2009 fiel nach dem desaströsen letzten Platzes der No Angels die Wahl des deutschen Beitrags nicht durch einen Wettbewerb. Eine interne Jury entschied, wer Deutschland vertritt. Genützt hat der Verzicht auf einen Vorentscheid nichts. Alex Swings Oscar Sings! landete abgeschlagen beim Finale in Moskau im letzten Drittel. Die einzige Erinnerung an diesen Auftritt dürfte der Striptease von Burlesque-Tänzerin Dita von Teese sein. Weniger das Lied „Miss Kiss Kiss Bang“.
Raab verhalf den Quoten und Lena zum Sieg
2010 sollte alles anders werden. Die ARD kooperierte in einer bisher noch nie dagewesenen Form mit dem Privatfernsehen. Die NDR-Verantwortlichen holten Stefan Raab ins Boot. Der Entertainer sollte den Grand Prix retten. Zusammen mit ProSieben trug das Erste eine Castingshow «Unser Star für Oslo» aus. Nach mehreren Vorshows stand Lena Meyer-Landrut im Finale und brach mit „Satellite“ den Bann. Das Finale des deutschen Grand-Prix-Vorentscheids sahen durchschnittlich 4,5 Millionen Zuschauer (14,6 Prozent). Bei den 14- bis 49-Jährigen schalteten bei der Endrunde von «Unser Star für Oslo» 2,5 Millionen Zuschauer ein (20,3 Prozent). Die ersten Auswahlshows hatten allerdings lediglich knapp zwei bis drei Millionen Zuschauer vorzuweisen.
Das Ergebnis im internationalen Finale im Mai in Oslo war klar: Deutschland gewann zum zweiten Mal überhaupt den Eurovision Song Contest. Für den 2011 in Düsseldorf stattfindenden «ESC» war Lena als Teilnehmer fest gesetzt - in einem Vorentscheid sollte das Publikum lediglich über das Lied entscheiden. Die Fernsehzuschauer wählten „Taken By A Stranger“ unter sechs Liedern aus. Im Schnitt 3,25 Millionen Zuschauer (Marktanteil 10,1 Prozent) sahen die mehr als zweistündige Sendung. Insgesamt war der Vorentscheid «Unser Song für Deutschland» auf drei Shows ausgelegt. Die ersten beiden Shows, die bei ProSieben liefen, waren noch schwächer gewesen: Sie hatten 2,62 Millionen (8,5 Prozent) und 1,82 Millionen (5,5 Prozent) Zuschauer.
ARD im Tal der Tränen
So richtig floppte der Vorentscheid «Unser Star für Baku» 2012. Daran konnten auch die Jury-Mitglieder Thomas D. und Stefan Raab nichts ändern. Nach bereits quotenmäßig schlechten Vorentscheidungen holte die Casting-Show auch im Finale mäßige Werte. Gerade einmal 2,19 Millionen Menschen wollten die Live-Show im Ersten miterleben. Bei den jüngeren Zuschauern waren es 1,13 Millionen und ein Marktanteil von 8.9 Prozent. Übrigens: Roman Lob mit „Standing Still“ vertrat Deutschland beim «Eurovision Song Contest» in Aserbaidschan.
2013 konnte sich die Quote des deutschen Vorentscheids ein wenig steigern, lag aber immer noch unter dem Senderschnitt. 3,24 Millionen Zuschauer schalteten ein, als Cascada mit „Glorious“ gewann. Das entsprach einem Marktanteil von 10,4 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wollten «Unser Song für Malmö» 1,38 Millionen sehen (11,5 Prozent). Das Promi-Special der Jörg-Pilawa-Show «Rette die Million» hatte parallel dazu wesentlich mehr Zulauf: Dort sahen 4,80 Millionen zu (14,9 Prozent). Auch die RTL-Actionserie «Alarm für Cobra 11» war mit 4,58 Millionen (13,9 Prozent) beliebter als der Vorentscheid. Und sogar Sat.1 schob sich bei den Zuschauerzahlen vor die ARD. 3,27 Millionen verfolgten damals die US-Krimiserie «Criminal Minds» (9,9 Prozent).
Auch 2014 blieb der deutsche Vorentscheid unter der Vier-Millionen-Marke. «Unser Song für Dänemark» interessierte durchschnittlich 3,95 Millionen Zuseher. Immerhin der Marktanteil von 13,3 Prozent erreichte den Senderschnitt. Von den 14- bis 49-Jährigen sahen 1,50 Millionen zu, wie das bisher unbekannte Trio Elaiza mit „Is It Right“ den Vorentscheid gewann.
Skandal 1: Kümmert lehnt Teilnahme am Finale ab
«Unser Song für Österreich» sollte am 05. März 2015 zu einem der größten Aufreger in der Geschichte des Vorentscheids werden. Der frühere Gewinner von «The Voice of Germany» Andreas Kümmert lag in der Zuschauergunst ganz weit vorne. Sein Lied «Heart of Stone» wählte das Publikum als Beitrag für den in Wien stattfindenden «ESC». Kümmert lehnte die Wahl auf der Bühne ab. Moderatorin Barbara Schöneberger erklärte, ohne Rucksprache mit den Verantwortlichen, die Zweitplatzierte Ann Sophie zur Siegerin. Durchschnittlich 3,20 Millionen Zuschauer waren live dabei (10,3 Prozent) bzw. 1,25 Millionen der jüngeren Zuschauer (11 Prozent).
Angesichts der weniger bekannten Teilnehmer am diesjährigen Vorentscheid dürfte mit neuen Quotenrekorden nicht gerechtet werden. Ein alter Hase ist aber wieder an Bord: Ralph Siegel ist zurück auf der deutschen «ESC»-Bühne. In den vergangenen Jahren war Siegel für San Marino sehr aktiv, jetzt will er in Deutschland wieder punkten. Als der Komponist seine letzten Erfolge feierte, hieß der Wettbewerb noch Grand Prix.
Skandal 2: Xavier Naidoos Direktnominierung
Für die eigentlichen Schlagzeilen um den Vorentscheid sorgte die ARD selbst. Sie nominierte willkürlich Xavier Naidoo als Vertreter für Stockholm. Ein heftiger Protest der Medien, in den sozialen Netzwerken und auch ARD-interne Kritik führten schließlich zum Rückzieher. Der NDR nahm Naidoos Direktnominierung zurück. Stattdessen stehen mehr oder weniger bekannte Künstler am 25. Februar in Köln auf der Bühne. Verständlich, dass sich angesehene Musiker auf der europäischen Bühne bei der Punktevergabe nicht abwatschen lassen wollen, ist doch die Schmach bei einem letzten Platz zu groß.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
01.03.2016 11:46 Uhr 1
Und irgendwie hatte ich dieses mal das Gefühl, Barabara nudelt das ganze runter, wie eine lästige Pflichtübung...