Cast & Crew
Vor der Kamera:Karin Hanczewski als Oberkommissarin Karin Gorniak
Alwara Höfels als Oberkommissarin Henni Sieland
Martin Brambach als Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel
Jella Haase als Polizeianwärterin Maria Magdalena Mohr
Alexandra Finder als Tina Derlinger
Hilmar Eichhorn als Rollo Marquardt
Andreas Guenther als Maik Pschorrek
Hinter der Kamera:
Produktion: Wiedemann & Berg Television GmbH
Drehbuch: Ralf Husmann
Regie: Richard Huber
Kamera: Robert Berghoff
Produzenten: Nanni Erben, Max Wiedemann und Quirin Berg
Im Schlagermilieu spielt auch der Rest dieser Premierenfolge. Der zünftige Toni, in Dudelmusikkreisen als die männliche Hälfte des Duos (und Ehepaares) Toni & Tina bekannt, wird erschlagen in den Kulissen seiner Live-Show aufgefunden. Mord in der heilen Welt – das ist kein Widerspruch, sondern die logische Ergänzung eines Millionengeschäfts, das nicht weniger kaltschnäuzige Geschäftemacher anzieht als jedes andere Segment der Unterhaltungsbranche auch.
„Auf einen Schlag“ will das ein bisschen als Generationenkonflikt erzählen. Tonis alter Manager, der dickbäuchige und heruntergekommene Rollo, war für den Toni so etwas wie eine Vaterfigur gewesen. Er hatte Toni „entdeckt“, wie man in diesen Kreisen sagt, als der gerade neun Jahre alt war, noch vor der Wende. Seitdem managt er ihn und seine Frau Tina, strategisch unglücklich, aber mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Lesern der Klatschspalten werden gewisse Ähnlichkeiten zu Stefanie Hertel und Stefan Mross auffallen. Letzterer hat in diesem «Tatort» auch einen kurzen Cameo-Auftritt.
Die neue Generation der Schlagermanager ist dagegen anders drauf – und wird hier von Maik Pschorrek verkörpert, einem schnöseligen Anzugträger, der Volksmusik eigentlich verachtet, aber mit ihren Protagonisten gutes Geld macht, rechtliche Grauzonen eingeschlossen.
Durch den Fall ermitteln sich insgesamt vier Personen: die Kommissarinnen Gorniak und Sieland, ihr Dienstvorgesetzter Schnabel und die deutlich jüngere (und vollkommen unerfahrene) Anwärterin Mohr. Alle bringen sie entweder eine Sackladung privater Probleme oder dezidiert negative Eigenschaften mit.
Gorniak ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes, der in der Schule bei seinen Lehrern aneckt. Die führen seine Ausfälle darauf zurück, dass Gorniak zu Hause nicht sonderlich präsent ist und die Schublade mit den grauseligen Tatort-Fotos nicht absperrt, an der sich ihr Kind zu schaffen macht.
Sieland lernen wir hingegen in der Fruchtbarkeitsklinik kennen, wie ihr freiberuflicher (de facto: arbeitsloser) Partner gerade eine Spermaprobe abgeben will, wobei sie ihm zur Hand gehen soll.
Schnabel ist unterdessen ein Typ vom ganz alten Schlag, der nur mit höchster Mühe eMails in „diesem verdammten Internet“ verschicken kann, sich über die Laktoseintoleranz seiner Kollegin echauffiert (sowas habe es ja früher nicht gegeben) und rassistische Flegeleien durch die Gegend raunzt, wenn er vom „Neger im Kohlenkeller“ palavert. Der Rest der Republik stellt derweil fest: Wenn diese (noch dazu weitgehend positiv besetzte) Figur für den sächsischen Polizisten repräsentativ sein soll, hat der Freistaat ein noch viel größeres Problem als derzeit angenommen.
- © MDR/ Andreas Wünschirs
Das neue «Tatort»-Team: v.l. Schnabel (Martin Brambach), Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Henni Sieland (Alwara Höfels), Maria Mohr (Jella Haase)
Freundlich könnte man sagen: Mit diesen Figuren wird am Sonntagabend der «Tatort» nicht neu erfunden. Und obwohl alle Rollen sehr gut besetzt sind – und man in zahlreichen Szenen das spielerische Potential der Darsteller spüren kann – bleibt diese Figurenkonstellation doch eine ziemlich beliebige Klitsche, deren biographische Hintergründe fast schon wie eine Parodie auf den modern gedachten «Tatort»-Kommissar wirken. Die alleinerziehende Mutter. Die Haupternährerin. Der Mann von gestern. Die junge Neue, die nur schwer Anschluss findet. Doch diese Klischees führen leider nur ins Offensichtliche. Dramaturgisch ist das eher Zwickau als New York. Was möglicherweise auch genau so gewollt ist.
Im Rest der Republik gilt Sachsen als behäbig und leicht rückständig. Mit denselben Attributen lässt sich auch das neue Dresdner «Tatort»-Team und sein erster Fall beschreiben. Wer am ARD-Sonntagabend nur ein More of the Same in einmal primär weiblicher Besetzung möchte, ist hier richtig. Alle anderen dürften von Autor Ralf Husmann eine dezidiertere Stimme erwartet haben – und von der renommierten Produktionsfirma Wiedemann & Berg ein wenig mehr Innovationsfreude.
Das Erste zeigt «Tatort – Auf einen Schlag» am Sonntag, den 6. März um 20.15 Uhr.
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