«Seinfeld» - Exklusiv auf Hulu
Hulu ist übrigens der einzige Streaming-Anbieter, der sich die Rechte an der US-Sitcom «Seinfeld» sichern konnte. Und dieser Deal mit Sony Pictures TV war definitiv nicht günstig. Zwischen 875.000 und 1.000.000 Dollar (Zahlen variieren) soll Hulu pro Folge gezahlt haben. Damit blätterte der Anbieter um die 160-180 Millionen Dollar für die insgesamt neun Staffeln hin.Die achtteilige Eventserie basiert auf dem 2011 erschienenen Stephen King-Roman „Der Anschlag“ („11/22/63“). Als Produzenten sicherte sich Hulu einen der ganz großen Namen der Serien- und Filmbranche: J.J. Abrams («Lost», «Star Wars: Das Erwachen der Macht»). Die Schauspieler sind ebenfalls keine unbekannten Gesichter. Die Hauptrolle des Jake Epping spielt James Franco. Ebenfalls mit von der Partie sind unter anderem Chris Cooper, Sarah Gadon, T.R. Knight, Josh Duhamel und Cherry Jones.
«11.22.63» ist der nächste große Schritt Hulus, ein ernstzunehmender Player auf dem amerikanischen Streaming-Markt zu werden. Denn schon seit einigen Jahren wird der bislang unter seinen Möglichkeiten agierende Dienst immer mehr zum Konkurrenten für die Platzhirsche Netflix, Amazon und HBO.
Angst vor dem Schicksal der Musikindustrie
Hulu begann 2008 eigentlich als kostenlose und durch Werbung gestützte Plattform, die einen simplen Zweck hatte: die zahlreichen Sendungen der amerikanischen Networks im „eigenen Hause“ halten. Denn Hulus Anteilseigner sind bis heute drei große Namen der Unterhaltungsindustrie: Disney (ABC), 21st Century Fox (Fox, FX) und Comcast/ NBCUniversal (NBC). Hulu war in den Anfangsjahren letztlich eine Art gemeinsame Mediathek dieser drei großen TV-Networks. Es grassierte damals die Angst vor der Piraterie: was der Musikindustrie passierte, sollte nicht auch dem Fernsehen wiederfahren. Mit Hulu versuchten die Sender, eine legale Alternative zur Piraterie zu etablieren, doch der große Erfolg blieb vorerst aus. Die Anteilseigner versuchten sogar zwei Mal, den Dienst zu verkaufen, was aber an den dürftigen Angeboten scheiterte. Die Teilhaber stritten sich darüber hinaus mit dem damaligen Hulu-Chef Jason Kilar über die künftige Ausrichtung des Dienstes. Kilar war gewillt, die neuen Sehgewohnheiten der Zuschauer kapitalisieren, während die Anteilseigner eher am bisherigen Geschäftsmodell festhalten wollten. 2013 verließen der CEO und große Teile der Führungsebene Hulu.
Mit dem neuen Chef Mike Hopkins änderte sich plötzlich auch die Einstellung der Teilhaber. Noch im gleichen Jahr investierten die drei Unterhaltungsgiganten 750 Millionen Dollar in Hulu und es begann ein rasanter Aufstieg. Vor allem die Produktion von eigenen Formaten rückte langsam in dem Mittelpunkt. Bereits 2012 nannte der damalige CEO Jason Kilar die Produktion eigener „Original Series“ als wichtigen Teil der Zukunft Hulus und noch im selben Jahr ging die erste eigene Comedy-Serie «Up to Speed» an den Start. In der Folgezeit konzentrierte sich der Streamingdienst vor allem auf dieses Genre – Dramen blieben vorerst Mangelware. Und auch das später eingeführte Bezahl-System war Spiegel des Zickzack-Kurses der Findungsphase. Heute kostet ein Abo 7,99 Dollar im Monat. Wer Hulu werbefrei sehen möchte, muss 11,99 Dollar hinblättern. Und obwohl die der Dienst nicht mehr kostenfrei ist, steigt die Zahl der Abonnenten mittlerweile rasant. Laut eigenen Angaben wuchs sie von 2014 auf 2015 um 50 Prozent – neun Millionen zahlende Kunden weist Hulu derzeit aus.
Einbruch der Netflix-Aktie
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Netflix still has a lead in original content, but Hulu is investing and trying to catch up. They need more of that content that you can't find or get anywhere else.
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Media Analyst Anthony DiClemente (Nomura Securities) über Hulus Zukunft
Den Mitbewerbern ist jedoch vor allem eines gelungen: die Abgrenzung zu den klassischen Serien und Shows der Networks. Diese kann Hulu vorweisen (mit Ausnahme von CBS), doch darüber hinaus gibt es kein nennenswertes Angebot – kein Alleinstellungsmerkmal. Die Konkurrenten haben frühzeitig erkannt, dass der Rechtekauf alleine nicht das komplette Geschäftsmodell tragen sollte. Sie begannen mit der Produktion und Bestellung von hauseigenen sowie exklusiven Serien. Doch Eigengewächse wie «The Path», das im März exklusiv auf Hulu startet (Hauptdarsteller ist «Breaking Bad»-Star Aaron Paul), oder «11.22.63» sind der Beginn einer Serienoffensive seitens des kleinen Anbieters. Und die ersten Erfolge sind bereits jetzt greifbar: zum ersten Mal gelang es einer Hulu-Eigenproduktion, eine Golden Globe-Nominierung zu erhalten: «Casual» war 2016 Anwärter in der Kategorie „Best Series Musical or Comedy“.
Hulus entscheidender Vorteil
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They really put their foot on the gas this year. It's been a year of accelerated investment in content... They've shown they can be very aggressive in the space.
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Media Analyst Anthony DiClemente (Nomura Securities) über Hulus Anstrengungen 2015
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