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Sat.1: Raus aus den Schlagzeilen, rein in die Deckung

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Sat.1 besticht in den vergangenen Monaten vor allem dadurch, dass man auf große Schlagezeilen verzichtet. Will der Sender derzeit lieber graue Maus als ein getretener Hund sein?

Kaspar Pflüger, der seit gut fünf Monaten neuer Chef des Münchner Privatsenders Sat.1 ist (er trat die Nachfolge des in Zuge mehrerer Vorabendflops in die Kritik geratenen Nicolas Paalzow an), fiel in seiner bisherigen Amtszeit nicht durch übermäßige öffentliche Präsenz und schon gar nicht durch großspurige Ankündigungen auf. Stattdessen muss man zusehen, wie der Bällchensender wieder vermehrt in der Belanglosigkeit verschwindet. Ist das Kalkül oder einfach der Effekt des plötzlichen Wechsels auf dem Chefstuhl?

Als die Personalie Pflüger Anfang Oktober bekannt wurde, herrschte bei vielen Partnern von Sat.1 erst einmal ein wenig Rätselraten. Wer ist dieser Pflüger und für was steht er genau? Wie er Sat.1 in den kommenden Monaten umbauen möchte, welche Visionen und Konzepte er hat, ist auch rund 150 Tage nach Amtsübernahme nicht überall klar. Ähnlich wie der Chef übt sich der ganze Sender in diesen Wochen und Monaten in erstaunlicher Zurückhaltung.

Wunden lecken beim Bällchensender? Ohne Frage: 2015 landete der Kanal eine ungewohnt hohe Summe an Flops. Angefangen vom mit einer spannenden Grundidee ausgestatteten «Newtopia» über die Vorabend-Totalausfälle «Mila» und «Unser Tag» bis hin zu Versuchen, Show-Formate wie «Deal or No Deal» oder «Nur die Liebe zählt» wieder zu beleben. Damit schaffte es Sat.1 zwar wieder deutlich mehr in die berichterstattende Presse als in den Jahren zuvor – nur positiv waren die Schlagzeilen bei Leibe nicht immer.

Durchschnaufen, sich neu aufstellen und bis dahin nicht auffallen, ist von daher vielleicht gar keine so schlechte Strategie. Bis auf den Dienstag und den Freitag bestückt Sat.1 aktuell keinen 20.15-Uhr-Sendeplatz mit selbst gemachter Ware. An gleich drei Tagen sind US-Dauerbrenner im Einsatz, mittwochs und samstags runden Filme das Programm ab. Fernsehen mit echtem Sat.1-Stempel gibt es quasi nur dienstags, wenn man bedenkt, dass man sich die Marke «The Voice» auch mit ProSieben teilen muss und das aktuell freitags laufende «The Voice Kids», das Sat.1 exklusiv hat, somit keine astreine Sat.1-Produktion ist.

Steckbrief

Manuel Weis ist seit 2006 bei Quotenmeter und seit 2007 verantwortlicher Chefredakteur. Er ist somit in allen Bereichen der Seite im Einsatz. Nebenberuflich arbeitet er als freier Sportreporter mit Schwerpunkt auf Fußball, Eishockey und Boxen.
Irgendwann aber werden die Münchner wieder aus der Deckung kommen müssen, denn der inhaltliche Stillstand führt zu einem Rückschritt bei den Quoten. Paalzow musste gehen, nachdem er den Seasonstart mit 9,2 Prozent bei den Umworbenen im September verpatzt hatte. Freilich stand man damals unter dem Eindruck der nächsten großen Flops, die viel Geld verbrannt hatten. Unter Pflüger ist Sat.1 im Januar nun bei 8,4 Prozent gelandet – eines der schlechtesten Ergebnisse in der Historie des Kanals. Im Februar ging es leicht bergauf, die 9 stand aber dennoch nicht vor der Komma. Und welcher Weg nach oben aus seiner Sicht der richtige ist, vermag in München aktuell niemand zu beantworten. Eine Interview-Anfrage von Quotenmeter.de wurde mit Verweis auf ein Interview Pflügers vergangenen November abgelehnt. Erst in ein paar Wochen will Pflüger sich wieder äußern.

Das klingt zunächst alles nach wenig guten Voraussetzungen für den Kanal. Dass es hinter den Kulissen dennoch ziemlich ruhig ist, ist aber ein Verdienst des jungen Senderchefs. Er – so ist zu hören – besticht durch ruhiges und kluges Arbeiten. Pflüger scheint zu wissen, dass gute Ideen eben ihre Zeit benötigen und man sich nicht nur von sinkenden Quoten treiben lassen darf.

Vorbild für Sat.1 ist hier – mal wieder – VOX. Auch dessen Chef Bernd Reichart, der inzwischen für «Sing meinen Song» und «Club der roten Bänder» gefeiert wird, brauchte einige Monate Anlaufzeit – und auch er hatte zu Beginn den ein oder anderen Flop zu verantworten. Mit Flops ist man bei Sat.1 aber eben recht vorsichtig geworden. Das nächste große Projekt des Senders sollte sitzen. Dass Sat.1 unter dem neuen Chef noch einmal so experimentierfreudig wird wie unter Paalzow, scheint aktuell ausgeschlossen. Insider erwarten den Bällchensender aber weiterhin breit aufgestellt. Heißt: Neben der deutschen Fiction (einige neue Serien stehen noch aus, über neue Formate wie das mit Henning Baum in tragender Rolle wird spekuliert), sollen auch Show- und Factual-Entwicklungen vorangetrieben werden.

Und: Neben der Primetime hat man vor allem auch den lahmenden 19-Uhr-Sendeplatz, der zur Zeit notdürftig mit «In Gefahr» gefüllt ist, im Auge. Bleibt nur eines zu hoffen: Dass Pflüger die Geschichte seines Senders besser kennt, als mancher seiner Vorgänger. Zu wissen, was dieser Kanal in den vergangenen zehn Jahren schon gemacht hat und womit man teilweise mehrfach gescheitert ist, hilft, Fehler zu vermeiden und wahrlich Neues zu probieren. Wenngleich es auch bei wahrlich Neuem längst keine Hit-Garantie mehr gibt.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
tommy.sträubchen
09.03.2016 14:11 Uhr 1
Ich denke man sollte endlich akzeptieren das die Zeit von Mega Tv Quoten wahrscheinlich vorbei sind, zu groß ist die Auswahl geworden. ..ich bin mir sicher das RTL noch vor 5 Jahren Alles was zählt abgesetzt hätte mit 11/12% Werberel.Quote...also denk ich das Sat1 und auch die anderen Großen einsehen sollten...das vielleicht ne 8-9 % garnicht mal so übel sind und was drüber ist ehr selten wird... .
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