Quotencheck

«Domian»

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Allmählich geht der WDR-Kulttalk auf seine Zielgerade. Grund genug, um einmal auf die Quoten-Entwicklung zu schauen: Ist der nächtliche Fels in der Brandung noch immer ein Erfolg?

Ende des Jahres wird das deutsche Fernsehen einen weiteren schmerzlichen Verlust zu beklagen haben, denn nach über 20 Jahren beendet Jürgen Domian seine zwischen ein und zwei Uhr nachts ausgestrahlte Call-in-Talkshow. Inwiefern auch die Quotenentwicklung dazu beigetragen haben, dass «Domian» in einigen Monaten zu Ende geht, ist nicht bekannt - offiziell sind es eher persönliche Gründe, die für diesen Schritt angegeben werden. Doch auch das Publikumsinteresse war in letzter Zeit rückläufig, wenngleich auf alles in allem hohem Niveau. Mittlerweile liegt die Sendung aber des Öfteren im roten Bereich.

Startpunkt unserer Quotenanalyse ist der November vergangenen Jahres, in den das Format zunächst noch sehr erfolgreich startete: Zwischen 0,15 und 0,19 Millionen Menschen sahen die fünf Folgen der ersten Woche, was durchweg herausragenden Marktanteilen zwischen 3,1 und 3,7 Prozent entsprach. Beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren präsentierte man sich dagegen deutlich wechselhafter: Während die Dienstagsausgabe auf tolle 2,7 Prozent bei 0,06 Millionen gelangte, entpuppte sich die Folge am Donnerstag mit nur 0,7 Prozent bei 0,01 Millionen als echter Ladenhüter. Ähnliche Phänomene ließen sich auch in den Wochen und Monaten danach immer wieder feststellen, was die Frage aufwirft, ob Domian je nach Tagesform, Konkurrenzprogramm und Themen in der Tat erheblich divergierende Zuschauerzahlen bei den 14- bis 49-Jährigen einfährt oder die Aussagekraft der gemessenen Werte zumindest in dieser Konsumentengruppe gering ist.

Beispielhaft seien hier die Werte vom 10. und 12. November angeführt, die beide auf durchschnittlich 0,02 Millionen junge Fernsehende gelangten. Doch während erstere Folge dadurch auf einen guten Marktanteil von 1,2 Prozent gelangte, wurde letztere mit miesen 0,6 Prozent abgespeist - bevor am Freitag bereits eine Steigerung auf 0,04 Millionen genügte, um richtig tolle 2,2 Prozent zu verzeichnen. Letztere Folge lief allerdings auch beim Gesamtpublikum dank einer Sehbeteiligung von 0,18 Millionen richtig gut, ging diese doch mit beeindruckenden 3,8 Prozent einher. Noch besser performten zwei Episoden in der letzten November-Woche, die bei jeweils über 200.000 Zuschauern sogar auf 4,1 und 4,4 Prozent gelangten. Trotz einiger schwächerer Tage konnten sich auch der November-Durchschnitt beim Gesamtpublikum sehen lassen, der sich auf 3,2 Prozent bei 0,16 Millionen bezifferte. Nur 0,03 Millionen davon waren Teil der klassischen Zielgruppe, was immerhin 1,3 Prozent aller potenziell erreichbaren Fernsehenden waren.

Im Dezember ging Domian nur elf Mal auf Sendung und gönnte sich schon Mitte des Monats eine dreiwöchige Weihnachtspause.Au die Quoten wirkte sich dies eher negativ aus: Nur dreimal wurden mehr als drei Prozent des Gesamtpublikums eingefahren, am besten lief die zweite Mittwochsfolge mit 0,19 Millionen Zuschauern und 3,8 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen stand hier sogar mit 3,6 Prozent bei 0,08 Millionen der höchste Wert aller in diesem Artikel analysierten Ausgaben zu Buche. Dies waren aber Ausreißer nach oben, sodass unterm Strich im Dezember nur noch 0,14 Millionen und 2,7 Prozent eingefahren wurden. Bei den Jüngeren tat sich dagegen kaum etwas - auch wenn zwischen der stärksten und der schwächsten Folge (am 2. Dezember mit gerade einmal 0,1 Prozent bei einer nicht mehr messbaren Reichweite) locker dreieinhalb Prozentpunkte lagen.

Und in den ersten beiden Wochen des neuen Kalenderjahres sollte sich dieser Abwärtstrend noch verschärfen: Nachdem die ersten drei Folgen immerhin noch zwischen 2,6 und 3,3 Prozent bei bestenfalls 0,16 Millionen verzeichnet hatten, fiel das Team um Jürgen Domian anschließend mehrfach unter die Zwei-Prozentmarke bei nur noch rund 0,11 Millionen Zuschauern. Summa summarum kamen die Episoden der ersten beiden Wochen auf nur noch 0,12 Millionen, was sowohl insgesamt mit 2,3 Prozent als nun auch bei den Jüngeren mit 1,0 Prozent einen weiteren Relevanzverlust beim Massenpublikum bedeutete.

Alles in allem gelangten die knapp 50 Folgen seit November auf einen Reichweiten-Mittelwert von 0,14 Millionen, was einem Marktanteil von 2,8 Prozent entsprach. Bedenkt man, dass der Westdeutsche Rundfunk im abgelaufenen Kalenderjahr nur noch einen Senderschnitt von 2,2 Prozent verzeichnet hatte, kann man dies getrost noch immer als beachtlichen Erfolg bezeichnen. Doch es lief schon einmal besser für dieses TV-Unikat, wie unsere Zahlen belegen: Als wir Anfang 2013 zuletzt auf die Werte der Sendung blickten, kamen unterm Strich noch 3,3 Prozent bei 0,16 Millionen zustande, 2010 waren sogar noch 4,3 Prozent bei 0,19 Millionen verzeichnet worden. Der öffentlich-rechtliche Sender hat in der Zwischenzeit aber zumindest auch einen halben Prozentpunkt verloren - von 2,7 auf nun eben 2,2 Prozent.

Auch beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren nähert sich «Domian» mittlerweile dem Senderschnitt, seit November gingen 0,03 Millionen noch mit 1,2 Prozent dieser Altersklasse einher. Im direkten Vergleich mit der Sendernorm liegt man zwar noch immer über dem Soll, allerdings inzwischen nur noch um 0,2 Prozentpunkte. Und auch hier lässt sich eine Abwärtstendenz nicht wegdiskutieren: Vor drei Jahren wurden noch 1,6 Prozent verzeichnet, bei unserer ersten Quoten-Analyse 2010 sogar beeindruckende 2,5 Prozent bei 0,06 Millionen. Es scheint also, als komme der Abschied zur rechten Zeit: Noch ist das Kultformat auch aus Sicht der Einschaltquoten ein Motor für den WDR - doch bei der Entwicklung der jüngeren Vergangenheit ist es durchaus fraglich, ob dies ohne die Einstellung der Sendung noch allzu lange der Fall wäre. Und diesen Mann als lahme Ente, die von den Programmverantwortlichen durchgeschleppt werden muss, möchte man doch nun wirklich nicht sehen.

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