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MMC-Studios-Chef Philip Borbély: „Chancen bei Gamechangern wie Netflix“

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Ob «DSDS-Castings», «Big Brother» oder «Winnetou» - sie alle sind in den MMC-Studios in Köln beheimatet. Im exklusiven Quotenmeter.de-Interview blickt der MMC-Geschäftsführer Philip Borbély mit MMC-Fiction-Chef Bastie Griese auf das neue Jahr und den nächsten Gamechanger…

Fleißige Kölner… Auszug aus MMC-Produktionsspiegel 2015

«Promi Big Brother», «Big Brother», «20 Jahre Spendenmarathon», «Das große Schlüpfen», «Das Spiel beginnt!», «Das Supertalent Finale», «Der Deutsche Comedypreis»,«DSDS»-Jury-Castings und Live-Entscheidung, «Die Höhle der Löwen», «Got to Dance» «Got to Dance Kids», «Grill den Henssler», «Let´s Dance», «Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt», «Jungen gegen Mädchen», «Stepping Out», «Shopping Queen», «Mich täuscht keiner!», «The Taste», «The Biggest Loser Finale», Außenproduktion Finale «Germany´s Next Topmodel», Soaps «Alles was zählt» und «Unter Uns», Filme/Ko-Produktionen «Das Tagebuch der Anne Frank», «Das Löwenmädchen», «Gotthard», «Zazy», Film-Serviceproduktionen «Winnetou», «Pettersson und Findus 2», «Junges Licht», Werbung «Das große Osterhasen-Rasen»…
Philip Borbély, wie sieht Ihr MMC-Fazit 2015 aus?
MMC-Geschäftsführer Philip Borbély: Grundsätzlich sind wir als MMC-Studios seit 2013 absolut zufrieden mit der Entwicklung. In unseren Kernbereichen Show und Entertainment sowie Soaps und Serien läuft es sehr gut. Ganz besonders freue ich mich auch mit meinem „MMC Movies“-Kollegen Bastie Griese über unseren Film-Bereich. Das Pflänzlein wächst und wird hoffentlich bald zu einem Baum. Sei es mit historischen Produktionen wie «Das Tagebuch der Anne Frank» und «Gotthard», der Bestsellerverfilmung «Das Löwenmädchen» oder auch dem Thriller «Zazy». Als ich 2013 hier angefangen habe, hätte ich nicht gedacht, dass sich das so gut entwickelt! Darüber hinaus sieht das ganze Thema Fernsehen für uns auch erfreulich aus. Wir durften «Promi Big Brother» im zweiten Jahr wieder betreuen und auch das sixx-Projekt mit einem 100-Tage-«Big Brother». Dieses Paket in der Summe macht allein zehn Prozent unseres Jahresumsatzes aus. Das ist schon eine schöne Entwicklung.

In den MMC Studios wird inzwischen der Großteil aller Shows der RTL-Gruppe und der ProSiebenSat.1-Gruppe produziert. Wir können aber auch zunehmend öffentlich-rechtliche Projekte gewinnen, sei es für das ZDF mit Shows wie «Das Spiel beginnt!», «Das große Schlüpfen», «Die Lars Reichow-Show» oder «Mich täuscht keiner!». Wir möchten diesen Projekt-Bereich aber noch weiter entwickeln. Bei der ARD ist das noch etwas verhalten und ausbaufähig - obwohl es über den WDR die räumliche Nähe zu uns ja gibt. Wir arbeiten jedoch weiter verstärkt daran, zukünftig auch wieder vermehrt ARD-Produktionen bei uns begrüßen zu können. Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden – vor allem, wenn man durch den Wegfall von «Verbotene Liebe» Schlimmeres befürchtet hatte! Denn 2015 war das erste vollständige Jahr, in dem wir ohne diese Soap auskommen mussten. Wir stellen das zwar etwas im Ergebnis fest, aber in der Summe sind wir komplett zufrieden mit der Gesamtperformance.

Trotz Absetzung von «Verbotene Liebe» dürfte auf das „Butter und Brot“-Soap-Geschäft bei «Unter uns» und «Alles was zählt» aber weiterhin Verlass sein…?
Philip Borbély:
Ja, das ist ein Basisgeschäft, das uns sehr freut. Die Soaps laufen derzeit mit recht stabilen Quoten, von daher gibt es von Sender- und Produzentenseite aktuell keine Alternativideen – zumindest, was wir so hören.

Schauen wir auf das neue Jahr 2016 - Eines der schon bekannten TV-Projekte dürfte die nächste «Promi Big Brother»-Staffel sein…
Philip Borbély:
Ja, «Promi Big Brother» soll wieder stattfinden. Ob es wieder hier stattfinden wird, wird sich zeigen. Da wollen wir noch nicht vorgreifen. Wir sind für 2016 in vielen Verhandlungen. Direkt im Januar geht es los mit mehreren Folgen von den «Puppenstars». Insgesamt haben wir einen positiven Blick auf 2016. Zugegebenermaßen können wir die Lage durch die Europa-Meisterschaft und Olympia noch nicht ganz genau einschätzen. Interessanterweise stellen wir aber fest, dass einige Produktionen deswegen einfach zeitlich vorgeschoben werden. Auch im Weltmeister-Jahr wurden ja viele Shows gedreht.

Bastie Griese, wie steht es um die Fiction bei der MMC?
„MMC Movies“-Geschäftsführer Bastie Griese:
In den letzten beiden Jahren haben wir den Fiction-Bereich kontinuierlich ausgebaut und ernten jetzt die Früchte. 2015 war ein absolutes Erfolgsjahr. Der Ausblick auf 2016 ist auch ganz gut. Wir haben ab März drei Ko-Produktionen – was für einen Jahresanfang schon beachtlich ist! (lacht) Es ist aber auch nicht so, dass das alles neu wäre. Die MMC produziert schon seit über 15 Jahren als Ko-Produzent im Film-Bereich. Wir haben aber Finanzierungsmodelle entwickelt, die neben den üblichen Filmförderungsmodellen ihre Wirkung zeigen. Wir finanzieren also in Ko-Produktionen mit Equity – das ist ganz attraktiv. Recht aktuell ist «Das Tagebuch der Anne Frank», das im März in die Kinos kommt. Das haben wir gemeinsam mit Zeitsprung produziert. Für RTL drehen wir Teile von «Winnetou» bei uns. Wir haben also einmal das Modell, wo wir Filme als Ko-Produzenten drehen und das Modell, wo wir klassischer Studiodienstleister sind – also Studios vermieten und Kulissen bauen.

Das ist auch bei den TV-Produktionen der Fall. Als Studiodienstleister hatten wir 2015 zahlreiche Projekte wie zum Beispiel «Junges Licht», «Die Habenichtse» oder der zweite Teil von «Pettersson und Findus». Mit „MMC Zodiac“ haben wir ein deutsch-schweizerisches Joint-Venture ins Leben gerufen. Mit «Gotthard» haben wir ein sensationelles TV-Projekt mit zwei Neunzigminütern, die in Deutschland im ZDF zu sehen sein werden. Mit der „MMC Zodiac“ entwickeln wir inhaltlich Stoffe, die wir dann realisieren wollen. Für 2016 ist da auch ein neues Projekt geplant, das noch in der Entstehung ist und daher jetzt leider noch nicht namentlich genannt werden kann.

Ich glaube, wenn jemand eine gute Show-Idee hat, kann der im Moment ganz schön reich werden.
Philip Borbély, MMC-Geschäftsführer im Quotenmeter.de-Interview
Wie wichtig sind Leuchtturmprojekte für die MMC? Im TV-Bereich zählte «Big Brother» ja auch jahrelang dazu…
Philip Borbély:
Das Thema Leuchtturm-Projekte ist für uns absolut wichtig. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Für uns sind die beiden Ankerpunkte RTL und ProSieben von extremer Bedeutung. Zusätzlich sind natürlich alle Kunden mit ihren Leuchtturm-Shows für uns von sehr großer Bedeutung. Auch «Big Brother» ist für die MMC weiterhin sehr wichtig - allein schon durch die langjährige Tradition der früheren Staffeln, die hier stattfanden. Wir wollen unsere Ankerkunden dabei unterstützen, auch die neuen Shows bei uns umzusetzen.

Im Moment sind ja alle auf der Suche nach neuen Show-Konzepten. Ich glaube, wenn jemand eine gute Show-Idee hat, kann der im Moment ganz schön reich werden (lacht). Danach wird im Moment gesucht! Was folgt also auf «DSDS» oder «Das Supertalent»? Was folgt auf «Wetten, dass?»? Es gibt ja noch Sendeplätze, wo man genau solche Show-Konzepte sucht.

Aber könnte genau das nicht auch für die MMC-Studios zum Problem werden, wenn diese Show-Gamechanger ausbleiben? In der Daytime verdrängen ja immer mehr Scripted-Reality-Formate die klassischen Studioproduktionen…
Philip Borbély:
In der Daytime gibt es schon seit längerer Zeit kaum noch Studioproduktionen. In der Primetime setzen die großen Sender jedoch nach wie vor auf Shows und es wird immer noch viel Neues ausprobiert. Generell verläuft es im Fernsehgeschäft immer nach Amplituden, mal ist Show oben, mal ist Fiction oben. Es gibt da offensichtlich eine traditionelle Bewegung im Markt. Mögliche Gamechanger finden im Moment bei Anbietern wie Netflix oder Amazon statt. Da sehen wir eher Chancen für uns. Die Frage wird sein, wo dieser neue Content zukünftig produziert wird? Da sehen wir uns mit den Produktionsflächen und der Infrastruktur nach wie vor gut aufgestellt. Das Land NRW mit einer der größten Filmstiftungen leistet da zudem insbesondere bei Fernsehfilmen, aber zum Teil auch bei Serien einen entsprechenden Beitrag, der unseren Standort noch attraktiver macht.

Für MMC sind das also eher Chancen, wir müssen uns aber auch neu orientieren. Das heißt, neben diesen bisherigen Ankerpunkten sehen wir beispielsweise Potenzial beim WDR, deren Studio-Produktionskosten wir senken könnten – und eben bei diesen neuen Playern, wo wir uns aktuell positionieren. Wir waren zuletzt bei den «iEmmys» und haben dort viele Gespräche geführt, um in diesem seriellen Bereich etwas vom Kuchen abzubekommen. Klar, wir beobachten den Showbereich sehr genau, aber sind dort als Entertainment-Standort weiter bestens aufgestellt. Sollten Showproduktionen tatsächlich einmal rückläufig sein, sehen wir uns in der Lage das durch den Ausbau des Fiction-Bereichs zu kompensieren. In der Daytime gibt es tatsächlich wenig Showproduktionen, aber in der Primetime gibt es weiterhin viele neue klassische Studioproduktionen wie zuletzt zum Beispiel «Die Höhle der Löwen», «Stepping Out» oder «Teamwork», die bei der MMC produziert werden.

Bastie Griese: Nein, beide Geschäftsfelder sind da gleichberechtigt. Der klassische Studiobereich wird also nicht vernachlässigt. Die „MMC Zodiac" im Fiction-Bereich ist ja auch eine eigene Tochtergesellschaft der MMC.

Die Show-Produktionen sind kleinteiliger geworden. Es sind nicht mehr so häufig diese regelmäßigen Dinge, die dort produziert werden. Von daher setzen wir insgesamt auf das Entertainment-Geschäft wie zum Beispiel auch auf den Bereich E-Sport im Gaming-Bereich. Wenn man sich den E-Sport in Asien anschaut, ist da in Europa noch einiges am Kommen!
Philip Borbély, MMC-Geschäftsführer im Quotenmeter.de-Interview
Philip Borbély: Genau, wir sind insgesamt einfach der Entertainment-Standort! Damit unterscheiden sich unsere Räumlichkeiten auch von anderen Studio-Dienstleistern. Das heißt, wir verfügen über viele große Show-fähige Hallen, die Sie so woanders nicht finden. Fiction ist für uns eine zusätzliche Chance - einfach durch die neue Marktdynamik, die da entsteht. Deswegen wollen wir uns verstärkt darum bemühen und uns nicht allein auf Show ausruhen. Die Show-Produktionen sind kleinteiliger geworden. Es sind nicht mehr so häufig diese regelmäßigen Dinge, die dort produziert werden. Von daher setzen wir insgesamt auf das Entertainment-Geschäft wie zum Beispiel auch auf den Bereich E-Sport im Gaming-Bereich. Wenn man sich den E-Sport in Asien anschaut, ist da in Europa noch einiges am Kommen!

Im Web-TV-Bereich ist die MMC Movies mit „Unicorn Studios“ ja schon aktiv…
Philip Borbély:
Ja, das ist unsere Kreativ-Schmiede und unser kleines „Labor“, das wir weiter ausgebaut haben. Unicorn Studios haben wir vor einem guten Jahr ins Leben gerufen als eine Art Garage und Ideen-Schmiede. Mittlerweile nutzen auch andere Produzenten die Räumlichkeiten für deren Produktionen. Unicorn Studios entwickelt aber auch eigene Web-Formate. Wir arbeiten gerade an «Unicorn TV», das soll eine Art Branchentalk werden. Darüber hinaus haben wir einen Künstler unter Vertrag genommen, der recht bekannt ist – aber leider noch nicht bekannt gegeben werden kann (lacht). Unicorn Studios arbeitet mit ihm an einer Talkshow, die schon pilotiert wurde. Das Format hat die Qualität eines TV-Formates, wäre aber auch für das Web geeignet. Wir hoffen, dass MMC Movies das Produkt unter der Marke «Unicorn Studios» den TV-Sendern anbieten kann.

Spielt der Ausspielweg – klassisches TV vs. Web – für Sie als Studiodienstleister eigentlich eine Rolle?
Philip Borbély:
TV hat immer noch einen anderen Stellenwert, seien es die technischen Anforderungen der Sender oder schlicht das Budget. Das klassische YouTube lebt ja mehr von der GoPro und diesem eher „unprofessionellen“ Erscheinungsbild. Die Kollegen von „Unicorn Studios“ haben da mit unserem Equipment einen hochwertigen Ansatz mit einer TV-Anmutung geschaffen. Im Web wäre das schon Web 4.0 (lacht).

Im bundesweiten Standortvergleich der Studiodienstleister ist Köln der klare TV-Entertainment-Standort in Deutschland.
Philip Borbély, MMC-Geschäftsführer im Quotenmeter.de-Interview
Zum Abschluss: Wie steht es aktuell um den Wettbewerb mit den naheliegenden nobeo-Studios?
Philip Borbély:
Grundsätzlich ist der lokale Wettbewerb in NRW nicht so stark ausgeprägt, denn wir haben ja eine eher überschaubare Zahl an Studiodienstleistern. Klar, hier ist das nobeo in Hürth bei Köln, dann die öffentlich-rechtlichen Studios wie die vom WDR. Bundesweit gesehen, gibt es ansonsten noch Studio Berlin bzw. Studio Hamburg und die Bavaria-Studios. Richtig ist, dass in einer Region mit einem starken Sender wie RTL natürlich um Produktionsformate gekämpft wird – auch mit einer nobeo. Nur wir als MMC sind einfach strukturell anders aufgestellt. Wir verfügen über deutlich größere Studios, die nun mal für die vielen Primetime-Shows benötigt werden. nobeo verfügt eher über langlaufende Shows mit kleinerem Flächenbedarf wie «Wer wird Millionär?» oder «Stern TV». Die haben dort ein klassisches Portfolio, dazu kommt der große Bereich der Ü-Wagen. Da bedienen wir uns auch mal gerne bei den Kollegen aus Hürth, weil wir zwei große Regien, aber 19 Studios haben. Wenn in Köln also sehr viel los ist, unterstützen wir uns gegenseitig mit Ü-Wagen-Technik oder Personal. Im bundesweiten Standortvergleich der Studiodienstleister ist Köln der klare TV-Entertainment-Standort in Deutschland.

Vielen Dank für das Gespräch, Philip Borbély und Bastie Griese.

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