Die Story
Sylt, 2016. Schon zum vierten Mal ermittelt Kommissar Theo Clüver auf der beliebtesten Insel der Deutschen - nun gut: Der reichen Deutschen. Wir wollen schließlich unser "inoffizielles 17. Bundesland" Mallorca an dieser Stelle nicht ganz vergessen. Und natürlich kann man Clüver auch gar keinen Vorwurf machen - abgesehen von der leidigen Ermittlungsarbeit ist es einfach schön dort oben, ganz im Norden des echten Nordens.
Cast & Crew
Vor der Kamera:Robert Atzorn als Theo Clüver
Axel Milberg als Josef Wenzel
Oliver K. Wnuk als Hinnerk Feldmann
Nadeshda Brennicke als Bibi Lemberg
Waldemar Kobus als Sven Lund
Rainer Strecker als Karl-Heinz Decker
Julia Brendler als Ina Behrendsen
Hinter der Kamera:
Produktion: Network Movie
Drehbuch: Berno Kürten
Regie: Anno Saul
Kamera: Moritz Anton
Produzent: Dietrich Kluge
Die Player
Robert Atzorn schlüpft erneut in die Rolle des Theo Clüver, Knuddelbär, Kommissar und Papa in Nöten. Zwischen den Sorgen mit seiner erwachsenen Tochter und der sprungaften Ermittlungsarbeit am fraglos skurrillen Fall spielt Atzorn souverän, sympathisch und verlässlich wie gewohnt. Axel Milberg gibt - relativ nahe an seinem beliebten Kommissar Borowski - den sperrigen aber hier immerhin deutlich extrovertierteren Restaurantbesitzer Josef Wenzel des Nobelrestaurants "Josef's". Oliver Wnuk als Hinnerk Feldmann spielt eine 1:1-Kopie des Stromberg-Ulf inklusive Nerd-Faktor und entgleitender Mimik, die weiteren Darsteller bewegen sich qualitativ im Rahmen des Erwartbaren ohne dabei jedoch zu glänzen. Einzig Nadeshda Brennickes sonderbar entrückte Darstellung der Bibi Lemberg fällt eher negativ auf. Dennoch: Im Kern dreht sich alles um Atzorn - und das ist auch gut so.
Die Technik
Die Machart ist untergekühlt und durchgestylt und untermalt ihre Dramaturgie mit getragenen Klängen, die sich mit fortschreitender Laufzeit zwar zum heimlichen Star mausern, aber auch durch Redundanz auffallen. Großformatige Inselansichten wechseln mit kurzen Zeitlupensequenzen und kreativ-wechselnden Kamerafahrten. Die Farben sind ausgewaschen und unterstreichen das besondere Flair der Insel. Hier gelingt visuell wie auditiv ein kleines Kunststück, das die Reihe von vergleichbaren Formaten abhebt. Auch Spielereien wie das Dazuschalten der Kieler Rechtsmedizin per Tablet, während Clüver gerade seinen Nachmittagskuchen verspeist, runden das positive Bild in Sachen Präsentation ab. Man beweist Mut und Humor - achja, der Humor.
Der Humor
Davon gibt es erneut reichlich. Nicht nur der dauerkaspernde Feldmann ist für den Spaßfaktor zuständig (wobei dieser auch gerne in einen Nervfaktor kippt), auch die durchaus absurden Ermittlungsmethoden (Rotlichtlokal, erneut Feldmann), Einwürfe wie der nahende Prostata-Untersuchungstermin ("Da müsste ich auch mal wieder hin") oder das Mind-Board direkt auf der Bürowand - hier punktet die Serie mit charmantem unterschwelligem Witz. Dabei gelingen die leisen Töne jedoch deutlich besser als die lauten (Feldmann). Vielleicht wäre Ulf doch besser bei der Capitol Versicherung geblieben.
Das Urteil
Die Reihe bietet mit der aktuellen Episode einen stimmigen Kriminalfall, gute Charaktere und das bewährt-sehenswerte Setting. Abgerundet durch kauzigen Humor, Lokalkolorit, einen starken Score und einige clevere Einfälle wird der 90minüter zum Must-See für Fans und zu einer guten Gelegenheit für alle, die sich per Se für solide, deutsche Krimikost erwärmen können.
Das ZDF zeigt «Nord Nord Mord - Clüver und der tote Koch» am Montag, 4. April 2016, 20.15 Uhr, als Fernsehfilm der Woche.
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