Filmfacts: «Midnight Special»
- Kinostart: 18. Februar 2016
- Genre: Sci-Fi/Drama/Thriller
- FSK: 12
- Laufzeit: 112 Min.
- Musik: David Wingo
- Kamera: Adam Stone
- Buch und Regie: Jeff Nichols
- Darsteller: Michael Shanning, Jaeden Lieberherr, Adam Driver, Kirsten Dunst, Joel Edgerton, Sean Bridgers, Sam Shepard
- OT: Midnight Special (USA 2016)
Zum Beispiel wie im Falle von «Midnight Special», dem neuen Film von «Take Shelter»-, und «Mud»-Regisseur Jeff Nichols, der sich nur äußerst ungern in eine einzelne Sparte pressen lassen möchte und obendrein mit so vielen Einflüssen hantiert, dass man als Zuschauer gut beraten ist, wenn man das im weitesten Sinne wohl dem Drama- und Science-Fiction-Genre zugehörige Regieprojekt Nichols‘ als unvorhersehbare Wundertüte annimmt. Als solche entfaltet das aktuell im Wettbewerb der Berlinale befindliche Indie-Schmuckstück nämlich seine größte Wirkung – als einer der besten Filme des Jahres.
Die Geschichte beginnt mit den Breaking News irgendeines beliebigen US-Fernsehsenders. Es geht um die Entführung eines kleinen Jungen. Sein Name: Alton Meyer (Jaeden Lieberherr). Gekidnapped worden sei er von zwei Männern namens Roy (Michael Shannon) und Lucas (Joel Edgerton), beide bewaffnet und gefährlich. Dass Alton zu keinem Zeitpunkt in Not ist, offenbart ein Blick auf die Menschen, die vor jenem Fernseher sitzen, der gerade besagte Nachrichtensendung ausstrahlt. Es sind die beiden Männer, die in aller Seelenruhe ihr Zeug zusammenpacken, sich den tiefenentspannten und zu keinem Zeitpunkt Angst zeigenden Alton schnappen und sich in ihrem Auto aufmachen in Richtung eines unbekannten Ziels. Zur selben Zeit befragt das FBI eine Gruppe religiöser Extremisten, die ebenfalls hinter Alton her sind. Denn Alton ist kein normaler Junge. Er hat eine Gabe. Und diese Gabe macht ihn entweder zur Waffe, oder zur Rettung für die gesamte Menschheit…
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Ganz ähnlich verhält es sich nun auch bei «Midnight Special», einem Film, über den man vorab so wenig wie möglich wissen sollte, damit sich die vielen Twists und Wendungen erst im Kinosaal, und nicht schon vorab in den Köpfen des Zuschauers entfalten. Innerhalb der ersten halben Stunde glaubt man sich nämlich noch in einem herkömmlichen Geisel-Thriller, bis es – im wahrsten Sinne des Wortes – „Wumm!“ macht und die Umstände des Films auf einmal in einem ganz anderen, auch im wörtlichen Sinne, Licht erstrahlen lassen. Dass man es beim kleinen Alton nicht mit einem normalen Jungen zu tun hat, das weiß man ab der ersten Minute. Doch wo genau die Reise hingeht, was es mit seiner Herkunft, seinem Ziel und auch mit der ganzen Armada aus Verfolgern auf sich hat, das entblättert der Film erst nach und nach und auch ganz zum Schluss nicht vollständig.
Jeff Nichols legt innerhalb seines Skripts sehr geschickte Fährten, schreckt aber auch nicht davor zurück, Fallen zu stellen. Wenn er etwa früh andeutet, Alton hätte möglicherweise Fähigkeiten, die nicht von dieser Welt stammen, er parallel dazu aber die Vernehmung fanatischer Sektenmitglieder zeigt, dann ist es doch fraglich, wie viel Wahrheit in den vermeintlich übernatürlichen Kräften Altons stecken, könnten all die Schilderungen der Gläubigen doch auch sehr gut auf Wahnsinn begründet sein. Es dauert eine ganze Weile, bis man sich als Zuschauer erstmalig traut, überhaupt eine Ahnung darüber abzugeben, worauf genau «Midnight Special» überhaupt hinaus will. Doch da sich die Geschichte binnen weniger Minuten immer wieder erneut um die eigene Achse dreht, offenbart sich schnell, dass hier inhaltlich alles möglich sein könnte. Ob außerirdische Kräfte, religiöser Fanatismus, geheimen Verschwörungen der Regierung oder blinder Hokuspokus: Ein wenig erinnert die Bandbreite angeschnittener Themen an eine gute alte Folge von «Akte X», wenngleich die Dramaturgie nichts mit der zwar nach wie vor großartigen, jedoch erzählerisch recht konventionellen Serie gemein hat.
Schaut «Midnight Special» for free!
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Joel Edgertons Beweggründe, ein Teil dieser Reise zu sein, offenbaren sich ebenfalls bruchstückweise. Sein Charakter Lucas wirkt im Bezug auf das Geschehen ambivalenter. Wo dieser Eindruck herrührt, verrät uns später die Geschichte selbst. Kirsten Dunst («Die zwei Gesichter des Januars») hat leider kaum Möglichkeiten, sich im Rahmen von «Midnight Special» voll zu entfalten. Dafür ist ihre Figur beileibe nicht so relevant geschrieben, wie es sein könnte – ein für sich allein stehender, leider auch recht prägender Minuspunkt. Halbwegs ausgleichen kann das immerhin Adam Driver («Gefühlt Mitte Zwanzig») als FBI-Repräsentant Sevier, dem es gelingt, dem Film ein Quäntchen Humor einzuverleiben, ohne dass es dabei allzu gewollt oder bemüht wirkt.
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Fazit: In «Midnight Special» trifft ein an «A World Beyond» erinnerndes Ideenkonzept auf die inszenatorische Vielfalt einer frühen «Akte X»-Folge und reichert diese schräge Kombination mit einer «Drive»-ähnlichen Intensität an. Damit hat der Film nicht bloß gute Chancen auf den Goldenen Bären der Berlinale 2016, sondern auch auf den Status „moderner Klassiker“.
«Midnight Special» ist ab dem 18. Februar in ausgewählten Kinos Deutschlands zu sehen.
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