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Die tragende Säule der Preisverleihung war selbstredend der Moderator: Chris Rock nahm das im Raum schwebende Thema der mangelnden Vielfalt bei den Oscars und hatte enormen Spaß damit. Der Comedian lieferte zum Beginn des Abends ein Schnellfeuerwerk an frechen Seitenhieben ab, die selten zynisch waren, sondern zumeist mit spitzbübischem Charme auf die Probleme in Hollywood eingingen. Rocks Monolog beschönigte die Probleme nicht, rutschte aber nie in einen belehrenden, mahnenden Tonfall ab, der dem Abend den Entertainment-Faktor genommen hätte. Diese Attitüde haben auch mehrere Comedy-Einspieler beibehalten, in denen Rock das komödiantische Potential der #OscarsSoWhite-Debatte weiter ausgeschöpft hat.
Ein paar ernste Worte wurden in der Oscar-Nacht dennoch verloren. Sowohl von Rock, der Hollywood daran erinnerte, dass nicht-weiße Filmschaffende und Schauspieler einfach nur faire Möglichkeiten haben wollen, ihrem Werk nachzugehen, als auch von der Academy-Präsidentin: Cheryl Boone Isaacs erläuterte in einem einfühlsamen Monolog, dass alle Künstler in Hollywood in der Bringschuld sind, dafür zu sorgen, dass die Oscars und alle Branchen innerhalb des Filmgeschäfts so viel Vielfalt haben, wie das Publikum.
So unstet die Regie bei den Oscar auch gewesen sein mag, war die Gala sehr gut produziert: Das Bühnenbild änderte sich passend zur Kategorie und die Nominierungsclips waren so gut gemacht wie seit Jahren nicht mehr. Besonders stachen die beiden Tonkategorien vor, die durch die wuchtigen Filmausschnitte und die Erläuterungen der Laudatoren Chadwick Boseman und Chris Evans dem fachfremden Publikum sehr fähig nahegebracht wurden. Generell sorgte das On-Air-Design für sehr hübsche, übersichtliche und informative Clips, ebenso wie die obligatorische Montage zu Beginn der Show auf schöne Weise Werbung für die Power von Hollywood-Filmen machte. Kleine, humorvolle Einlagen wie die Laudatio für den besten Animationsfilm durch Woody und Buzz aus «Toy Story», die Präsentation des besten Kurz-Animationsfilms durch die Minions und ein Auftritt der «Star Wars»-Droiden sorgten derweil für Abwechslung und Kurzweil. Kritisch ist unterdessen die Entscheidung zu betrachten, nur drei der fünf nominierten Filmsongs live darzubieten – eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den musikalischen Oscar-Anwärtern zu erschaffen, gehört sich nicht für diese Preisverleihung.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/ampas/88/chrisrock_01__W200xh0.jpg)
Immerhin endete die Oscar-Nacht mit einem Abspann, der mit dem Song „Fight the Power“ von Public Enemy unterlegt wurde. Ein feines, letztes Statement an einem Abend, an dem wieder einmal nur weiße Personen prämiert wurden. 2017 kann man dann hoffentlich auf den Protestsong im Abspann verzichten.
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
29.02.2016 19:08 Uhr 1
Auch bei Twitter war die Resonanz ausnahmslos negativ!
29.02.2016 20:11 Uhr 2
Die Resonanz bei Twitter ist solange uninteressant, solange die Quoten stimmen - und die waren dieses Jahr besser als 2015. Das ist das einzige, was für ProSieben zählt. Zudem muss man Annemarie auch zugestehen, dass dies ihre erste Live-Moderation bei den Oscars war. Dafür war es mehr als ordentlich, deine genannten Kritikpunkte kann ich daher überhaupt nicht nachvollziehen, zumal sich die Fragen sehr an ihren Interviewpartnern orientiert haben.
29.02.2016 20:57 Uhr 3
Der ORF machte dann pünktlich um 06:00 Schluss mit der Übertragung (vor der Verleihung des Besten Filmes). Pro7 war nach der Werbung zumindest noch rechtzeitig zur Dankesrede zurück.
01.03.2016 06:17 Uhr 4
01.03.2016 15:47 Uhr 5
Dein ernst? Warum sollte die Resonanz aus den sozialen Medien uninteressant sein? Nur weil die Leute dennoch einschalten bedeutet das ja nicht, dass sie von der Moderation bzw. den Vorberichten im allgemeinen überzeugt waren. Und eine dermaßen negative und ziemlich einheitliche Meinung, kann auch für Pro 7 nicht sonderlich wünschenswert sein.
Auch dass du Frau Carpendale so in Schutz nimmst und ihr quasi ein super Zeugnis ausstellst, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Das war auf ganzer Linie eine ganz blamable Vorstellung. Ein Denglisch-Mix sondergleiches, jeder zweite Frage bezog sich auf Deutschland und zu den Filmen und Schauspielleistungen wurde fast gar nichts nachgefragt. Von den beiden anderen, will ich gar nicht erst anfangen, die waren überflüssiger als ein Kropf.
Steven Gätjen war auch meist kein guter Fragensteller (was aber wohl an den Vorgaben seitens Pro7 liegen muss, da er in seinen eigenen kleinen Formaten meist sehr gute Interviews führt und auch gestern bei Rocketbeans ziemlich gut drauf war), aber mit ihm war das ganze dann doch meist etwas stilvoller, nicht so verkrampft, souveräner und man merkte ihm an, dass er Ahnung von den Filmen und den aktuellen Projekten der Stars hatte - Frau Carpendale mag sich in der Klatsch und Trasch Szene gut auskennen, aber da wäre sie eher bei den Teen-Choice-Awards aufgehoben und nicht bei den Oscars.