Filmfacts «Eddie the Eagle»
- Regie: Dexter Fletcher
- Produktion: Adam Bohling, David Reid, Rupert Maconick, Valerie Van Galder, Matthew Vaughn
- Drehbuch: Dean Macaulay, Simon Kelton
- Darsteller: Taron Egerton, Hugh Jackman, Iris Berben, Jim Broadbent, Edvin Endre, Mark Benton, Jo Hartley, Christopher Walken
- Musik: Matthew Margeson
- Kamera: George Richmond
- Schnitt: Martin Walsh
- Laufzeit: 106 Minuten
- FSK: ab 0 Jahren
Seit seinen frühsten Kindstagen träumt Eddie Edwards (Taron Egerton) davon, Olympionike zu werden. Aufgrund seiner Ungeschicklichkeit, seiner Sehschwäche, seiner schwachen Knie und seiner nicht gerade athletischen Statur ist Eddie aber in den Augen vieler ein verlorener Fall. Von ihm selbst abgesehen glaubt nur seine Mutter (Jo Hartley) an ihn, selbst wenn er in einer Disziplin nach der nächsten versagt. Erst, als er eines Tages das Skifahren für sich entdeckt, macht sich Hoffnung bereit. Diese wird Jahre später jäh vom britischen Olympiakomitee zerstört, als er trotz guter Leistungen aufgrund seiner tölpelhaften Art aus dem Team geschmissen wird. Eddie lässt sich von diesem Rückschlag aber nicht lange aufhalten: Als er erfährt, dass er es dank veralteter Regeln als Skispringer zu den Olympischen Spielen 1988 schaffen könnte, macht er sich nach Garmisch-Partenkirchen auf, um den halsbrecherischen Sport im weltbekannten Skispring-Trainingszentrum zu erlernen. Dort legt sich Eddie erwartungsgemäß unentwegt auf die Nase, was den trunkenen Pistenwart und Ex-Skispringer Bronson Peary (Hugh Jackman) gegen ihn aufbringt. Alsbald bilden die beiden Außenseiter des Skisprung-Trainingsgeländes jedoch ein ungleiches Duo, das sich vornimmt, es den überheblichen Profis zu zeigen ...
Auch hinter den Kulissen ist «Eddie the Eagle» eine kleine Underdog-Geschichte: Da sich Matthew Vaughn keine familientaugliche Regiearbeit zutraut, übergab er den Posten an seinen Freund Dexter Fletcher, um selber bloß als Produzent zu fungieren. Der hauptsächlich als Schauspieler tätige Fletcher inszenierte bislang lediglich die positiv besprochenen, in den Kinos aber kaum gesehenen Nischenfilme «Wild Bill» und «Sunshine on Leith». Das erklärt wohl auch, weshalb nicht er, sondern Vaughn in den Promomaterialien eine prominente Nennung erhält. Mit dieser 23-Millionen-Dollar-Produktion beweist Fletcher jedoch, dass er nicht unterschätzt werden sollte: Der 50-Jährige fängt mit «Eddie the Eagle» das gut gelaunte, anspornende Feeling typischer Disney-Sportkomödien ein, ohne dabei seinen Film zu einer schalen Kopie verkommen zu lassen.
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Mit vorgeschobenem Unterkiefer, verkniffenen Augen und polterndem Slapstick wirkt es eingangs so, als spiele Egerton bloß eine Karikatur – jedoch ist diese nicht ernstzunehmende, amüsante Oberfläche nötig. Immerhin wirkte auch der echte Eddie the Eagle auf viele Menschen im Sportzirkel genau so. Wenn sich Egerton alias Eddie dann aber mit versiertem Blick, stolz geschwellter Brust und auf einmal nicht mehr brüchiger, sondern sicherer Stimme einer Herausforderung stellt, wird klar, dass er sein Rollenvorbild ernst nimmt. Ebenso, wie diese Szenen verdeutlichen, wie unerschütterlich der olympische Gedanke ist, der Eddie the Eagle innewohnt. Sein (fiktionaler) Trainer Bronson Peary ist derweil eine perfekt auf Hugh Jackman zugeschnittene Figur: Grummelig, aber jovial, ungestüm, aber mitreißend und liebenswert.
So gut die Beiden bereits für sich genommen sind – gemeinsam blühen sie erst so richtig auf: Wie schon in «Kingsman – The Secret Service» beweist Egerton auch in «Eddie the Eagle» als Schüler eine bestechende Chemie mit seinem Leinwandmentor. Und genauso wie Egertons Zusammenspiel mit Colin Firth ist seine Interaktion mit Jackman sowohl von spritzigem Dialogwitz geprägt, als auch dahingehend glaubwürdig, dass sich beide Figuren allmählich sympathisch werden. Das Drehbuch von Sean Macaulay und Simon Kelton durchläuft zwar die üblichen Stationen einer inspirierenden Sportkomödie, allerdings wirkt der Handlungsverlauf nie erzwungen, sondern ergibt sich flüssig aus der zuvor eingeführten Mentalität der Figuren. Mit Details, wie Eddies Vater abfälliger Haltung gegenüber den Bemühungen seines Sohnes und Pearys Vergangenheit als in Ungnade gefallener Spitzensportler, lehnen sich Macaulay und Kelton (ob bewusst oder unbewusst) trotzdem deutlich in Richtung «Cool Runnings». Ein kleiner Verweis auf die bobfahrenden Jamaikaner erweist sich dafür als sympathischer Tribut an die andere Irrsinnsgeschichte von Calgary, so dass diese expliziten Gemeinsamkeiten der beiden Filme nicht weiter stören.
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Fazit: «Eddie the Eagle – Alles ist möglich» ist bislang die beste Sportkomödie des Jahrzehnts: Mit sympathischen Darstellern, viel Humor und einer leichtfüßigen „Gib dein Bestes!“-Botschaft ist dieser Filmspaß ein regelrechter Überflieger.
«Eddie the Eagle – Alles ist möglich» ist ab dem 31. März 2016 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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