Über die Person
Der 1972 im Tübingen geborene Schauspieler Clemens Schick begann seine Karriere an der Akademie für Darstellende Kunst in Ulm und später an der Berliner Schule für Schauspiel. Anschließend folgten erste Engagements an mehreren deutschen Theatern, bevor er 1998 mit einer Gastrolle in der TV-Serie «Balko» erstmals auch im TV zu sehen war. Es folgten weitere Einsätze als Fernseh-Schauspieler, eh ihn sein Auftreten im Blockbuster «James Bond 007: Casino Royal» zu internationaler Leinwand-Bekanntheit brachte, in welchem er den Bösewicht-Handlanger Kratt spielte. Bis heute spielte Schick in über 50 Film- und Fernsehproduktionen mit. Zuletzt war er unter anderem in dem österreichischen Schneewestern «Das finstere Tal», der düsteren Thriller-Romanverfilmung «Das Kind» sowie dem gefeierten Drama «4 Könige» zu sehen.Es gibt unterschiedlichste Gründe, weshalb ich einen Film mache. Ich habe zum Beispiel letztes Jahr in Wien einen sehr schönen Science-Fiction-Film gedreht, der auch jetzt demnächst irgendwann rauskommt namens «Stille Reserven». Ich habe außerdem im letzten Jahr mit Nicolette Krebitz meine erste Romantic Comedy spielen können, «Treffen sich Zwei». Die Gründe, zum Beispiel diese beiden Filme zu spielen, sind neben dem Buch, der Regie, den Kollegen auch das sehr unterschiedliche Genre. Es sind beides Independent-Arthouse-Filme, anders als eine solch große Action-Produktion wie jetzt eben «Point Break». Was nach zwei Arthouse-Filmen wiederum für «Point Break» spricht. Es gibt sehr unterschiedliche Gründe, Filme zu machen. Und auch hier haben so wunderbare Kollegen wie Édgar Ramírez, Teresa Palmer oder mit Tobias Santelmann mitgespielt. Diese Mischung macht mir gerade sehr großen Spaß.
Sie haben den Punkt mit der Romantic Comedy gerade schon angesprochen. Da ich von dem Projekt nichts wusste, muss ich meine Frage ein wenig anders formulieren. Denn die Rollen, die Sie bisher gespielt haben, die eint ja so ein wenig, dass das alles relativ ernste Filme sind. Selbst «Point Break» ist natürlich ein astreines Actionspektakel, aber es ist ja auch keine Komödie oder dergleichen. Jetzt haben Sie gerade schon gesagt, dass das kommende Projekt Ihre erste RomCom werden wird. Was war denn jetzt so reizvoll, tatsächlich mal einen derartigen Film zu drehen?
Ich komme ja vom Theater, habe zehn Jahre lang nur Theater gemacht und habe dort natürlich sehr viel in Komödien mitgespielt. Was aber eher weniger überregional wahrgenommen wurde. Und es ist auch oft so, dass Leute einen in einem Film sehen und sich dadurch vorstellen können, einen in einer ähnlichen Rolle wiederzusehen. So entsteht dann irgendwann eine Art Rollenfach. Aber für mich als Schauspieler ist es natürlich auch reizvoll, da rauszukommen. «Treffen sich Zwei» wollte ich unbedingt wegen Nicolette Krebitz machen. Seit ich sie kenne, will ich mit dieser Frau arbeiten. Und dass es jetzt dazu gekommen ist und wir diesen sehr leidenschaftlich-komischen, auch sexaufgeladenen Film drehen konnten zusammen, das war einfach auch ein Traum. Komödien machen mir einen riesen Spaß. Als Schauspieler ist man aber eben auch darauf angewiesen, was man angeboten bekommt.
Ich finde das sehr schön, dass Sie mir den Übergang zwischen den Fragen so einfach machen, denn Sie haben gerade schon gesagt, dass diese Dame eine ist, mit der Sie immer schon einen Film machen wollten. Und sie haben ja auch mittlerweile ein sehr großes Repertoire an Leuten, mit denen Sie bereits an Regisseuren, Schauspielern und so weiter, Sie sind viel rumgekommen, arbeiten nicht bloß in Deutschland, sondern auch international. Gibt es da trotzdem immer noch einen Namen, der Ihnen spontan einfällt, mit dem Sie gern mal drehen würden?
Ich würde gerne Schauspielunterricht bei Meryl Streep nehmen. Ich würde aber auch wahnsinnig gern einmal mit Sean Penn arbeiten. Das sind so Leute, die mich wirklich tief beeindrucken. Oder auch so Leute wie Anthony Hopkins, mit denen ich einmal kurz das Vergnügen hatte, mit denen zu arbeiten oder unterrichtet zu werden, oder weiter mit ihnen zu spielen, das sind große Träume.
Lassen Sie uns über den Film sprechen. Wenn man ein Drehbuch liest, ist es ja meistens so, dass man dann bereits anfängt, sich mit der Rolle so ein wenig auseinanderzusetzen. Nun ist «Point Break» ja ein Film, den sich die Leute im Kino ansehen werden, weil es vor allem Schauwerte sind, von denen dieser Film lebt. Die Geschichte spielt da eher eine untergeordnete Rolle, was in dem Genre ja vollkommen in Ordnung ist. Wie ist das, wenn man sich bei so einem Film das Drehbuch durchliest? Hat man dann schon die Bilder im Kopf?
Man erkennt ein gutes Drehbuch oft daran, dass es einem leicht fällt, sich vorzustellen, was beschrieben wird. Klar liest sich ein Actionfilmdrehbuch anders als ein Kammerspieldrehbuch, aber wenn die Vorstellungskraft gezündet wird, ist einfach ein gutes Drehbuch da. Natürlich spiele ich sehr, sehr gerne Hauptrollen. Es macht einfach wahnsinnig Spaß, diese Verantwortung zu übernehmen. Das habe ich am Theater genau so erfahren. Es ist eine ganz andere Verantwortung, die man als Protagonist hat, denn als Nebendarsteller. Wenn ich ein Skript lese, dann lasse ich natürlich erstmal die ganze Geschichte auf mich wirken und schaue, ob diese mich interessiert. Und wenn es in die Entscheidung geht, ob ich diese Rolle spielen will, was nicht immer nur meine Entscheidung ist, dann geht es für mich darum, ob ich eine Geschichte erzählen kann mit meiner Rolle. Und mal kann man mit einer kleinen Rolle eine Geschichte erzählen, man kann aber auch natürlich mit einer sehr großen Rolle eine Geschichte erzählen.
War es für den Regisseur und die Besetzung von Ihnen ausschlaggebend, wie fit Sie sind? Der Film ist ja fast ein Werbespot für Extremsport. Wenn man sich «Point Break» angeguckt hat, hat man danach sofort Lust, selbst aktiv zu werden. Mussten Sie da auch selbst ran?
Clemens Schick: Die Stunts, die man bei diesem Film sieht, die wurden alle wirklich gemacht und die sind so radikal, dass sie nur von den besten Sportlern der jeweiligen Sportart gemacht werden konnten. Deswegen durften und konnten wir da überhaupt nichts machen – leider (lacht). Obwohl mir das eigentlich sehr liegt, selbst Risiko einzugehen und durch «Largo Winch II», einen Film, den ich in Frankreich gedreht habe, habe ich Skydiving gelernt, weil wir eine Kampfszene in der Luft gedreht haben, in der 40 Mann aus 5000 Metern Höhe aus einem Flugzeug gesprungen sind. Aber das durften wir in diesem Fall nicht. Aber natürlich muss man glauben, dass meine Rolle diese Sportarten machen kann.
Wie weit wären Sie, wenn Sie die Erlaubnis bekommen hätten, einige der Stunts, nach einer gewissen Trainingszeit, selbst zu machen, gegangen?
Surfen kann ich leider gar nicht. Aber ich fahre sehr, sehr gern Motorrad, das hätte mich gereizt. Das würde mich auch jetzt noch reizen, denn ich habe große Lust zu, ein bisschen mehr ins Gelände zu gehen mit dem Motorrad. Skydiven macht mir einfach wahnsinnig viel Spaß, auch wenn ich mit einem Wingsuit noch nie geflogen bin.
Im Film wird noch vor dem Vorspann ein halsbrecherischer Stunt gezeigt, in welchem zwei Motorradfahrer über eine riesige Klippe auf einen freistehenden Felsen springen. War dieser Stunt auch real, oder fand dieser vorm Greenscreen statt?
Clemens Schick: Meiner Meinung nach gibt es kaum Greenscreen in «Point Break». Leider war ich bei diesem Stunt aber nicht dabei. Ich war bei den Wingsuit-Geschichten dabei und konnte zuschauen…
... Was wahrscheinliche ziemlich spektakulär ist, den Sportlern dabei zuzusehen…
Das sind einfach unglaublich Menschen, die dieses Risiko jeden Tag eingehen. Ich mag Konsequenz und das sind extrem konsequente Menschen.
«Point Break» ist zum einen ein Remake und es ist darüber hinaus ein 3D-Film. Das sind ja beides Elemente, von denen Kritiker ganz gern sagen, es ist erstmal böse. Wie stehen Sie zu diesen beiden Sachen?
Ich finde, dass 3D bei manchen Filmen Sinn macht und bei manchen nicht. Ich finde, dass es jetzt bei «Point Break» absolut Sinn macht, weil die Aufnahmen teilweise wirklich spektakulär sind. Mich strengt das manchmal einfach augentechnisch an, wenn ich mir 3D-Filme angucke, deswegen bin ich da nicht so besessen von. Und zum Remake: Die Idee, Filme neu zu interpretieren, kenne ich so ein bisschen vom Theater. Da wird auch jedes Jahr in jedem deutschen Theater einmal „Was Ihr wollt“ neu interpretiert, oder auch „Richard der 3.“. Es ist normal, Themen neu zu interpretieren. Und da gehört der Film eben jetzt dazu. Es ist aber, wie man bei unserem «Point Break» sieht, eine Entscheidung: „Ich interpretiere diesen Film jetzt so.“ Und da ist es fast konservativ zu sagen, dass dieser Film nicht wie das Original ist. Natürlich ist der nicht wie das Original. Es ist eine Neuinterpretation. Und es ist eine Übersetzung in die heutige Zeit. «Point Break» von Kathryn Bigelow war einer der ersten Surfer-Filme. Damals war es spektakulär, einen Surfer-Film zu machen. Heute hat das ein ganz anderes Standing. Genauso wie BOND. Bei den früheren BOND-Filmen war es das Sensationelle, dass die Leute nicht um die Welt gereist sind und plötzlich saßen die im Kino und waren an irgendwelchen Locations dieser Welt. Das war spektakulär. Heute reist jeder Mensch ständig überall hin oder kann sich im Internet alles angucken. Da muss man für «James Bond» eine neue Übersetzung finden beziehungsweise eine neue Interpretation. Und das ist bei «Point Break» auch gemacht worden. Und meiner Meinung nach ist das sehr, sehr gut gelungen.
Die technischen Mittel sind ja heutzutage auch ganz andere. Warum soll man es nicht nutzen, wenn man die Möglichkeit hat, gute Tricktechnik aus dem Computer zu nutzen, um einen Film mit ihrer Hilfe noch besser zu machen. Früher hatte man das alles nicht.
Klar, man hätte «Point Break» auch ganz anders interpretieren können. Aber wir haben es so gemacht und sind stolz, dass es uns gelungen ist. Ich bin überaus glücklich, bei dieser Neuinterpretation dabei zu sein.
Herzlichen Dank für dieses nette Gespräch!