Cast & Crew
Vor der Kamera:Eko Fresh als Sol, Ferris MC (Sascha Reimann,«12 Meter ohne Kopf») als Hardy, Martina Eitner-Acheampong («Männertreu») als Madita Berger, Joyce Ilg («Dahoam is Dahoam») als Jessica, Aykut Kayacik («Almanya – Willkommen in Deutschland») als Herr Bulut, Martin Kaps als Herr Küppers, Kida Khodr Ramadan («Kaddisch für einen Freund») als Cousin, Cosima Henman («Teufelskicker») als Lisa und weitere,
sowie Moritz Bleibtreu, Jürgen Drews, Frederick Lau und Andreas Hoppe als Gastdarsteller
Hinter den Kulissen:
Regie: Jan Markus Linhof, Headautor: Niklas Hoffmann, Musik: Eko Fresh und Ismail Boulaghmal, Kamera: Eddie Schneidermeier, Schnitt: Katja Beck, Produktion: Neuesuper
Vor allem jedoch beim Schauspiel graust es dem Zuschauer häufig: Dass die beiden Rapper Eko Fresh und Ferris MC (alias Sascha Reimann) keine Schauspielausbildung haben, macht sich an den von ihnen gespielten Figuren Sol und Hardy deutlich bemerkbar. Ferris MC möchte man das einigermaßen verzeihen, weil sein mangelndes Talent dadurch wettgemacht wird, dass er in der hemmungslos überzeichneten Figur wenigstens witzig ist und mit derben "Scheiß egal"-Sprüchen um sich schlägt. Eko Fresh hingegen verliert sich irgendwo zwischen Wiederholungen („Dies, das“), unlustig-verhunzten Worten („körperlich und physelisch“) und müßigen Pointen („Ist denen klar, wie lange ich für meine Berufsunfähigkeit gekämpft habe“), wobei offensichtlich niemand bedacht hat, dass das Stilmittel der Redundanz nur dann unterhaltsam ist, wenn die eigentliche Phrase bereits Sinn macht oder – im besten Falle – bereits allein stehend witzig ist.
Steckbrief
Frederic Servatius schreibt seit 2013 für Quotenmeter. Dabei ist er zuständig für Rezensionen und Schwerpunktthemen. Wenn er nicht für unser Magazin aktiv ist, arbeitet er im Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder schreibt an seinem Blog. Immer wieder könnt Ihr Frederic auch bei Quotenmeter.FM hören. Bei Twitter ist er als @FredericSrvts zu finden.Wenn Sitcom-Stereotypen sich jagen
Aber auch ansonsten verhält sich die Serie entsprechend üblicher Sitcom-Stereotypen: Neben den karikaturhaften Figuren bietet die Story auch wenig Entwicklungspotenzial, vom abwesenden Wandel der Charaktere mal ganz zu schweigen. Dazu kommen bekannte Mechaniken in Episodenhandlungen. Da wäre gleich zu Beginn der Staffel die im Rollstuhl sitzende Dame, die von Protagonist Sol vor dem Amt beleidigt wird. Doch natürlich stellt sich schnell heraus, dass die angegriffene Frau die für ihn zuständige Beamtin ist, die ihm umgehend die Stütze streicht (was sich in der niedergeschriebenen Beschreibung noch willkürlicher und unglaubwürdiger liest, als es tatsächlich ist). Solche billigen Handlungsschablonen allerdings ziehen sich durch die Produktion, ohne dabei mit größeren Überraschungen aufzuwarten. Das wäre okay, wenn die Serie ansonsten ein Gagfeuerwerk ist. Aber die Pointen bleiben so hölzern wie das Spiel von Eko Fresh.
So wenig Liebe in die Produktion als Solche allerdings gesteckt wurde: Reichlich Arbeit ist offenbar in den Score investiert worden. Für jede Folge hat Eko Fresh ein eigenes Lied aufgenommen, welches mit dem Abspann eingespielt wird, oft aber auch schon in der Folge zu hören ist. Die Songs sind nicht allzu tiefgründig – das hätte in der Serie vermutlich auch nicht gewirkt – aber dennoch funktionieren sie gut, vor allem weil sie für eine Authentizität sorgen, die dem Rest der Produktion häufig abgeht. Für Freunde der Musik Ekos gibt es zudem noch ein kleines Bonbon: In voller Länge sind alle Lieder ab 21. März online kostenfrei abrufbar. Und auch der sonstige Soundtrack, der ob der speziellen Ausrichtung dennoch kaum Zuspruch von allen Seiten erfahren wird, ist mit einiger Mühe gestaltet worden.
ZDFneo: Gefangen in der Spartenkanaloptik?
Gleiches gilt aber eben nicht für das allgemeine Erscheinungsbild: Die Serie sieht billig aus, was dem Kölner Sozialbrennpunkt zwar an sich angemessen ist, aber dennoch eher an ein YouTube-Video als an eine TV-Produktion erinnert – na ja, ist ja nur ZDFneo, mag der Zyniker da sagen. Doch mit dem Spartenkanal-Argument gelingt es kaum über den mies gespielten Akzent von Jessicas kleiner Schwester oder die fehlende Einordnung des gleichen Teenie-Mädchens, das sexuelle Gefälligkeiten gegen persönliche Vorteile anbietet, hinwegzutäuschen. Diese kleineren Schwächen sind leider charakteristisch für «Blockbustaz». Gleiches gilt für seltsame optische Kniffe, zum Beispiel, wenn die aus dem Automaten fallenden Münzen – offenbar in Ermangelung ausreichenden Bildmaterials – einfach mal geloopt werden.
Und auch, dass man kaum merkt, dass Sol und Jessica ein Paar sind, stört merklich. Nur durch die gemeinsame Wohnung und ein zwischendurch künstlich eingeworfenes „Ach Bärchen“ wird das Setting wirklich 'rübergebracht, wirkt aber dabei nie glaubwürdig. Und auch der gezwungene Hashtag im Intro („#Blockbustaz“) ist eher lächerlich als zielführend.
Die wenigen Lichtblicke, zum Beispiel wenn Sol eine ganze Zwiebel in Quaderform bringt, anstatt kleine Würfel zu schneiden, sind letztlich zu wenig. Zu dominant sind schwache Momente und Szenen, in denen die Figuren völlig Out of character agieren.
Zur nicht mehr ganz frühen Sendezeit zieht sich so eine halbe Stunde dann schon einmal ganz schön hin. Gefühlt jedenfalls könnte man in der gleichen Zeit auch einen mittelmäßigen Spielfilm oder eine ganze Box von Tarantino-Filmen wegschauen. So überlegt sich der Zuschauer schon zweimal, ob man nicht zur Konkurrenz oder gar ins Bett abwandert. Doch es gibt auch Momente, in denen so etwas wie Glück aufkommt. Zum Beispiel, wenn bei einer Sexszene das Licht aus bleibt. Ja, wenigstens sehen wir Eko Fresh nicht noch ganz nackt. Wir haben bis dahin auch wirklich genug von dem Rapper erdulden müssen.
Sechs Folgen «Blockbustaz» laufen ab Dienstag, 22. März wöchentlich um 22.30 Uhr bei ZDFneo. Bereits ab 21. März um 20.15 Uhr gibt es alle Folgen online zu sehen.
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