Cast und Crew
- Regie und Drehbuch: Nikolai Müllerschön und Bülent Aladag
- Darsteller: Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach, Michael A. Grimm, Gianna-Valentina Bauer, Anica Dobra
- Produktion: Simon Müller-Elmau, Friederike Cromme
- Schnitt: Peter Kirschbaum
- Produktionsfirma: Constantin Entertainment GmbH
Der dehnbare Begriff „derzeit“ weitet sich bis ins Heute aus, denn die Klappe zu einer zweiten Episode ist seither nicht gefallen. Der brancheninterne Flurfunk sprach alsbald von Streitereien hinter den Kulissen, die das vorzeitige Ende der Serie verursacht haben. Diese These stützende Zitate seitens Cast und/oder Crew haben zwar nie das Licht der Medienöffentlichkeit erblickt, allerdings ist das klammheimliche, leise Absterben von «Beste Feinde» durchaus verdächtig. Wobei es noch eine weitere Option gibt: Vielleicht war es kein Knatsch innerhalb des Produktionsteams, der das Format zum einmaligen Special degradiert hat. Eventuell hat auch schlicht irgendjemand innerhalb der ARD erkannt, dass die WG zweier ungleicher Männer keine Zukunft hat. Denn zumindest der Pilot lässt nicht gerade Tränen der Trauer aufkommen, dass die als Autoren und Regisseure fungierenden Nikolai Müllerschön und Bülent Aladag keine weiteren Storys anpacken durften …
Walter Matthau und Jack Lemmon lassen grüßen. Oder auch das moderne «The Odd Couple»: Matthew Perry und Thomas Lennon. Und all die anderen ungewöhnlichen Männer-Wohngemeinschaften: Der pedantische Feinkosthändler Johannes Lemann (Heiner Lauterbach) trifft eines Tages auf den herumstreunenden, etwas cholerischen und unordentlichen Bert Michilinski (Uwe Ochsenknecht). Genauer gesagt: Johannes und Bert finden eines Tages wieder. Denn in den 70ern waren sie Schulkameraden, die zwar keinerlei Sympathie füreinander übrig hatten, aber sehr viel miteinander erlebt haben. Nun steht ein Klassentreffen bevor, zudem steht Bert wegen eines Unfalls wortwörtlich auf wackligen Beinen.
Beide erkennen daraufhin, dass sie Gegensätze sind, die sich ergänzen: Der eine mauert sich emotional ein, um äußeren Einflüssen zu entgehen, der andere flieht derweil vor seinem Inneren. Wenn sie gemeinsame Zeit verbringen, gehen sie sich zwar auf den Keks, aber sie finden allmählich zu ihrem jeweils besseren Ich … Also gründen sie eine Zweck-Wohngemeinschaft …
Dass eine Komödie mit dem Gespann Ochsenknecht/Lauterbach zur Luftnummer wird, mag zunächst unwahrscheinlich klingen. Immerhin bestachen die zwei Schauspielschwergewichte gemeinsam in Doris Dörries Kinofilm «Männer» aus dem Jahr 1985, und auch wenn sie seither nicht mehr zusammen vor der Kamera gestanden haben, so agierten sie sehr wohl danach wiederholt auf der Theaterbühne. Und trotzdem: Das lasche Skript, das voller Leerlauf ist und die wenigen „Pointen“ (etwa: Johannes betont, wie sehr er einen raren Weinbrand schätzt, kurz darauf findet er Bert in seinem Bett wieder, der ihn unerlaubt leergetrunken hat) werden mit der Subtilität und im flüsternden Tonfall eines Presslufthammers vorbereitet. Da können Lauterbach und Ochsenknecht als Duo noch so eingespielt sein, die komödiantische Note von «Beste Feinde» überzeugt angesichts dieser trägen Scherzlein einfach nicht.
Darüber hinaus gleichen die Figuren der Hauptdarsteller im routiniert-ideenlos inszenierten Piloten eher Pappkameraden als glaubwürdigen Charakteren: Lauterbach ermahnt in strenger Stimme als Johannes, dass man nicht „Klo“, sondern „Toilette“ sagt, Ochsenknecht schaut zerfahren durch die Gegend, um Bert als Rebell darzustellen. Weder sind diese Stereotypen so pointiert überhöht wie die Harper-Brüder in «Two and a Half Men», was amüsante Auswüchse haben könnte, noch haben sie bei aller sitcomhaften Einfachheit genügend Zwischentöne, um als Figuren Identifikationspotential zu bieten – anders als einst etwa Matthau und Lemmon. Welches Potential sich da für eine ganze Serie ergeben soll, bleibt ein Rätsel. Selbst der maue ARD-Vorabend kann auf so ein Format verzichten.
Wer «Beste Feinde» versäumt hat, kann die Folge hier in der ARD-Mediathek bis zum 26. Juni 2016 nachholen.
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