Woche 1: Die Ruhe mit etwas Sturm
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Dennoch stellten sich zunächst keine wirklich spannenden Themen ein, was dazu führte, dass man ungewöhnlich viel Sendezeit mit ruhigen Gesprächen über das Seelenleben der Kandidaten füllte. Retrospektiv war das aber nicht das schlechteste, da einige der Camper definitiv Interessantes mitzuteilen hatten und dabei weitestgehend auch glaubwürdig wirkten.
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Woche 2: Der Sturm
Als mit der zweiten Woche das indirekte Herauswählen begann, entwickelten sich auch weitere Dynamiken. Rolf musste aus gesundheitlichen Gründen passen – sein Abgang wurde aber wie auch der von Gunter sehr schnell abgehandelt.
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Eines der Highlights der zweiten Woche war eindeutig die Kart-Prüfung von Jürgen, Menderes und Thorsten, bei der die drei Camp-Kerle bewiesen, dass Autofahren eben nicht unbedingt immer eine leichte Sache ist. Jürgen saß blind am Steuer, Thorsten mit dem Rücken zur Fahrbahn und taub neben ihm und Menderes stumm hinten.
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Die letzten zwei Tage
Der letzte reguläre Tag bot neben einer wenig spannenden Prüfung, bei der Helena einmal mehr an ihre Grenzen kam, eine unterhaltsame Schatzsuche, bei der am Ende ebenfalls Helena für ein Scheitern sorgte. Da auch ihr Hang zum Ausdiskutieren jeglicher Sachverhalte inzwischen Campern, Moderatoren und Zuschauern ein wenig zu viel wurde, musste sie folgerichtig das Camp als Viertplatzierte der Staffel verlassen.
Die Folge: Eitel Sonnenschein, beste Stimmung und traumhafte Ruhe am letzten Tag. Doch nicht mit RTL. Für das große Finale hatte sich der Sender noch einmal ein paar Gemeinheiten überlegt. Zuerst durfte Thorsten in die "Kasalla"-Prüfung, in der er mit charmanter Gesellschaft durch Plexiglaskäfige kriechen musste. 5 Sterne für den Ex-Fußballer. Danach war Sophia mit "Hallöchen, Popöchen" an der Reihe: Der Name sprach schon Bände - die finale Essensprüfung stand auf der Karte. Ihr Ergebnis: 4 Sterne fürs Team; auf den Goodie-Stern verzichtete sie den lebenden Mehlwürmern zuliebe. Als Letzter durfte noch Menders in die "Come on"-Prüfung, die ihn in eine unterirdische, stockfinstere Kammer führte, die von allerlei Getier bevölkert wurde. Menderes konnte erneut seine Ängste besiegen und 5 Sterne holen.
Moderation
Moderatoren
- Sonja Zietlow (47) ist von Beginn an Teil der Show. Formate abseits des Dschungels sind die Ranking-Shows «Die 10...» und «Die 25...». Zietlow ist ausgebildete Pilotin und engagiert sich privat für Tiere. Sie ist verheiratet und lebt in München.
- Daniel Hartwich (37) erbte den Platz an Zietlows Seite durch den tragischen Tod von Dirk Bach. Hartwich moderiert aktuell zum Beispiel die erfolgreichen Formate «Das Supertalent» und «Let´s Dance». Er lebt mit seiner Freundin in Köln.
Dennoch muss man schon diese Kritik als Jammern auf hohem Niveau bezeichnen – unterhaltsam war jede Folge dennoch.
In der zweiten Woche steigerten sich die beiden und ihr Team jedoch merklich. Angetrieben durch das zunehmend spannende Geschehen im Camp wurden einige Folgen zu wahren Gag-Festen. Auffällig war jedoch, dass gerade Sonja hier teilweise fahrig wirkte und sich ungewöhnlich oft versprach oder verhedderte. Keine große Sache, aber durchaus eine Erwähnung wert. Dem Charme des Ganzen tat dies jedoch keinen Abbruch.
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Kandidaten
Wie immer bot das Aufgebot an Starts positive wie negative Überraschungen. Während sich einige in der Rolle des stillen Sympathieträgers gefielen (Jürgen, Brigitte), zwei erwartet früh das Weite suchten (Gunter, Rolf), einige schlicht zu still waren um überhaupt aufzufallen (Nathalie, Jenny) und wieder andere sehr positiv zu überraschen wussten (Sophia, Menderes), blieben die aktiven Hauptrollen ganz klar Thorsten, Helena sowie den vorzeitig abberufenen David und Ricky überlassen.
Die Bewertung des Geschehens bleibt hier natürlich jedem selber überlassen – die oft gehörte Bemerkung, dass nach und nach die Masken fallen, ließ sich jedoch auch diesmal wieder eindeutig bestätigen.
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In der Summe hatte man diesmal jedoch einen guten Mix aus stimmiger Chemie, kleinen Reibe- und Zickereien und größeren Skandalen gefunden. Dabei bleibt zweitranig, ob von einzelnen Promis nur eine Rolle gespielt oder eine Dramaturgie verfolgt wurde – für die Zuschauer war das Treiben unterhaltsam und stellte somit eine klare Steigerung zum vergangenen Arbeitsverweigerer-Camp dar.
Neuerungen
Die Idee mit der Aufsplittung der Kandidaten war besser, als RTL offenbar selber dachte. Einige weitere Tage hätten hier durchaus noch Sinn gemacht, um Grüppchenbildung zu forcieren und Konflikte vorzubereiten. Dennoch funktionierte auch der gewählte Weg – die Erinnerung an die alte Aufteilung hielt sich zumindest bei den Campern lange und verhinderte eine zu schnelle Verbrüderung und das Abflauen von Brandherden. Fürs nächste Mal kann man mit diesem guten Konzept sicher noch etwas weiter herumexperimentieren.
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Bemerkenswertes
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Menderes ging wie auch Sophia als großes Fragezeichen ins Camp, konnte aber durch kluge Gedanken, emotionale Tiefe und Authentizität punkten. Auch Sophia entsprach vermutlich nicht dem Bild, das weite Teile der Öffentlichkeit von ihr hatten – was sicher ebenfalls nicht zu ihrem Nachteil war.
Königinnen & Könige
- 2016: Menderes Bagci
- 2015: Maren Gilzer
- 2014: Melanie Müller
- 2013: Joey Heindle
- 2012: Brigitte Nielsen
- 2011: Peer Kusmagk
- 2009: Ingrid van Bergen
- 2008: Ross Anthony
- 2004: Désirée Nick
- 2004: Costa Cordalis
Dschungelkönig
Wenn man realistisch betrachtet, wer in der diesjährigen Staffel zum Dschungelkönig taugte, führt schon früh kein Weg an Menderes vorbei. Nicht nur, dass er durch Witz, Sensibilität, Charakter und emotionale Tiefe punktete, er war auch über den gesamten Zeitraum von zwei Wochen der einzige, der sich nichts zu Schulden kommen ließ und kein böses Wort über einen Mitstreiter oder eine Mitstreiterin verlor. Weder direkt noch hintenrum. Courage under fire - großes Kompliment. Gerade wenn man bedenkt, dass er teilweise nicht sonderlich korrekt von seinen Mitstreitern behandelt wurde.
Auch Thorsten hätte durch seine Power und seine hohe Motivation definitiv zum König getaugt - diverse fragwürdige Äußerungen und Handlungen standen ihm jedoch mehr und mehr im Weg.
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Im Finale standen schließlich tatsächlich Menderes, Sophia (die sicher ebenfalls viele Sympathiepunkte sammeln konnte) und doch noch Thorsten, der sich somit in letzter Instanz und Sekunde seiner Dauer-Rivalin Helena hatte entledigen können.
Zuerst musste Thorsten das Camp verlassen und landete somit auf Platz 3. Im finalen Zweikampf setzte sich dann Menderes gegen Sophia durch und verwies sie auf den zweiten Platz. König Menderes - am Ende eine irgendwie typische «Dschungelcamp»-Erfolgsgeschichte.
Was geht los da rein? Die besten Sprüche
Besonders in Sachen Sprüche durfte man angesichts der Verpflichtung von Thorsten Legat diesmal viel erwarten - und wurde nicht enttäuscht. Gemeinsam mit dem früh ausgeschiedenen David Ortega füllte er die Zitatsammlung fast täglich. Aber auch andere durften etwas beisteuern. Ein paar Highlights haben wir noch einmal für euch zusammengefasst:
Ranking: Wer ging wann?
- König: Menderes I.
- 2. Sophia
- 3. Thorsten
- 4. Helena
- 5. Jürgen
- 6. Brigitte
- 7. Nathalie
- 8. Ricky
- 9. Jenny
- 10. David
- 11. Rolf (gesundheitliche Gründe)
- 12. Gunter (freiwilliger Auszug)
"Wenn mir im Dschungel jemand falsch kommt, dann gehe ich betreffend auf die Person zu und stell ihn an die Wand." (Thorsten)
"Die Dinosaurier wurden vernichtet, weil die ja auch viel Scheiße gebaut haben." (David)
"Warum sagst du, du hast Abi und dann sagst du nichts?" (Menderes)
"Unter Menderes Facetten steckt ein anderer Kern, wenn ihn jemand führen würde mit der Hand." (Thorsten)
"Deine Weisheit kann nur in eine Richtung gehen." (David)
"Warum reflektierst du mit einer Meinung, die in dir ist?" (David)
"Ich hätte gerne 3/4, ich glaube, dass du 1/3 weghauen kannst." (Thorsten)
"Ich bin unterfragt." (David)
"Der Klügere lässt nach." (Thorsten)
Fazit
Die von vielen verrissene neunte Staffel von 2015 darf man nun auch offiziell als Anomalie bezeichnen. Mit ihrer Jubiläumsstaffel kehrte das Format auch inhaltlich in die Erfolgsspur zurück, erfreute mit guten Ideen, einer gewohnt starken Moderation und einem funktionierenden Cast, der besonders an der Streitfront für Aufsehen sorgte. Zwar konnte man die stärksten Jahre nicht toppen, landet aber zumindest direkt im Verfolgerfeld.
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Wenn die Produzenten gerade in diesem Punkt auch in Zukunft wachsam bleiben und sich zudem immer wieder aufs Neue hinterfragen, steht weiteren Dschungel-Hypes und Quotenrekorden auch für die nächsten Jahre nichts im Wege. RTL und die Zuschauer würde es sicher freuen.