Die Kritiker

«Kommissarin Heller - Hitzschlag»

von

Am Samstag ermittelt «Kommissarin Heller» in ihrem bisher schlechtestem Fall. Der Sendung gewordene Dienst nach Vorschrift:

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Lisa Wagner als Winnie Heller
Hans-Jochen Wagner als Hendrik Verhoeven
Peter Benedict als Burkhard Hinnrichs
Trystan Wyn Pütter als Jens Wieczorek
Lena Stolze als Dr. Jacobi
Nina Kronjäger als Silvie Verhoeven
Franziska Neiding als Nina Verhoeven

Hinter der Kamera:
Produktion: Ziegler Film
Drehbuch: Martina Mouchot
nach dem Roman von Silvia Roth
Regie: Christiane Balthasar
Kamera: Hannes Hubach
Produzenten: Regina Ziegler und Gabriele Lohnert
In Hessen grassiert die Hitzewelle. Und ein Triebtäter, der nachts in Häuser einbricht und dort Frauen betäubt und vergewaltigt. Beide Male konnte er mühelos entkommen. Beim dritten Mal hinterlässt er neben einer ans Bett gefesselten Frau auch einen toten Mann mit Messer im Bauch zurück – den Gatten, der den Vergewaltiger wohl auf frischer Tat ertappt hat.

Das passt nicht ins Muster, meint Kommissarin Heller und geht von Anfang an von zwei unterschiedlichen Tätern aus. Ihre Kollegen bleiben lange Zeit anderer Meinung. Doch man wird wohl nicht zu viel verraten, wenn man an dieser Stelle zumindest andeutet, dass sie recht haben könnte. Mit einem kohärenten Spannungsaufbau tut sich „Hitzschlag“ ohnehin ziemlich schwer. Zum einen liegt das daran, dass zumindest einer der Täter offen geführt wird und sich wenige andere Plotgerüste ausmachen lassen, aus denen man eineinhalb Stunden ein annehmbares Level an Suspense pressen könnte. Und zum anderen an der Dienst-nach-Vorschrift-Kultur, die diese Folge durchzieht.

«Kommissarin Heller» kann einen großen Pluspunkt auf der qualitativen Haben-Seite verbuchen: Das ist Hauptdarstellerin Lisa Wagner, die ihre Figur mit feinem Gespür für Ironie, Frechheit und Souveränität spielt, und mühelos wie glaubwürdig zwischen charmant und keck, zwischen tough und verletzlich alternieren kann.

Sonst hat diese Reihe aber kaum etwas zu bieten, was man anderswo nicht mindestens gleich gut, wenn nicht spürbar besser sehen würde. Und in „Hitzschlag“ merkt man das noch deutlicher als in den bisher gesendeten vier Episoden.

Denn „Hitzschlag“ ist gewissermaßen der Sendung gewordene Dienst nach Vorschrift. Das Drehbuch ist sauber konstruiert, aber weder sonderlich interessant noch emotional mitreißend. Psychologisch bleibt man oberflächlich, narrativ nur schwer fassbar. Der Showdown am Schluss, in dem der windige, ein bisschen zurückgebliebene und psychisch angeknackste Vergewaltiger gestellt werden soll, ist keine große Überraschung mehr, nachdem die lange Ermittlerei schon ziemlich ermüdend war und wenig mehr passierte, als dass Kommissarin Heller einen Haufen mehr oder weniger seltsamer Leute nach Informationen abklapperte. Da hilft es auch nicht mehr viel, wenn man sie hin und wieder ein paar kecke Sätze sagen lässt („Ich les‘ alte Akten“, sagt der Kollege. „Haste keine neuen?“, kontert Heller).

Sicher: Es hat auch in jüngerer Vergangenheit schon viel schlechtere Krimis gegeben. Auch im ZDF. Nur heißt „Dienst nach Vorschrift“ eben auch, dass man unter seinen Möglichkeiten bleibt. Besonders, wenn man mit Lisa Wagner eine patente Hauptdarstellerin hat, die deutlich mehr kann, als schlagfertige Sätzchen aufzusagen und einen 08/15-Kriminalfall runterzuspielen. Wäre schön, wenn dieses Potential endlich einmal genutzt würde.

Das ZDF zeigt «Kommissarin Heller – Hitzschlag» am Samstag, den 16. Januar um 20.15 Uhr.

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