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«GNTM» 2016: Flott, pickepackevoll, aber wirklich neu?

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Die elfte Staffel der Modelshow wartet mit einem neuen Juror und einigen inhaltlichen Veränderungen auf. Dem Tempo des Formats kommt dies durchaus zugute - der inhaltliche Grundton bleibt aber gleich.

In der vergangenen Woche ist «Germany's Next Topmodel» in seine mittlerweile schon elfte Runde gegangen - augenzwingernd könnte man sagen, dass sich darüber neben den Programmverantwortlichen von ProSieben vor allem die Sendungen freuen, die mit möglichst geringem finanziellen Aufwand möglichst williges C-Promi-Material rekrutieren. Warum die hier gecasteten Kandidatinnen für die televisionäre Verwertungskette Richtung Bedeutungslosigkeit bestens geeignet sind, stellte sich schnell wieder unter Beweis - treten doch die meisten Mädchen mit einer Attitüde auf, die man grob unter dem Motto "jung und formbar" zusammenfassen kann. Wer also gehofft hatte, an dieser Grundausrichtung könne sich etwas grundlegend ändern, sollte diesen Gedanken schnell wieder beiseite schieben.

Und doch bleibt in diesem Jahr nicht alles beim Alten, was wohl weniger am neu entdeckten Pioniergeist des Senders liegen dürfte, als viel mehr an der schlichten Notwendigkeit einer Kehrtwende - mit durchschnittlich nur noch 2,30 Millionen Fernsehenden hatte die Jubiläumsstaffel zehn im Vorjahr nämlich die mit Abstand schwächste Reichweite in der «GNTM»-Geschichte verbucht. Erstmals kam in der werberelevanten Zielgruppe ein Marktanteil unterhalb von 15 Prozent zustande. Neben der obligatorischen Neubesetzung in der Jury, wo Wolfgang Joop nach zwei Staffeln durch Michael Michalsky ersetzt wird, hat man sich für ein Juroren-Battle entschieden: Thomas Hayo und Michalsky coachen in diesem Jahr jeweils zwölf Kandidatinnen - doch dieser direkte Zweikampf war nicht das Einzige, was der Zuschauer bis hierhin zu sehen bekam.

Insbesondere die Auftaktfolge am 4. Februar musste derart viele Inhalte unter einen Hut bringen, dass man durchaus ein Lob für den Schnitt aussprechen kann, all das in "nur" gut zwei Stunden Netto-Laufzeit (brutto waren es dann über zweieinhalb Stunden) untergebracht zu haben. So befasste sich die Auftaktfolge nicht nur mit Heidi Klums ganz persönlicher Kandidaten-Selektion aus ursprünglich angeblich über 1.000 Mädchen, aus denen sie 50 angeblich eigenhändig ausgewählt hat - was kein Problem für einen Model-Vollprofi ihrer Couleur ist, denn angeblich wisse sie in den allermeisten Fällen auf Anhieb, ob sich eine junge Frau für den Beruf des Models eignet. Diese Szenen aus den so genannten "Go Sees" werden relativ unsystematisch immer wieder in die Folge eingepflegt.

Hauptsächlich aber geht es um eben jene 50 Teilnehmerinnen von Heidis Gnade, die in einem dreistufigen Auswahlverfahren auf eben jene 24 reduziert werden, welche dann die Teams Hayo und Michalsky bilden. Im "Express Yourself"-Walk dürfen die Mädels zunächst mal so richtig doll Individualität zeigen, bevor anschließend diejenigen 30, deren Individualität am besten zu den Vorstellungen der Jury passt, in der "Fashion Show" vor einem besonders kritischen und kompetenten Publikum (und nebenbei ist auch noch Jimi Blue Ochsenknecht zugegen) die Mode auftragen dürfen, die Michalsky für ihre Individualität am passendsten hält. Ein Anglizismus fehlt noch: Das (oder der, da sind sich die Protagonisten nicht so ganz einig) "ultimative Battle" im letzten Drittel der Auftaktshow, in dem sich die beiden männlichen Juroren ihr Team zusammenbuzzern dürfen - sechs Damen möchte allerdings keiner der beiden haben.

Der vielleicht bemerkenswerteste Kniff bei diesem Sammelsurium an unterschiedlichen Bestandteilen nur einer einzigen Folge: Buzzern beide Juroren, darf nicht das angehende Topmodel selbst entscheiden, in welches Team es lieber gehen möchte - so viele individuelle Entscheidungsmöglichkeiten überlässt man dem nächsten Topmodel dann doch nicht. Nein, Heidi Klum übernimmt das für sie. Höchstwahrscheinlich deshalb, weil sie einfach schon auf Anhieb sieht, welcher Juror für sie der Beste ist. Oder weil sie ein weiteres Mal unter Beweis stellen möchte, dass sie hier die Hosen an hat. Dieser Fokus auf das tatsächliche Star-Model ist nichts Neues, erstaunt in seiner Deutlichkeit von der ersten Sekunde an aber schon - und erinnert natürlich stark an die Rolle des «DSDS»-Titans Dieter Bohlen.

Und sonst so? Das Tempo der neuen Staffel ist zumindest zu Beginn noch sehr hoch, wobei es eine Herausforderung darstellen dürfte, es in den kommenden Wochen und Monaten aufrecht zu erhalten. Wer sich wahrhaftig individuelle Charaktere wünscht, ist bei dem Format nach wie vor komplett fehl am Platz, denn die Kandidatinnen dienen meist als Projektionsfläche des Geltungsdrangs der Jury, die mächtig für sich selbst und ihre Kompetenz werben darf. Die Battle-Idee ist nett, aber von «The Voice» abgeschaut, mäßig mitreißend umgesetzt und bislang gelang es auch noch nicht so recht, deren Sinn fernab des Selbstzwecks einer weiteren "total krassen Challenge" herauszuarbeiten. So wirklich viel Neues bekommt man dann also letztlich doch nicht zu sehen. Vielleicht reicht es aber, um zumindest einige verloren gegangene Zuschauer der vergangenen Jahre wieder für einige Zeit zurück zu gewinnen - und darum geht es bei der Sendung doch letztlich ohnehin primär.

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