Cast & Crew
Vor der Kamera:Jörg Hartmann als Peter Faber
Anna Schudt als Martina Bönisch
Aylin Tezel als Nora Dalay
Stefan Konarske als Daniel Kossik
Sybille J. Schedwill als Greta Leitner
Anne Ratte-Polle als Judith Stiehler
Dirk Borchhardt als Paul Stiehler
Hinter der Kamera:
Produktion: Carte Blanche Film
Drehbuch: Christian Jeltsch
Regie: Stephan Wagner
Kamera: Thomas Benesch
Faber ist als Konsequenz einer Dienstaufsichtsbeschwerde seines Kollegen Daniel Kossik (Stefan Konarske) mittlerweile in therapeutischer Behandlung. Er hält freilich nichts davon, doch als ihn der Psychiater fragt, warum er Polizist geworden ist, macht das etwas mit ihm. Faber verliert sein ansonsten ausgeprägtes Empathievermögen, mit dem er früher dem Täter auf die Spur gekommen ist. Es geht nichts mehr. Und so fährt er depressiv und angewidert durch ein schwül-heißes Dortmund.
Über den Polizeifunk kriegt er mit, wie in seiner Nähe Schüsse gemeldet werden. Er rast zum Tatort am Hafen und sieht zwei Ertrinkende im Wasser, einen Mann und eine Frau. Sie kann er retten, er wird später leblos aus dem Wasser gezogen. Todesursache: Schussverletzungen.
Bei der Leiche handelt es sich um einen erfolgreichen Geschäftsmann, dessen Kind vor über zehn Jahren spurlos verschwunden ist. Seine Frau meint jedoch (nicht zum ersten Mal), ihren verlorenen Sohn nun wiedererkannt zu haben, als das Kind von Judith Stiehler (Anne Ratte-Polle) – just die Frau, die Faber am Tatort aus dem Hafenbecken gefischt hat.
Der Fall reist bei Martina Bönisch alte Wunden auf: Sie hatte damals die Suche nach dem vermissten Jungen geleitet – und fühlt sich heute schuldig, nicht alles getan zu haben, um ihn zu finden. Das führt erwartungsgemäß zu Spannungen mit der Mutter, die nun meint, ihren Sohn als das Kind einer fremden Frau wiedergefunden zu haben.
Das wirkt natürlich alles ein bisschen sehr konstruiert. Doch dem neuen Dortmunder «Tatort» gelingt es besser als den letzten beiden Folgen einen atmosphärisch dichten Film zu machen. Das Setting im hochsommerlich-schwülen, abgewirtschafteten Dortmund wird stimmig eingesetzt, um ein eindringliches Flair zu schaffen, vor dem sich Handlung und Charakterentwicklungen entspinnen.
Letztere sind dabei oft spannender als der Plot dieser Folge – und „Hundstage“ zeichnet sich durch eine wesentlich feinsinnigere, nahbarere und glaubwürdigere Figurenführung aus als die letzten beiden Folgen, die ein deutlicher qualitativer Abstieg seit dem Start der Reihe und ein Bruch ihrer Heißes-Eisen-Mentalität waren. Der Versuch, mit Peter Faber einen ernsthaft gebrochenen Ermittler zu erzählen, dem mit Martina Bönisch noch eine Kollegin an die Seite gestellt wird, deren Privatleben gelinde gesagte nicht gerade unkompliziert ist, funktioniert wieder – sicherlich auch dank des sehr nahbaren, einfühlsamen Spiels ihrer Darsteller Jörg Hartmann und Anna Schudt.
Der Dortmunder «Tatort» hat ein deutliches Stück weiter zurück in die Spur gefunden. Was man noch vermissen mag, sind die sinnigen und intelligent in den Plot verwobenen sozialkritischen Ansätze, die die Ruhrmetropole zu einer der besten «Tatort»-Städte überhaupt gemacht haben.
Das Erste zeigt «Tatort – Hundstage» am Sonntag, den 31. Januar um 20.15 Uhr.