Infos zu Enissa Amani
- Deutsch-iranische Komikerin (geboren in Teheran, aufgewachsen und lebhaft in Deutschland)
- Name ist abgeleitet von der russischen Revolutionären und angeblichen Lenin-Geliebten Inessa Armand
- Trat bei diversen Schönheitswettbewerben mit Erfolg an
- Seit 2013 Standup-Komikerin, war damit schon in diversen TV-Shows zu sehen
- Gewann 2015 den Comedypreis als "Bester Newcomer"
Strukturell ist «Studio Amani» ein recht gradliniger Versuch, eine Spätabend-Comedyshow mit dezentem Latenight-Touch zu etablieren. Amani hat dabei keinen klassischen Schreibtisch, sondern nur zwei Sofas inmitten des vielleicht etwas zu grell beleuchteten Studios stehen, auf denen sie und später auch ihr einziger Gesprächsgast Antoine Monot Jr. Platz nehmen. Nach einem sehr schmalspurigen Standup-Part sitzt sie dort augenscheinlich vor allem deshalb, damit die Kamera sie und den etwas zu groß geratenen Bildschirm im Hintergrund gleichzeitig abbilden kann. Zudem gibt es den einen oder anderen Einspieler zu sehen, einen kurzen Studio-Sketch, das Gespräch mit Monot mitsamt Publikumsaktion und am Ende der Show überraschenderweise keine musikalische Einlage, sondern einen weiteren Clip, in dem Amani ins Comedy-Battle steigt.
Ein auffälliger Gegensatz, der sich im Prinzip durch die gesamte Folge zieht, ist bereits beim Monolog zu Beginn ersichtlich: Amani wirkt souverän in ihrer Rolle, weitaus souveräner gar als der sich oftmals verhaspelnde und müde die Pointen runterratternde Stefan Raab, doch inhaltlich hat sie kaum etwas zu bieten. Zunächst vermag sie noch ein wenig durch eine indirekte Interaktion mit dem Publikum zu kaschieren, welch müde Gags und Klischees zum typischen Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund sie dort erzählt, doch wenn die Standup-Konstellation nicht mehr vorherrscht, fällt dies immer schwerer.
Ein paar Beispiel dafür, auf welchem Niveau die Gag-Autoren über weite Teile unterwegs sind: Beim Thema "Super Tuesday" rückt Amani vornehmlich Trumps Frisur ins Zentrum des Interesses und vergleicht diese mit Maiskolben, Spielfiguren und einen Hamster. Als zusätzliche Facebook-Buttons schlägt sie allen Ernstes den "Krankmach"-Button mitsamt eines Bildes vom Grünen-Politiker Volker Beck vor - neben einem "Wütend"-Smiley mit Hitlerbärtchen extra für AfD-Anhänger. Sie gähnen zurecht. Wären das die Ausrutscher nach unten inmitten eines Sammelsuriums an Brüllern, könnte man darüber hinwegsehen. Aber nein, es sind vielleicht die etwas peinlicheren Versuche, Witz zu generieren - aber sie gehen beim hörbar gelangweilten Publikum nun auch nicht stärker unter als die allermeisten anderen.
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Ich werde mich ganz klar einordnen. Ich würde sogar meinen Wahlschein vor laufender Kamera ausfüllen! So sehr ich Höflichkeit liebe und es mag, wenn man Menschen, die eine andere Meinung haben, mit Respekt gegenübertritt, so sehr hasse ich Diplomatie. Meine Zuschauer werden also eine klare Haltung von mir bekommen – und zwar nicht von einer Politikerin oder einer Gesellschaftswissenschaftlerin, sondern von Enissa Amani. Und dann können wir diskutieren.
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Enissa Amani auf die Frage, ob sie bereit sei, auch politisch Stellung zu beziehen.
Eine weitere amüsante Idee, die zudem auch das Studio-Publikum einbindet: Ein Zuschauer darf eine Geschichte erzählen, wobei Amani durch Betätigung eines Hebels die Schilderung beenden und dem Betroffenen eine Torte ins Gesicht pfeffern darf, wenn diese sie langweilt. Hier wachen die nach etwa zwei Dritteln der Show schon merklich phlegmatisierten Menschen im Studio einmal kurzzeitig auf, auch wenn die Moderatorin gewiss auch daraus mehr hätte rausholen können, bezöge sich ihre größte Freude nicht darauf, diesen lustigen Hebel schnellstmöglich zu betätigen. Etwas verloren wirkt daneben auch Stargast Monot, denn die größte Talkerin scheint Amani nicht zu sein. In erster Linie Geschmackssache ist dann wohl das abschließende "Comedy-Battle", in dem sich Amani und Comedian Marek Fis vor einer grölenden Menge gegenseitig Punchlines an die Rübe werfen. Wer schon einmal Zeuge eines Battle-Raps wurde, kann sich in etwa vorstellen, wie das abläuft. Und nein, auch hier geht es nicht unbedingt um feingeistige Diskurse zu wissenschaftlichen Kontroversen. Spaß kann es aber dennoch machen, wenn man denn auf diese Art Humor steht.
Alles in allem wirkt «Studio Amani» nach der Premierenfolge bei weitem noch nicht rund: Die Gastgeberin beherrscht zwar die Standup-Comedy zufriedenstellend, tut sich allerdings im Talk noch relativ schwer. Die Texte und Pointen, die sie dort vorträgt, wollen zum allergrößten Teil noch überhaupt nicht zünden und verklingen zumeist eher in einem peinlichen Schweigen oder einem Höflichkeits-Lacher. Der Aufbau der Sendung ist relativ konventionell, pflegt aber immer wieder ganz nette Ideen und Aktionen ein, die aber viel zu oft nur mangelhaft umgesetzt werden. Nein, das alles reicht wohl noch nicht, um mittelfristig erfolgreich und vor allem auch inhaltlich relevant zu sein - und dass man auch als junger Künstler durchaus schon bei seiner Premierenfolge mehr liefern kann, stellte vor einigen Monaten Luke Mockridge mit seinem «Luke! Die Woche und ich» unter Beweis. Die Show wird bislang weitgehend unbeachtet am Freitagabend im direkten Wettbewerb zur «heute-show» in Sat.1 versendet - und wirkt dort so unpassend wie ein Award für Amani für die "angenehmste Stimme Deutschlands". Sollte also das «Studio Amani» schon bald wieder seine Pforten schließen müssen, stünde eventuell eine Alternative zur Verfügung - und zwar eine inhaltlich stimmigere als zumindest die Premierenfolge des ProSieben-Neustarts.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
08.03.2016 09:55 Uhr 1
08.03.2016 11:15 Uhr 2
Kann mir bitte jemand eine Sendung nennen, in der Frau Amani mal lustig war und sich selbst bewusst, dass sie gerade im TV ist und etwas dafür tun sollte, da auch bleiben zu dürfen? Allein ihr Auftritt in "Duell um die Geld" hat mir gezeigt, dass die Frau anscheinend mit irgendeinem Verantwortlichen geschlafen haben oder verwandt sein muss, um auf diese Präsenz im TV zu kommen.
Oder ist ihr kultureller Background bei den TV-Kiddies ein wirklich so starkes Merkmal? Ich finds jedenfalls merkwürdig...