Filmfacts: «Zoolander No. 2»
- Kinostart: 12. Februar 2016
- Genre: Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 102 Min.
- Musik: Theodore Shapiro
- Kamera: Daniel Mindel
- Buch: Ben Stiller, Justin Theroux, Nicholas Stoller, John Hamburg
- Regie: Ben Stiller
- Darsteller: Ben Stiller, Owen Wilson, Penélope Cruz, Will Ferrell, Kristen Wiig, Justin Theroux, Christine Taylor
- OT: Zoolander 2 (USA 2016)
In der Filmwelt ist das anders. Hier darf sich jeder frei in jedem Genre und Tonfall probieren, ganz so, wie es ihm beliebt. Lediglich die geldgebenden Studios und Produzenten haben da meist noch ein Wörtchen mitzureden, immerhin sollte sich ein Filmprojekt an den Kassen auch refinanzieren. Im Falle von «Zoolander No. 2» haben wir es – würde man die Fortsetzung der Kultkomödie «Zoolander» von 2001 – mit einem cineastischen Hybriden aus haute-couture-Parodie und prêt-à-porter-Klamauk zu tun. Darum, dass dieser Spagat funktioniert, kümmert sich wie schon im Vorgänger auch diesmal Regisseur Ben Stiller, der sich zuletzt im Rahmen der schwelgerischen Sinnsuche «Das erstaunliche Leben des Walter Mitty» neu erfand und sich im zweiten Teil der abgedrehten Fashionvictim-Karikatur vollends fallen lassen darf. Das geht allerdings nur, weil er sich auch hier einmal mehr auf ein herausragendes Ensemble verlassen kann. Neben ihm sind erneut Owen Wilson («Inherent Vice») als sein zänkischer Widersacher Hansel, Penélope Cruz («The Counselor») als verpeilte Interpol-Agentin Valentina, eine nicht wiederzuerkennende Kristen Wiig («Der Marsianer – Rettet Mark Watney») als mit einem irren Fantasieakzent ausgestattete Designerin Alexanya Atoz und Will Ferrell («Der Knastcoach») als Bösewicht Mugatu zu sehen.
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Darüber hinaus möchten wir allen interessierten Lesern ans Herz legen, sämtliche Werbetrailer vorab zu meiden, denn viele Momente innerhalb des Films entfalten ihren ganzen Witz erst durch den Überraschungseffekt während des plötzlichen Auftauchens einzelner Darsteller. Nur so viel sei verraten: Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten und es gibt ein regelrechtes Schaulaufen diverser Gaststars die in ihren schrillen Kostümen und exzentrischen Auftritten teilweise nur schwer zu erkennen sind.
In den wichtigen Nebenrollen sticht vor allem Kristin Wiig hervor, die nicht nur aufgrund ihrer schwer verständlichen Aussprache jede ihrer Szenen um ein Vielfaches aufwertet, sondern die auch die abgedrehtesten Kostümkreationen mit Würde aufträgt. Das gilt auch für ihre Kollegen, die allesamt Figuren verkörpern, die in «Zoolander No. 2» vollkommen jenseits logischer Grundsätze. Sowohl die Figurenzeichnung als auch das Szenario selbst entbehren einmal mehr jedwedem Realismus. Stattdessen bietet dieser Film bietet pur auf ganz, ganz hohem Niveau, dem Ben Stiller, Owen Wilson, Will Ferrell und Penélope Cruz mithilfe ihres unbändigen Engagements Herr werden.
Obwohl es in einer Produktion dieses Schlages gar nicht zwingend notwendig wäre, geben sich alle Beteiligten Mühe, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Da Derek Zoolander und Hansel noch aus Teil eins bekannt sind, haben es Stiller und Wilson nicht allzu schwer, an den emotionalen Backround ihrer Figuren anzuknüpfen. Doch gerade Penélope Cruz überrascht; macht sie ihre Rolle der Ermittlerin Valentina doch zu einer interessanten Frau, die trotz lapidarer Backroundinformationen wie jene, dass sie nach wie vor darunter leidet, dass sie als Model einst nur Bademode präsentieren durfte, ein Profil besitzt, dessen Anziehung auf die beiden männlichen Hauptfiguren man als Zuschauer nachvollziehen kann.
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Die vier Drehbuchautoren um Ben Stiller und Justin Theroux («Tropic Thunder») lassen keinen Stein auf dem anderen, schrecken vor nichts und Niemandem zurück und jede noch so kleine Gruppe ethnischer Herkunft oder sexueller Ausrichtung bekommt liebevoll ihr Fett weg. Das stellt manch eine erwartbare Storywendung in den Schatten und dürfte darüber hinaus jenen Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen, die sich vorab über die Figur des androgynen Models All echauffierten und den Autoren vorwarfen, sich hier auf Kosten einer gesamten sexuellen Orientierung lustig zu machen. Das ist schlicht nicht richtig, da es den Kern des Humorverständnisses von «Zoolander No. 2» unberücksichtigt lässt. Hier geht es Niemandem darum, über Klischees zu lachen, sondern sie zu demaskieren, zu unterwandern, sich nicht davor zu scheuen, mit ihnen zu lachen.
Es steckt also überraschend viel Hintersinn in «Zoolander No. 2». Neue Figuren, neue Ideen, neue Umstände: Ganz wie die Mode selbst hat sich auch Ben Stiller in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder neu erfunden. Nach feinen Charakterstudien wie die Romanverfilmung um Walter Mitty darf er nun nach einer humoristischen Generalüberholung wieder einmal voll auf die – pardon – Kacke hauen und macht das in «Zoolander No. 2» hauptsächlich oberhalb der Gürtellinie. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Komödie besonders brav wäre. Ihr freches Augenzwinkern erhält sie sich durch ihre genaue Beobachtungsgabe der Modebranche. Der Film lässt schlussendlich nur einen Schluss zu: Es ist viel zu selten, dass diese oberflächliche Werbemaschinerie ihr Fett weg bekommt!
Fazit: Mehr Gaststars, mehr Mode, mehr Zeitgeist – das fetzt! In «Zoolander No. 2» ist alles noch eine Spur pompöser und bombastischer, doch trotz der Konzentration auf den Klamauk hat auch diese absurde Komödie das Herz am rechten Fleck. Ben Stillers neueste Regiearbeit legt die Latte für das Komödiengenre im Jahr 2016 ganz weit nach oben. Wir sagen: ab ins Kino und Cameos zählen!
«Zoolander No. 2» ist ab dem 18. Februar bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
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14.02.2016 12:26 Uhr 1