Gute Geschäfte
...macht die Produktionsfirma Joker Productions derzeit: Denn neben weiteren Folgen mit Carmen und Robert Geiss und eben «Schickeria Deluxe» begleitet das Unternehmen auch Promis für Sat.1 - und der Auftrag hat noch einmal ein anderes Kaliber. Der Bällchensender hat gleich 40 einstündige Episoden von «Yellow Press» in Auftrag gegeben.Was freilich die Gefahr birgt, dass sich die Fortsetzung an den verdammt hohen Ansprüchen messen lassen muss, die mit der hervorragenden Premiere aufgebaut wurden. Eines vorweg: Der zweite Film ist sicherlich keine krasse Wendung ins Negative und erzählt weiterhin stimmig, feinfühlig und nah an seiner faszinierenden Hauptfigur. Dennoch ist „Jäger in der Nacht“ in manchen Punkten nicht mehr so mitreißend wie «Begierde» im letzten Jahr.
Louise Boni hat mittlerweile einen Entzug hinter sich und lebt, trotz mancher (angenehm dezent inszenierter) Verführungen, als trockene Alkoholikerin, als ein neuer Fall eintrudelt: Eine Studentin aus Aachen ist verschwunden. Der Fall wirkt zu Beginn wenig spektakulär: Dass junge Frauen ohne das Wissen ihrer Väter einige Zeit nicht erreichbar sind, komme eben vor, meinen die Kollegen und der Dienstvorgesetzte. Doch als in einem engen zeitlichen Zusammenhang auch ein 15-Jähriger verschwindet, stehen die Entführungsdelikte auf einmal präsenter auf der Agenda.
Während bald die Leiche des jungen Mannes gefunden wird, bleibt die Studentin verschwunden. Erste Hinweise deuten darauf, dass zwei alte Frauen, die zurückgezogen in einem halb verfallenen Haus hinter hohen Mauern leben, etwas mit dem Fall zu tun haben könnten: Ihnen gehört die Scheune, in der die Studentin eine Zeit lang gefangen gehalten wurde. Noch beunruhigender: Auch ein (Mit-)Täter aus den eigenen Reihen kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Was bekannte Probleme nach sich zieht, die auf Louise Boni einprasseln: Zum Corpsgeist degenerierte kollegiale Solidarität, Vertuschungsversuche und eine abstoßende Amalgamierung aus psycho-sexuell motivierten Allmachtsphantasien und der strukturellen Gelegenheit, diese auszuleben.
In «Begierde» war das Verbrechen, das Louise Boni ermittelte, dramaturgisch zweitrangig. Und das war gut so. Es war eine narrative Baseline, aus der man einen stimmigen Spannungsbogen zimmern konnte. Doch das eigentlich interessante war diese faszinierende Figur: eine gebrochene Heldin, seelisch zerrüttet, innerlich hilflos, nach außen hin bemüht kontrolliert, intelligent, kompetent und nicht eine Sekunde lang mit billigen Mitleidsmitteln zum Opfer stilisiert.
„Jäger in der Nacht“ legt den Fokus nun stärker auf den Krimi. Das muss nicht unbedingt missfallen, schließlich ist er gut erzählt und thematisch nicht uninteressant. Doch die große Stärke von «Kommissarin Louise Boni» ist eben Louise Boni: Sie ist der Hauptgrund für das grandiose Kritikerecho auf die Premiere der Reihe gewesen. Wegen dieser Verlagerung vom Psychogramm einer herausragend spannenden Hauptfigur hin zur Erzählung eines komplexen Kriminalfalls hat man ein wenig von dem verloren, was «Begierde» zu einem solch mitreißenden Fernsehfilm gemacht hat.
Sehenswertes Fernsehen ist «Kommissarin Louise Boni» natürlich immer noch. Nicht zuletzt natürlich wegen Hauptdarstellerin Melika Foroutan, die an ihrer Rolle zahlreiche Nuancen und einen großen Facettenreichtum finden kann. Sie brilliert in diesem Film genauso wie im letzten. Allein ihre Tour de Force hebt auch die zweite Folge dieser Reihe schon weit über den deutschen Krimidurchschnitt.
Das Erste zeigt «Kommissarin Louise Boni – Jäger in der Nacht» am Donnerstag, den 18. Februar um 20.15 Uhr.
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17.02.2016 23:11 Uhr 1
18.02.2016 20:40 Uhr 2