Die Kritiker

«Tel-Aviv-Krimi - Shiv'a»

von

Kommissarin Sara Stein ist nach Israel umgezogen - und der «Tel-Aviv-Krimi» endlich in Tel Aviv angekommen. Der Ortswechsel tut beiden gut.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Katharina Lorenz als Sara Stein
Samuel Finzi als Inspector Jakoov Blok
Itay Tiran als David Shapiro
Gill Frank als Commander Shimon Ben Godin
Bat-Elle Mashian als Corporal Hanan Chalabi
Noa Koler als Secretary Tali
Ami Weinberg als Commissioner Weissenberg

Hinter der Kamera:
Produktion: TV60 Filmproduktion
Drehbuch: Martin Kluger und Maureen Herzfeld
Regie: Matthias Tiefenbacher
Kamera: Holly Fink
Produzenten: Andreas Schneppe, Andreas Bareiss und Sven Burgemeister
Sarah Stein lebt mittlerweile seit einem Jahr in Tel Aviv. Dorthin ist sie – sofern Sie sich an die letztwöchige Premiere des «Tel-Aviv-Krimis» erinnern wollen – der Liebe wegen von Berlin gezogen. Seit kurzem hat sie ihr Training an der örtlichen Polizeiakademie abgeschlossen und kann nun endlich in den israelischen Strafverfolgungsbehörden ihre Arbeit aufnehmen.

Ihrem Commissioner kommt sie gerade recht: Ein Chief Inspector der Tel Aviver Polizei ist ermordet worden. Neuankömmling Sara dürfte bei den Ermittlungen die Objektivste sein, schließlich kannte sie den Kollegen nicht, der von allen sehr geschätzt und gemocht wurde. Inspector Blok, der mit Sara die Ermittlungen in dem Fall leiten soll, ist von seiner deutschen Kollegin erst wenig begeistert. Saras Boyfriend David, wegen dem sie überhaupt nach Israel gezogen ist, kann den Typen nicht ausstehen. Er war in der IDF sein Dienstvorgesetzter gewesen.

Der zweite «Tel-Aviv-Krimi», der nun auch tatsächlich in Tel Aviv spielt, ist deutlich unpolitischer geworden als der erste, in dem sich Sara Stein noch durch ein nass-kaltes Berlin ermittelt hat. Der Dreiklang aus vielleicht etwas exotischeren Regionalkrimis am Donnerstagabend aus Bozen, Athen und Tel Aviv (Urbino und Zürich werden noch folgen) ist nun also einer, der ohne große inhaltliche Diskrepanzen und Ansprüche zwischen den verschiedenen Spielorten funktioniert. Sie erinnern sich: Letzte Woche hat man noch – aus Sicht dieses Autors eher schlecht als recht – versucht, die gesellschaftliche Situation von Juden in Deutschland auseinander zu nehmen und irgendwie in einen Whodunnit zu verweben. Leider ziemlich oberflächlich. Nun, da der Stoff in der israelischen Mittelmeermetropole spielt, kommt er selbstverständlich auch nicht ohne die gesellschaftlichen Brandthemen (im Klartext: den Nahostkonflikt) aus. Doch dieser Sachverhalt wird eleganter, organischer, stimmiger in den übergeordneten dramaturgischen Krimi-Kontext verwoben.

Der «Tel-Aviv-Krimi» ist nun ein Tel-Aviv-Krimi und kein Berlin-Krimi mehr, der versuchte, trotz seiner Whodunnit-Dramaturgie auch ein bisschen Problemfilm zu sein. Das tut dem «Tel-Aviv-Krimi» gut; er kann sich nun frei auf das konzentrieren, was er für wesentlich hält und muss sich nicht mehr an Dingen verheben, die mit den sonstigen Ansprüchen an dieses Format im Widerspruch stehen. Diese sind: ein stimmiger Kriminalfall, erzählt in einer faszinierenden, leicht exotischen Location. Man mag diese Ansprüche als unzureichend für einen guten Fernsehstoff kritisieren.

Aber „Shiv’a“ ist über weite Strecken tatsächlich gut erzählt und entwickelt seine Figuren konsequent und interessant. Katharina Lorentz und Samuel Finzi müssen als Sara Stein und Inspector Blok kein gegensätzliches Buddy-Cop-Duo aus dem Dualismus zwischen der Netten, Zuversichtlichen und dem stoffeligen Misanthropen geben, sondern dürfen Figuren spielen, deren Gegensätzlichkeit sich aus konkreteren, relevanten Umständen speist. Derweil wird Tel-Aviv weder als Postkartenhintergrund missbraucht noch allein zum Spielort schauriger, ethnisch aufgeladener Verbrechen degradiert, sondern darf seine Widersprüchlichkeit angemessen präsentieren. Schon das hebt diesen zweiten «Tel-Aviv-Krimi» über den Anspruch der oft beliebigen romantisch-ansehnlich-rauen Settings, die wahlweise Schönheit oder emotionale Kälte ausstrahlen sollen und denen allenfalls am Rande ein Minimum an Ambivalenz zugestanden wird.

Fazit: Auswanderung geglückt.

Das Erste zeigt «Tel-Aviv-Krimi – Shiv’a» am Donnerstag, den 10. März um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/84271
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