Die Kritiker

«Younger»: 40 ist das neue 26

von

«Sex and the City»-Schöpfer Darren Star meldet sich zurück. Mit einer Comedyserie über eine 40-Jährige, die sich als 26-Jährige ausgibt. Quotenmeter.de hat reingeschaut.

Hinter den Kulissen

  • Serienschöpfer: Darren Star
  • Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Pamela Redmond Satran
  • Darsteller: Sutton Foster,Debi Mazar, Miriam Shor, Nico Tortorella, Hilary Duff, Peter Hermann, Molly Bernard
  • Komponist: Chris Alan Lee
  • Ausführende Produzenten: Darren Star, Larry W. Jones, Keith Cox, Tony Hernandez
  • Produktionsfirmen: Darren Star Productions, Jax Media, TV Land Original Productions
Die Personaletagen dieser Welt sind völlig durchgeknallt: Um einen brauchbaren Job zu erhalten, muss man die Qualifikationen einer 40-jährigen Person aufweisen, sollte aber möglichst unter 30 Jahre alt sein. Vor allem Marketing- und andere Medienbüros sind gierig nach mit Referenzen gespickten Lebensläufen und wollen trotzdem nur ganz, ganz frisches Blut einstellen. Diese perplexe Lage, absurde Altersintoleranz (bei der selbst Leute, die nicht einmal 14 Jahre älter sind als völlig hinter dem Mond lebend gelten) und die Eigenheiten der Social-Media-Generation zieht «Sex and the City»-Schöpfer Darren Star nun in seiner neuen Comedyserie «Younger» mit Schwung und Optimismus durch den Kakao.

Die Hauptrolle in «Younger» wird von Sutton Foster gespielt. Der «New in Paradise»-Star ist als 40-jährige Liza Miller zu sehen, eine frisch geschiedene Mutter, die nach dem Aufbruch ihrer Tochter ins Ausland ganz alleine ist. Um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, möchte Liza ins Arbeitsleben zurückkehren – allerdings stellen sich ihr diverse Herausforderungen: Weil sie mehrere Jahre an der Familienfront verbracht hat, ist ihre Vita zu überschaubar für eine Person in ihrem Alter, so dass sie für höhere Jobpositionen nicht geeignet ist. Gleichwohl gilt sie als zu alt für typische Einsteigerjobs. Liza sieht keinen Ausweg aus ihrem Dilemma und besäuft sich in einer Bar, wo sie auf zarte 26 geschätzt wird. Von diesem Kompliment angestachelt, beschließt Liza auf Anraten ihrer besten Freundin (Debi Mazar), sich fortan als 36-Jährige auszugeben.

Liza kommt mit ihrer Masche durch und angelt sich in einem Verlag eine Stelle als Assistentin der herrischen Marketingchefin Diana (Miriam Shor). In der Firma knüpft sie freundschaftliche Bande mit Kelsey (Hilary Duffy), einer gut aufgelegten Mit-Zwanzigerin, die glaubt, eine große Zukunft vor sich zu haben. Liza aber befürchtet, dass Kelsey die Fehler begehen wird, die sie sich einst geleistet hat – ohne ihre Scharade auffliegen zu lassen, kann Liza ihre neue Freundin allerdings nicht warnen …

Durch das Setting in der Marketingabteilung eines New Yorker Verlags hat sich Showrunner Star einen passenden Rahmen für seine Geschichte ausgesucht: An Lizas Arbeitsplatz prallen zwangsweise die alte Welt und die neue Welt aufeinander – das bevorzugt auf Ausdauer angelegte Printmedium Literatur und die schnelllebigen sozialen Netzwerke, die zu Marketingzwecken herhalten müssen. Mit pointierter Beobachtungsgabe skizziert Star übertriebene, doch glaubwürdige Szenarien in der verlagseigenen Werbeabteilung. So wird in Folge zwei eine erfolgreiche Hashtag-Aktion gelobt, weil sie „vielleicht, möglicherweise“ dazu führt, dass eventuell ein paar der teilnehmenden Twitter-User darüber nachdenken, irgendwann das beworbene Buch zu erwerben. Wenn denn nichts dazwischenkommt.

Ganz frei von ausgetretenen Humorpfaden ist «Younger» nicht: Liza versteht Twitter nicht (nicht nur ein überreizter Gag, sondern angesichts der ganzen „Twitter is for old People!“-Snapchatdebatte auch ein unglaubwürdiger). Und sie ist davon überrascht, dass Frauen unter 30 Jahren ihren Intimbereich komplett waxen. Diese Verwicklungen stellen jedoch nur Ausnahmen dar – gemeinhin ist «Younger» frischer und teilt genüsslich auf beide Seiten aus: Mittzwanziger sind hibbelig und überdramatisieren, Großstädter in ihren Vierzigern haben ihren Verve verloren und blicken eitel auf die Jüngeren herab.

In den teils weniger als 20 Sendeminuten hechelt «Younger» mehrere komödiantische Momente durch sowie den steten, schrittweise skizzierten Charakterwandel Lizas, die (wie Foster es sehr überzeugend rüberbringt) nicht so recht weiß, ob sie auf ihren Coup stolz sein soll. Ihr Zusammenspiel mit ihren Ensemblekollegen (insbesondere mit Debi Mazar und «Lizzie McGuire»-Star Hilary Duff) ist fesch, und es ist wohltuend, in der heutigen TV-Landschaft eine Serie zu sehen, die weder mit einer dunklen Weltsicht kokettiert, noch besonders turbulent ist. Da das Episodenende oft sehr schnell hereinpoltert, wirkt «Younger» zwar zu Beginn der ersten Staffel noch etwas unausgereift, jedoch erstaunt es beim gebotenen Charme nicht, dass in den USA bereits Runde drei angekündigt wurde.

«Younger» ist ab dem 3. Februar immer mittwochs um 21.05 Uhr bei TNT Glitz zu sehen.

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