
Sein Kollege Seth Meyers, ehemaliger Chefautor und News-Moderator der Sketch-Show «Saturday Night Live», welcher zur gleichen Sendezeit auf NBC bei «Late Night with Seth Meyers» sein Unwesen treibt, schlägt wiederum deutlicher in die politische Kerbe. Meyers wirkt dabei noch etwas zu unauffällig und zugeknöpft, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Er zieht viel komödiantischen Effekt aus den improvisierten Dialogen mit seinem Bandleader Fred Armison, etwa wenn dieser mit viel Enthusiasmus ganze Serien-Episoden nacherzählt, die er offensichtlich nie gesehen hat. Momentan ist die Sendung jedoch noch stark geprägt von Meyers Vergangenheit bei «Saturday Night Live», allerdings scheint der Moderator smart genug, dass er über das übliche, oftmals etwas banale Prominenteninterview hinauswachsen könnte.
Kabelsender setzen auf Internationalität und Vielfalt
Bis auf Conan O’Brien, der eine neue Heimat bei TBS gefunden hat und sich selbst als weißesten weißen Mann der Welt bezeichnet, ist es durchaus interessant zu sehen, dass besonders Kabelsender auf Internationalität und Vielfalt setzen: Bei HBO beschäftigt sich ein Brite namens John Oliver in seiner Satire-Sendung «Last Week Tonight» mit einer für den Zuschauer ansteckenden Häme und Freude mit internationalen Themen wie dem FIFA-Korruptionsskandal, zeigt aber auch wie überraschend einfach und legal es ist, in Amerika eine Kirche zu gründen und Millionen von Spendengeldern steuerfrei einzufahren.

Warum wählte EinsFestival aus diesem umfangreichen Potpourri ausgerechnet Jimmy Fallon aus?
Historisches
Die «Tonight Show» wurde das erste Mal im September 1954 aus dem New Yorker Rockefeller Center gesendet. Vor Jimmy Fallon hatten Steve Allen, Jack Paar, Johnny Carson, Jay Leno und Conan O’Brien den Job als Moderator inne. 1972 zog die Show nach Kalifornien um und erst unter Jimmy Fallon kehrte sie nach New York City zurück.Gerade Fallons simpler Enthusiasmus macht ihn aber auch international und spezifisch für Deutschland reizvoll und einfach zu verdauen. Playback-Battles mit Tom Cruise und Will Ferrell sowie Acapella-Ständchen mit den Muppets von der Sesamstraße und Parodien von «Downton Abbey», «Game of Thrones» und «Breaking Bad» sind leichter an den Mann zu bringen, als Satiriker wie Stephen Colbert oder Jon Stewart, die täglich in Erwartung auf den nächsten gesellschaftspolitischen Skandal ihre Messer wetzen.
Auch wenn Fallon meistens nur kurze und schwache Einstiegsmonologe zu bieten hat und nicht der schlagfertigste Interviewer ist, bleibt seine Begeisterungsfähigkeit ansteckend. Auch die diversen Spiele, Einspieler und Blödeleien sind meistens ein großer Spaß. Ob ausgerechnet seine Late Night Show in Deutschland ein stabiles Publikum finden wird, wo schon so viele andere Formate gescheitert sind, bleibt abzuwarten.
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