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«The X-Files» – Dem Phänomen auf der Spur

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Die Suche nach Aliens und Paranormalem ist eine der einflussreichsten TV-Serien der Geschichte. Ein popkulturelles Phänomen, das 8 Jahre nach dem letzten Lebenszeichen in eine neue Runde geht.

Pre-X


Ende der Achtziger hatte die Serie «Star Trek: The Next Generation» durch ihren Erfolg dem Genre der Science-Fiction neues Leben eingehaucht und eine ganze Anzahl von Nachahmern auf den Plan gerufen.

Außerhalb dieser fernen Zukunftsvision fehlte es jedoch an einer Serie, die sich eher mit den Problemen unserer Zeit befasste und beispielsweise ein altbekanntes Genre wie das immer gern gesehene Crime-Drama mit Elementen aus eben SF und Mystery verband. Bis ein gewisser Chris Carter mit seiner Idee zu «The X-Files» bei Fox landete und trotz großer Zweifel einen Welthit landete.

X-Series


Dabei fand die Serie eine erstaunliche Nische - die der bodenständigen (FBI-Ermittler)-Cop-Serie mit Verbindung zum Übernatürlichen - und eventuell sogar zu Außerirdischen. Im Fokus: zwei intelligente Ermittler, gegensätzlicher als man sie kaum schreiben kann, die gemeinsam und doch auf ihre individuell eigenständige Art mit den zunehmend rätselhaften Vorkommnissen umgehen.

X-Fakten

  • Laufzeit: 1993-2002
  • Staffelanzahl: 9
  • Episoden: 202
  • Kinofilme: 2
  • Idee: Chris Carter
  • Musik: Mark Snow
Agent Dana Scully nahm von Beginn an den Part der Skeptikerin ein, der Wissenschaftlerin, die immer und zu jeder Zeit die rationale Erklärung suchte – so lange, dass es nach einigen Jahren fast zur Persiflage wurde. Agent Fox Mulder hingegen gab den tendenziell leichtgläubigen Anwalt der Ufo-Nerds, der aufgrund seiner Vergangenheit (Entführung seiner Schwester durch Außerirdische) nur zu gerne auf jeden Zug aufsprang, der ihm Antworten versprach.

Dieser Konflikt und die wunderbare Chemie zwischen Anderson und Duchovny übertrugen sich auf das Publikum, das hin- und hergerissen zwischen Faszination und Ungläubigkeit genau wie die Protagonisten immer mehr sehen wollte, als man uns zeigte.

Und natürlich öffneten die beiden Agenten mit ihren Ermittlungen schnell die Büchse der Pandora: Keine Woche verging ohne Monster, Freak, Mutation oder eben die durchlaufende Regierungsverschwörung rund um Außerirdische, die scheinbar schon lange unter uns sind.

Chris Carter hatte alles richtig gemacht: Fox Mulder war Identifikationspunkt für Verschwörungstheoretiker, Hobby-Ufologen und Sci-Fi-Fans, Dana Scully Anker und Erdung für alle Zweifler - so abstrus die Handlung auch wurde, Scullys strikte Verweigerung, an Mulders Schnellschüsse zu glauben, ließ das oft abgedrehte Treiben nur ganz selten und eher in späteren Staffeln in Albernheiten abdriften. Im Gegenteil: Durch den Kniff, bewusst skurril-humorvolle Episoden einzustreuen, die Serie und Charaktere gleich selber aufs Korn nahmen, schuf man eine charmante Meta-Ebene, die es ermöglichte, der Serie nie wirklich böse zu sein.

Der Erfolg war riesig und die Serie lief und lief. So streckte Chris Carter mit seinem Team die Alien-Story unter dem Druck der lange überwältigenden Quoten immer weiter, kostete die Erfolgsformel genussvoll aus und übersah dabei, dass eine Rahmenstory irgendwann neben all den offenen Fragen eben auch Antworten benötigt, um zu befriedigen. Man möge an dieser Stelle viele Fans der Serie «LOST» befragen. Die Zuschauer begannen langsam abzuwandern, der Hype ebbte ab und dennoch gelang es nicht mehr, die Serienmythologie zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen. Zu oft hatte man sich verrannt, zu oft Abzweigungen gewählt die ins erzählerische Nirvana führten. Man hatte mit einem faszinierenden Überbau begonnen, der immer wieder durch Einzelepisoden unterbrochen wurde und war am Ende bei einer Serie angelangt, deren beste Momente eben jene Einzelepisoden waren, weil der Rahmen sein Potential nie voll hatte entfalten können. Schade, aber kein Beinbruch – es bleiben über 200 wunderbare Episoden, die in so vielen Settings, mit so vielen Ideen und einer Wandlungsfähigkeit aufwarten, dass die Serie auch heute noch als absolutes Muss zu bezeichnen ist: Für SF- und Mystery-Fans wie auch für Krimi- und Thriller-Begeisterte.

Dass man zudem in Sachen Präsentation Maßstäbe setzte, ist bis heute spürbar. «The X-Files» etablierte den Mini-Kinofilm, bei dem jede Episode sowohl in ihrer visuellen Darstellung als auch in Sachen Dramaturgie, Soundtrack und Schauspielleistungen keine Vergleiche zu teuren Filmproduktionen scheuen brauchte. Komponist Mark Snow erschuf mit seiner dichten und atmosphärischen Musik ein Alleinstellungsmerkmal – und wurde dadurch selber zum Star der Szene. Die Kameraarbeit war richtungsweisend, die Verwendung von Licht und Schatten zitierte Klassiker und gab der Atmosphäre dabei doch einen zeitgemäßen Anstrich.

Ohne «The X-Files» wären viele Serien im Bereich Mystery nicht denkbar gewesen. Ob nun «Dark Skies», «PSI Factor», «Roswell» sowie später «Fringe» oder eben «LOST». Genre-Fans mit einem Faible zu durchgehenden Handlungssträngen wissen, wem sie auf diesem Sektor das meiste zu verdanken haben: «Star Trek: The Next Generation» (im Bereich SF) und eben «The X-Files» (im Bereich Mystery) waren die Türöffner und gehören bis heute außerdem zu den immer noch stärksten Vertretern ihrer Zunft. Rewatch dringend empfohlen.

X-Movies


Auf dem Höhepunkt des Erfolges entstand 1998 der erste Kinofilm «The X-Files» mit dem inoffiziellen Zusatztitel «Fight the Future», der die Story aus den bisherigen fünf Staffeln weitererzählte und zur sechsten überleitete. Mit weitestgehend positiven Kritiken, starkem Produktionsniveau und einem ausgewogenen Cast generierte man rund 190 Millionen Dollar weltweites Einspielergebnis - der erste Kinoausflug konnte somit durchaus als erfolgreiches Experiment bezeichnet werden.

Der zweite Kinofilm mit dem schon wenig kreativen Titel «The X-Files – I Want to Believe» kam dann schlicht und ergreifend einige Jahre zu spät. Sechs Jahre nach Ende der Serie war die X-Mania abgeebbt und die Platzierung des Films eine Woche nach Start von «The Dark Knight» tat ihr Übriges. Am Ende standen vernichtende Kritiken und ein Einspielergebnis von weltweit unter 70 Millionen Dollar. Das Franchise hatte sich vorerst selbst beerdigt.

Ein guter Zeitpunkt, ein wenig genauer Hinzusehen. Wer waren eigentlich die Stars und Macher der Serie und was haben sie neben den X-Akten aus ihren Leben und Karrieren gemacht? Ein durchaus interessanter Blick, wie sich zeigen wird…

Mrs X


Gillian Leigh Anderson, geboren am 9. August 1968 in Chicago, hatte 1993 durch einen ersten kleinen Gastauftritt in der Serie« Class of ´96» erstmals auf sich aufmerksam gemacht und erhielt fast postwendend und unter großem Einsatz von Chris Carter, der sie gegen das Studio durchboxte, die Rolle der Dana Scully. Für sie war dieser Part der Durchbruch und ist bis heute prägend für ihr Bild in der breiten Öffentlichkeit.

Nachdem sie neun Jahre lang in fast jeder der 202 Episoden dabei gewesen war, kehrte sie den USA den Rücken und ließ sich in London nieder. In der Folge war sie hauptsächlich in kleineren Produktionen und am Theater aktiv – für ihre Darstellung der Lady Dedlock in der mehrteiligen BBC-Verfilmung des Charles-Dickens-Romans «Bleak House» wurde sie für einen Emmy und einen Golden Glode nominiert. 2008 kehrte sie für den zweiten, leider erfolglosen, Kinofilm zu den X-Akten und ihrem Alter Ego zurück und war im selben Jahr neben Simon Pegg in der Komödie «New York für Anfänger» zu sehen.

Die Folgejahre waren erneut geprägt von Theaterproduktionen, BBC-Miniserien und kleineren Kinofilmen bis sie 2013 wieder mehr in den Fokus rückte: Einerseits als Dr. Bedelia Du Maurier in der exzellenten Serie «Hannibal» als auch bis heute als Stella Gibson in der ebenfalls sehenswerten britischen Serie «The Fall – Tod in Belfast».

Anderson betätigt sich auch immer wieder als Regisseurin, Autorin, spricht Hörbücher ein und ist in verschiedenen humanitären Organisatoren aktiv. Sie ist zweimal geschieden und hat drei Kinder.

Mr X


David William Duchovny, geboren am 7. August 1960, startete seine Karriere auf durchaus kuriose Weise: Mit einem Löwenbräu-Werbespot, einer Rolle als Transvestit in «Twin Peak»s und als Gastgeber/Erzähler der erotischen Reihe «Red Shoe Diaries». Dass er aus dieser Konstellation heraus als Fox Mulder gecastet wurde, ist ähnlich verwunderlich, wie bei der zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unbekannten Kollegin Gillian Anderson.

Auch für ihn bedeutete die ikonische Rolle den Durchbruch, obwohl er nach der siebten Staffel nur noch in der Hälfte der achten und den letzten beiden Episoden der neunten Staffel mit von der Partie war. Zeitgleich erhielt er die Rolle in dem sehr empfehlenswerten Road-Movie «Kalifornia» an der Seite von Brad Pritt, Juliette Lewis und Michelle Forbes.

Es folgten kleinere Rollen und Auftritte in «Saturday Night Live» sowie unter anderem die Filme «Zoolander» und «Evolution». Seit seinem zweiten Akte-X-Kinoausflug ist es in diesem Bereich jedoch eher ruhig um ihn geworden.

Einen Golden Globe erhielt Duchovny für seine Darstellung des Autors Hank Moody in «Californication», für die er sieben Staffeln lang vor der Kamera stand. Im Mai 2015 startete seine neue Serie «Aquarius», in der er als Detective "Sam" Hodiak im Jahr 1967 auf Charles Manson trifft. «Aquarius» wurde bereits für eine zweite Staffel verlängert.

Duchovny ist nebenbei auch als Singer/Songwriter, Autor, Produzent und Regisseur aktiv. Er war von 1997 bis 2014 mit Téa Leoni verheiratet und hat zwei Kinder mit ihr.

The-One-X-Wonder


Chris Carter, geboren am 13. Oktober 1957, könnte man als One-Hit-Wonder bezeichnen – würde seiner kreativen Leistung damit aber sicher nicht umfänglich gerecht werden. «The X-Files» war sein Durchbruch in Hollywood und machte ihn zu einem gefragten Mann. Doch trotz guter Ideen verließ ihn das Glück, den richtigen Stoff zur richtigen Zeit zu platzieren. Die Serie «Millenium» mit Lance Henriksen startete 1996 parallel zur vierten Akte-X-Staffel mit gigantischen Werten. 17,72 Millionen Zuschauer waren beim Piloten dabei – 10 Millionen davon waren eine Woche später aber bereits verschwunden. Eine X-Akte für sich. Bis zum Ende der Season sank die Reichweite weiter bis knapp über 6 Millionen Zuschauer. Am Ende von Staffel 2 waren es noch knapp unter 5. Und obwohl man diesen Level auch in Season 3 hielt, beendete Fox die Serie nach 67 Episoden. Ein halbes Jahr später schloss Carter in der Akte-X-Episode „Millenium“ die letzten losen Handlungsfäden.

Doch hatte Fox noch Vertrauen in Carter (und dieser noch einen durch «The X-Files» ermöglichten Deal in der Tasche, der ihm weitere Projekte garantiere) und ließ ihn zur Herbstseason mit der Serie «Harsh Realm» erneut durchstarten. Die Virtual-Reality-Show fand jedoch überhaupt kein Publikum und wurde nach nur drei gesendeten Episoden abgesetzt. Episode 4-8 versendete man beim kleineren Sender FX. Episode 10 war zwar in Planung, wurde aber nie vollendet. Ein herber Schlag für Carter.

Knapp zwei Jahre später und als sich sein Premium-Projekt bereits dem Ende näherte, versuchte es Carter erneut. Die aus «The X-Files» bekannten Lone Gunmen erhielten ihre eigene Serie – und scheiterten ebenso grandios wie vorher «Harsh Realm». Die Besprechungen waren zwar gut, die Pilotfolge sahen satte 13,2 Millionen Zuschauer, doch sanken auch sie schnell und drastisch. Mit einem Cliffhanger endete auch dieser Carter-Versuch erfolglos – und wurde zur Freude der Fans in der neunten X-Staffel mit der Episode „Jump the Shark“ ebenfalls noch zu einem runderen Ende gebracht.

Lange Zeit hörte man nichts mehr von Chris Carter – bis er 2014 an der Pilot-Season von Amazon teilnahm. Sein Projekt «The After» (bei dem die Eindeutschung des Titels sicher eine spannende Sache gewesen wäre...) erhielt durchweg gute Kritiken und folgerichtig eine Season-Bestellung durch Amazon – kurz darauf wurde diese jedoch wiederrufen und auch «The After» fand ein jähes Ende. 202 Episoden und zwei Kinofilme mit «The X-Files», insgesamt 110 TV-Episoden mit 5 (!) weiteren Serien. Man kann eindeutig ablesen, warum der Begriff des One-Hit-Wonders so abwegig nicht ist. Mit der neuen Miniserie kehrt der ehemalige Wonderboy Hollywoods nun also zu seinem größten Erfolg zurück.

Was sein Privatleben angeht, ist Chris Carter jedoch beständig: Er ist seit 1983 verheiratet.

Post-X


Neue X-Akten

  • “My Struggle“ (D&R: Chris Carter)
  • “Founder´s Mutation” (D&R: James Wong)
  • “Mulder and Scully Meet the Were-Monster” (D&R: Darin Morgan)
  • “Home Again” (D&R: Glen Morgan)
  • “Babylon” (D&R: Chris Carter)
  • “My Struggle II“ (D: Chris Carter & Margaret Fearon & Anne Simon, R: Chris Carter)
Legende: D=Drehbuch, R=Regie
Als die Serie mit dem zweiten Kinofilm an eine kommerzielle und inhaltliche Wand gefahren worden war, glaubten zunächst nur noch wenige an eine Weiterführung. Carters Misserfolgssträhne, Unlust bei den Beteiligten und Gerüchte über Streitigkeiten zwischen den beiden Stars taten ihr Übriges.

Nun jedoch kehrt man in Originalbesetzung zu den verwaisten X-Akten zurück. Aufgrund von Terminschwierigkeiten und sicher auch aus strategischen Überlegungen seitens FOX belässt man es vorerst bei einer Event-Mini-Serie aus sechs Episoden, die die beiden Agenten an einem völlig anderen Punkt in ihrem Leben zeigen, sie aber schnell wieder mit dem vereinen, was ihnen einst so viel bedeutet hat: Der Suche nach der Wahrheit, die in dieser veränderten, von Überwachung geprägten und von Krisen geplagten Welt, mehr denn je irgendwo da draußen ist.

In diesem Zuge werden dem Vernehmen nach sowohl die Liebesgeschichte der beiden samt ihres gemeinsamen Kindes aufgearbeitet, als auch ehemalige Nebenfiguren wie Skinner, Scullys Mutter, der Krebskandidat oder die Lone Gunmen erneut zu sehen sein – in welcher Form wird man abwarten müssen. Einige Charaktere sind im Serienkontext bereits verstorben.

Die etablierten Autoren James Wong, Darin Morgan und Glen Morgan sowie Schöpfer Chris Carter schrieben zwei Episoden als Rahmen der Kurz-Staffel, die sich mit den übergeordneten Themen der Charaktere und einem neuen horizontalen Handlungsbogen befassen werden und vier Episoden, die als Stand-Alone dazwischen fungieren sollen. Die bewährt-beliebte Mischung aus Humor, Monster-of-the-Week und Rahmenhandlung also. Aufgrund der komprimierten Form und der Qualität der Autoren darf man durchaus einiges erwarten.

Wermutstropfen für deutsche Fans: Erneut konnte man sich seitens der Synchronisation nicht mit Benjamin Völz, der den Fox Mulder in allen Staffeln, dem ersten Kinofilm und auch David Duchovny zum Beispiel in «Californication» brillant gesprochen hatte, einigen. Für den beliebten Charakter steht somit bereits der dritte Sprecher bereit.

Kommende Woche berichten wir euch nach Ansicht der ersten Episode von der Qualität des Auftakts. Vielleicht erleben wir ja eine Wiederbelebung der besonderen Art: Inhaltlich gelungen und kommerziell erfolgreich. Für Nostalgiker und Fans wäre das sicherlich eine erfreuliche Kombination.

Die Ausstrahlung der neuen Folgen erfolgt in den USA ab 24. Januar auf Fox. Am 4. Februar beginnt der ORF mit der deutschssprachigen Ausstrahlung, ProSieben legt ab 8. Februar nach.

Die bisherigen neun Staffeln wurden Ende 2015 digital komplett überarbeitet in einer wertigen BluRay-Box veröffentlicht, die eine herausragende Qualität aufweist und zum Rewatch einlädt. Beide Kinofilme sind nebenbei ebenfalls hochauflösend im Handel erhältlich.

Für alle Sky-Kunden (oder die es noch werden möchten) vielleicht interessant: Der Pay-TV-Sender nimmt ab sofort alle bisherigen Staffeln wahlweise auf Deutsch oder Englisch in seinen On-Demand-Bereich "Sky Box Sets" auf. Ob es sich dabei um die alten oder gar remasterten Fassungen handelt, ist noch unklar.

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