Infos zu Joe Bausch
- Deutscher Gefängnisarzt, Autor und Schauspieler
- Arbeitet seit 1986 in der JVA Werl und schrieb über seine Erfahrungen bereits ein Buch
- Ist einem breiten Publikum vor allem durch seine Rolle als Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth im Kölner «Tatort» bekannt
- Hat für zahlreiche ehrenamtliche Engagements im Jahr 2013 das Bundesverdienstkreuz erhalten
Von besonderer Bedeutung ist hier nämlich der erfahrene Gefängnisarzt Joe Bausch, der in die Psyche der Täter schaut und dem Publikum vermitteln möchte, was seiner Analyse zufolge aus zum Teil spießigen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft grausige Serienkiller macht. Umgesetzt wird dieses Element allerdings auf sehr klassische Art und Weise: Bausch sitzt in einer Bluebox und kommentiert die Fälle, die in gewohnter Crime-Doku-Manier rekonstruiert und dem Publikum vermittelt werden. Grundsolides Handwerk, mehr ist weder von der Optik noch von der Erzählweise der Sendung zu erwarten.
Joe Bauschs psychologische Kommentare - Eine Bereicherung für die Sendung?
In einem gewissen Maß sind sie das sicherlich, wenn der Zuschauer profunde Hypothesen darüber in Erfahrung bringen kann, weshalb ein scheinbar so harmloser Mann im mittleren Alter große Befriedigung dabei empfindet, junge Frauen zu töten und anschließend zu verstümmeln - oder warum es eine typisch weibliche Mordmethode ist, Gift bei der Umsetzung ihrer Gewaltfantasien einzusetzen. Leider geht man hierbei allerdings nur selten wirklich in die Tiefe, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass man innerhalb von rund 45 Minuten Netto-Sendezeit mehrere Fälle mit sehr unterschiedlichen Thematiken zur Sprache bringen möchte. Hier wäre weniger wohl mehr, denn im Falle der Premierenfolge kommen Bauschs Analysen überwiegend doch eher oberflächlich daher.
Da «Im Kopf des Verbrechers» wohl auch aus Budget-Gründen nicht mit der Bildgewalt von «Medical Detectives» oder «Autopsie» mithalten kann, sollten die Macher sich etwas mehr auf ihren einzigen Trumpf fokussieren: Joe Bausch. Derzeit wirkt alles noch etwas unentschlossen: Soll man sich nun wirklich die Zeit für psychologisch fundierte Analysen nehmen oder bedient man doch lieber den Voyeurismus des Zuschauers, indem man möglichst viele möglichst extreme Fälle aufbereitet? Soll dem Kopf der Sendung wirklich viel Zeit für seine Ausführungen eingeräumt werden oder geht es nicht doch eher darum, Sehgewohnheiten zu entsprechen, indem man vor allem die Mordfälle mehr oder minder chronologisch runtererzählt? Derzeit neigt man noch jeweils zu Letzterem - und rutscht damit doch sehr in die Beliebigkeit inmitten eines boomenden Genres, das jedoch immer härter um die Zuschauergunst kämpfen muss.
Eine Sendung für Fans - mit wenigen frischen Akzenten
Fünf Wochen lang wird der Spartensender zunächst einmal versuchen, im Anschluss an «Lenßen klärt auf» um 21:05 Uhr mit dem morbiden Doku-Format zu glänzen. Qualitativ weiß man nach Sichtung der ersten Episode noch nicht so recht, was man sich dahingehend wünschen soll: «Im Kopf des Verbrechers» ist äußerst solide Kost, die durchaus ihre Abnehmer finden kann, ohne dass diese sich über ein versalzenes oder angebratenes Gericht beschweren dürften. Gleichwohl dürfte es nur die Zielgruppe mobilisieren, die ohnehin ein Faible für das Genre besitzen - denn neue Akzente werden kaum gesetzt oder nur halbherzig umgesetzt. Somit ordnet sich Joe Bausch hier zunächst einmal im ordentlichen Mittelmaß der Spartenunterhaltung ein.
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