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Nicht minder bekannt dürfte «Dittsche» sein, Dittrichs wöchentlich gesendete Allegorie auf die bildungsferne gescheiterte Existenz, die beim abendlichen Biertrinken in einem Hamburger Imbiss den Betreiber und die Gäste mit Unsinn zuredet. Auch diese Kunstfigur besticht durch ihre Passgenauigkeit auf einen gewissen Archetypus, den jeder so oder so ähnlich kennt oder zumindest schon einmal gesehen hat: den Mann der Halbwahrheiten, den Stammtischpolitiker von sehr begrenztem Verstand.
Vor rund zweieinhalb Jahren begann Dittrich dann mit seinem „TV-Zyklus“, in dem er sich verschiedene Genres und Macharten des deutschen Fernsehens vorknöpfte und sie auf den Punkt parodierte. In der ersten – und qualitativ bis heute unerreichten – Folge, dem «Frühstücksfernsehen», noch mit seiner kongenialen Partnerin Cordula Stratmann, die auch im «TalkGespräch», der zweiten Inkarnation des Formats, auftrat, bevor er als «Schorsch Aigner» Ende letzten Jahres eine viel gerühmte Persiflage auf öffentlich-rechtliche Exklusiv-Interviews (und auf Franz Beckenbauer) drehte.
In der vierten Inkarnation dieser Parodie-Sendung, die das Erste am späten Donnerstagabend zeigen wird, ist er nun als mittelmäßig begabter öffentlich-rechtlicher Boulevard-Reporter Sandro Zahlemann unterwegs und wartet am Leipziger Bahnhof auf den König von Bhutan, der dort mit großem Bohei empfangen werden soll. Doch der Zug des Monarchen steht wegen eines Zwischenfalls in der Pampa wenige Kilometer vor Leipzig fest – und Sandro sieht die Gelegenheit für eine Exklusiv-Story gekommen: Er schnappt sein demotiviertes Kamerateam, steigt mit ihm in den Regionalexpress und will den König auf den Gleisen im Nirgendwo suchen.
Auch im «Sandro-Report» gelingt Olli Dittrich viel von dem, was ihm schon in seinen zahlreichen anderen Parodien – denen realer Personen und denen von Archetypen – oft gelungen ist: Sandro Zahlemann steht für die (vermeintliche?) Austauschbarkeit der Sendergesichter im Lokalfernsehen, für eine gewisse Überkommenheit, für ein Fernsehen, das den heutigen Sehgewohnheiten und Ansprüchen mindestens zwanzig Jahre hinterherhinkt (auf Sandros Mikrofon prangt in einem dem MDR-Logo nachempfundenen Schriftzug: ddr). Sandro ist ein netter Typ, aber kein guter Journalist. Einer mit den falschen Prioritäten, der Belanglosigkeiten anstatt tatsächlich relevanten Inhalten vorträgt, weil er und seine Vorgesetzten denken, das kommt an. Das hat Olli Dittrich in seinem «Sandro-Report» sehr schön zeigen können.
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So geht es ja auch den Sendungen und Journalisten, die hier parodiert werden sollen.
Das Erste zeigt «Der Sandro-Report – Zahlemann live» am Donnerstag, den 7. Januar um 22.45 Uhr.