt werden. Meist bekommen die Netmen gerade einmal ein mickriges Minütchen eingeräumt. Das reicht vielleicht, um die verschiedenen Accounts der Profis vorzustellen, für mehr aber auch nicht. Einen echten Austausch sucht man vergebens. Icke wiederum fordert die Zuschauer aktiv auf, Bilder zu posten, Kommentare zu schreiben oder Links zu teilen.
Besonders beliebt ist das NFL Bullshit Bingo. Erfunden von Fans, ist es mittlerweile eine feste Institution in jeder Sendung geworden und zählt immer wiederkehrende Sprüche auf. Von „Icke ist unvorbereitet“ über „Was für ein Strahl“ bis hin zu „Das lange Ding“. Moderatoren und Kommentatoren machen fleißig mit. Diese Art der Zuschauereinbindung ist einzigartig im deutschen Fernsehen und wird wohl nur von den Jungs von Rocketbeans TV auf der Streaming-Seite Twitch übertroffen.
Der Sport
Zu guter Letzt steht natürlich der Sport im Mittelpunkt. Football ist eine unglaublich spannende Sportart, wenn man sich damit auskennt. Begegnet man dieser zum ersten Mal, lächelt man über die scheinbare Einfachheit. Versucht man sich damit auseinanderzusetzen, kommt man allerdings schnell ins Grübeln. Dabei sind es nicht die Regeln, die einen verwirren können, sondern die englischen Begriffe. Tatsächlich ist der Sport relativ simpel. Aber der Sinn von Line of Scrimmage, Fumble und Interception erschließt sich dem Zuschauer zunächst nicht. Die Moderatoren nutzen diese Begriffe natürlich ununterbrochen, allerdings ohne sie zu erklären. Zwar weist Icke mehrmals pro Sendung auf das „«ran» Lexikon“ hin, trotzdem fehlt hier recht deutlich die Einsteigerfreundlichkeit. Andererseits kann man dieses Problem auch niemandem verübeln. Beim Fußball erklärt auch niemand mehr die Abseitsregel oder was die Aufgabe einer wilden Zehn ist.
Hier hilft einfach nur durchbeißen und schnell bekommt man ein Gespür für die Dinge. Hat man alles verinnerlicht, steht einem spannenden Spiel nichts mehr im Wege. Und ganz ehrlich: Die Atmosphäre beim Football ist ungeschlagen. Die Stadien sind regelmäßig ausverkauft und die Menschen zelebrieren die Spiele. Die NFL hat die höchste Besucheranzahl der Welt (übrigens knapp gefolgt von der deutschen Bundesliga) und das merkt man. Wohl bei kaum einem Fußballspiel ist so viel los, wie beim Football. Es ist das Heiligtum der Amerikaner. Ein Beispiel: Wenn man sich jetzt für eine Dauerkarte der Green Bay Packers bewerben würde, könnte man sich in circa 1.000 Jahren daran erfreuen. Über diese Nachfrage würde sich wohl jeder Fußballverein freuen.
Wären da nicht die vielen, vielen Unterbrechungen. Ein Spielzug dauert meist nur wenige Sekunden, welchem dann eine minutenlange Pause folgt. Das ist etwas, woran sich der deutsche Sportsgeist erst gewöhnen muss. Auch hier hilft ein Blick auf die amerikanische Kultur. Sport ist hier nichts, was man alleine vor dem Fernseher genießt. Es ist ein soziales Event. Man trifft sich mit Freunden, macht ein Barbecue und zelebriert diesen Sporttag. Nebenbei läuft Football. Hält man es als Zuschauer in Deutschland genauso, fallen die vielen Unterbrechungen nicht mehr auf. Stattdessen bekommt man eine stundenlange Show geboten, von deren Präsentation sich europäische Fußballverbände eine Scheibe abschneiden können.
Abschließend zum größten Pluspunkt der sonntäglichen «ran»-Shows: Der familiären Atmosphäre im Studio. Man merkt, dass hier mit wenig Budget aber viel Herz gearbeitet wird. Sowas kennt der Zuschauer von den, hierzulande aufgeblasenen, Fußballveranstaltungen nicht. Der «ran Football-Sonntag» ist endlich einmal wieder eine Perle der deutschen Fernsehlandschaft.