Facts zu «The Catch»
- Idee: Kate Atkinson, Helen Gregory, Jennifer Schuur
- Darsteller: Mireille Enos, Peter Krause, Alimi Ballard, Jay Hayden, Jacky Ido, Rose Rollins, Sonya Walger
- Regie (Pilot): Julie Anne Robinson
- Ausf. Produzenten: Shonda Rhimes, Betsy Beers, Allan Heinberg, Julie Anne Robinson
- Produktion: ShondaLand, Canny Lads, ABC Studios
- 13 Episoden je 42 Min. (Staffel 1)
Alice ist Mitbesitzerin einer berüchtigten Nobeldetektei in Los Angeles, sie erledigt die harte Arbeit an der Front. Die beste Freundin Valerie sorgt für das bürokratische Allerlei, und sie greift immer dann ein, wenn Alice die Aufgaben über den Kopf wachsen, wenn sie zu hoch hinaus will. Ganz nett also, diese Serie, fast langweilig. Muss da nicht ein bisschen mehr kommen von «The Catch», dieser neuen Serie aus dem Hause von Shonda Rhimes? Immerhin verantwortet die TV-Produzentin solche Hits wie «Grey’s Anatomy», «Scandal» und «How to Get Away with Murder».
Selbstverständlich kommt da mehr, selbstverständlich lernen wir Alice schnell besser kennen. Die starken Frauenfiguren, das sind die große Stärke von Rhimes. Alice hat eigentlich ein großartiges Leben: spannende Arbeit, unfassbar viel Geld, eine eigene Firma mit riesig-glamourösen Büros, einen tollen Partner, Benjamin. Ihn lernte sie kennen, als er mit einem Auftrag an die Firma herantrat. Bald wurde aus der professionellen Beziehung eine private, Alice und Benjamin stehen kurz vor der Heirat.
Der Fokus der Story verlagert sich schon mitten in der Pilotepisode, denn Benjamin ist Betrüger, in mehrfacher Hinsicht. Er ist bereits mit einer anderen Frau verheiratet – und er heuerte Alice nur an, um an Firmengeheimnisse zu kommen. Noch schlimmer: Bald stellt sich heraus, dass er der große Fisch ist, hinter der die Detektei seit Monaten her ist. Der „Mr. X“, wie er genannt wird, ein professioneller Con-Artist mit scheinbar perfekten Betrugsmethoden. Eines Abends, als Alice nach Hause kommt, ist Benjamin also verschwunden. All seine Habseligkeiten: vom Erdboden verschluckt. Sein Firmenbüro: komplett leer. Seine digitale Identität: wie ausradiert.
Shonda fehlt der Catch
Er hat ein Spiel mit ihr getrieben, und langsam dämmert Alice die Tragweite der Situation. Hier beginnen die Probleme von «The Catch», dessen Prämisse bis hierhin interessant wirkt. Aber leider nicht emotional mitreißend: Mireille Enos («The Killing») spielt ihre Figur Alice professionell und hochgradig stark, aber alles wirkt kalt, fast schon eiskalt. Die Charakterisierung gelingt nicht: Alice freut sich nicht auf die bevorstehende Hochzeit mit Benjamin, sagt sie einmal. Nur über das Gefühl, dann verheiratet zu sein. Als sie Benjamins Betrug bemerkt, gibt es keinen emotionalen Ausbruch. Nüchtern fängt sie an, den Stunt ihres zukünftigen Ehemannes in das Gedankengerüst eines normalen Ermittlungsfalls zu packen. Sie spielt die toughe Millionärin, der alles gelingt und der dann plötzlich die Kontrolle entgleitet. Der Zuschauer aber fragt sich dann die ganze Zeit: Who cares?
Ein Problem von «The Catch» ist also, dass die Serie über das Fall-der-Woche-Prinzip wohl funktionieren würde, ganz nach der klassischen «CSI»-Formel. Sobald man aber auf die privat-emotionale Ebene mit fortlaufender Handlung geht, so wie die Pilotepisode es vorgibt, fehlt die Bindung zum Publikum, das dranbleiben soll, das mitfiebern will. Ob Alice im Verlauf der nächsten Folgen noch Sympathien verliehen werden können? Vielleicht, aber wirklich glauben mag man daran nicht. Viel eher besteht die Gefahr, dass Alice noch stärker zu einer oberflächlichen Persiflage auf die wirklich großen Frauencharaktere aus Shonda Rhimes` Feder verkommt.
Die guten Seiten an «The Catch» gibt es aber auch. Benjamin wird als einziger Charakter vielschichtig dargestellt, denn zwischendurch zweifelt er an seinem brutalen Herzensbrecher-Plan und denkt daran, einfach mit Alice durchzubrennen. Auch die Mitarbeiter in der Detektei liefern sich schlagfertige Wortduelle – leider nehmen sie im Pilotfilm viel zu wenig Raum ein. Audiovisuell spielt die ShondaLand-Produktion auf gewohnt höchstem Niveau.
Was nützt das aber, wenn die Hauptfigur kalt bleibt? Nicht viel, außer fast gleichgültig zu sagen: Ganz nett das alles.
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27.03.2016 14:08 Uhr 1