Der Fluch der Handys
Was bewegt einen Menschen, der gerade das schlimmste Zugunglück Bayerns seit 40 Jahren überlebt hat, hilflose Menschen, schreiend und weinend vor Schmerz, mit seinem Handy zu filmen? Vielleicht ist es der Schock. Vielleicht auch nicht. Die Tatsache, dass Videos und Fotos dank der technischen Entwicklung nun einfach via Handy geschossen werden können, hat dazu geführt, dass wir die Privatsphäre der anderen immer weniger achten und offenbar auch das Hirn immer seltener einschalten. Das Zugunglück in Bayern ist ja nur ein Beispiel, wo lieber gefilmt statt geholfen wird. Man kann den Menschen nur eintrichtern in Extrem-Situationen anzupacken - und das Handy aus der Hand zu legen. Damit sie selbst in traumatisiertem Zustand das Richtige tun.Kurz kommentiert von Manuel Weis
„Mein erster Impuls war 'Geht gar nicht', das sollten wir den Leuten nicht zumuten. Soll sich doch jeder der mag, das Video im Netz aufrufen. Dann kann man sich bewusst entscheiden, ob man das ansehen möchte“, erklärt der Journalist im Tagesschau-Blog. Man entschied sich, um Opfer zu schützen und Zuschauer, die nicht schnell genug umschalten können, nicht zu verstören, zunächst gegen eine Ausstrahlung. „Auf der anderen Seite ist das Video ein authentischer Blick auf das Unglücksgeschehen. Wir zeigen schließlich ja auch die Rettungsarbeiten, die Bergung der Verletzten und den Zug von außen. Deshalb komme ich zu dem Ergebnis, dass dieses Bildmaterial unsere Berichterstattung ergänzt und dass wir darauf zurückgreifen sollten. Aber wir tun es so verantwortungsbewusst wie wir können. Wir zeigen nur eine Sequenz ohne Bilder von Verletzten und ohne Ton“, erklärt Gniffke weiter.
Anders gehandelt hat derweil die BBC. Sie zeigte längere und deutlichere Ausschnitte aus dem Video, sprach aber auch mit dem Mann, der gefilmt hat.
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