Sonntagsfragen

Christian Rach: 'Die Testeritis wird den Zuschauern irgendwann zu viel'

von   |  1 Kommentar

Der Sternekoch erläutert im Quotenmeter.de-Interview, wieso er nicht mehr «Der Restauranttester» ist, wie er zum Spannungsfeld zwischen Kritikern und dem Publikum steht und wie er sich den geringen Erfolg seiner Formate über bessere Ernährung erklärt.

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Wurden auch einige Ihrer Restaurants vorgeschlagen? Wie wurden diese behandelt, um sich nicht vorwerfen zu lassen, es ginge parteiisch zu?
Es waren viele Restaurants bei den Bewerbungen dabei, die ich über den einen oder anderen Weg kannte, und das geht natürlich erst einmal nicht. Und ich habe meinen Teams auch gesagt: Wenn ihr mit den Kollegen da noch redet, nehmt nicht einmal einen Kaffee aufs Haus an. Das muss alles sauber und objektiv bleiben. Jede Rechnung wurde bezahlt – und Freunde und Verwandte gibt es in dem Geschäft bei mir nicht!

Haben Sie noch Kontakt zu den Kollegen aus «Rachs Restaurantschule»-Tagen oder zu Restaurantbesitzern aus «Rach, der Restauranttester»-Ausgaben?
Ich habe noch mit einigen Kollegen aus der «Restaurantschule» Kontakt, und was den «Restauranttester» angeht: Auch da gibt es tatsächlich mit einigen Restaurantbesitzern noch sehr intensive Kommunikation, und eine der Lieblingsgeschichten der Zuschauer ist sogar bei «Deutschlands Lieblingsrestaurants» drin!

Ich habe damals gesagt, dass ich eine Pause machen möchte, und ich habe seither mit RTL nicht mehr über «Rach, der Restauranttester» gesprochen. Das war nicht mein Anliegen. Meine erste Entwicklung für RTL war «Rach Undercover», auch die Sendung jetzt habe ich von Grund auf entwickelt. Ich finde, dass es auch wunderbare Ergänzungen zu dem sind, was ich bisher gemacht habe. Ich würde niemals von hinten herum so etwas versuchen: „Hallo, da bin ich, jetzt können WIR das Format ja wieder machen …“ Das ist nicht mein Stil. Ich finde, es muss immer ganz offen und fair gespielt werden.
Christian Rach darüber, weshalb er nicht wieder zum RTL-«Restauranttester» wurde
Bestand bei Ihrer Rückkehr zu RTL denn die Option, das Format nochmal zu übernehmen?
Ich habe damals gesagt, dass ich eine Pause machen möchte, und ich habe seither mit RTL nicht mehr über «Rach, der Restauranttester» gesprochen. Das war nicht mein Anliegen. Meine erste Entwicklung für RTL war «Rach Undercover», auch die Sendung jetzt habe ich von Grund auf entwickelt. Ich finde, dass es auch wunderbare Ergänzungen zu dem sind, was ich bisher gemacht habe. Ich würde niemals von hinten herum so etwas versuchen: „Hallo, da bin ich, jetzt können wir das Format ja wieder machen …“ Das ist nicht mein Stil. Ich finde, es muss immer ganz offen und fair gespielt werden.

Sowohl «Rach deckt auf» bei RTL als auch Ihre ZDF-Sendungen konnten nicht an die ganz großen Erfolge vom «Restauranttester» anknüpfen. Denken Sie, es liegt daran, dass das TV-Publikum solche aufklärerischen Sendungen über Ernährung und die Lebensmittelindustrie nicht so gerne schluckt?
Ich glaube nicht, dass es an den Themen liegt. Es gibt eine Flut an Sendungen, sei es an Talkshows, Kabarett oder Krimis. Und an irgendeiner Stelle nutzt sich alles ab. Ich glaube, dass es in diese Richtung geht: Man kann nicht jeden Tag mit erhobenem Zeigefinger durch die Fernsehlandschaft gehen und sagen, was du darfst, und nicht sollst, und was du dennoch tust. Die Dosis ist entscheidend. Und in dem Bereich ist sie, finde ich, noch zu hoch. Ich bin aber natürlich weiterhin an Ernährungsthemen interessiert. Ich bin übernächste Woche in Berlin, da bin ich in der Jury des Bundesernährungsministeriums. Das sind schon wichtige Themen, aber wir sollten uns damit nicht überfrachten. Man muss nicht jede Pommes einzeln testen! Die Testeritis wird den Zuschauern irgendwann zu viel, gerade was Lebensmittel angeht. Davon bin ich überzeugt. Und jeder macht alles sofort immer nach, wenn jemand etwas gut gemacht hat. Das ist nun auch mit «Bares für Rares» so. Eine tolle Sendung, und ich verliere schon jetzt den Überblick, wer das jetzt alles nachahmt.

Man muss nicht jede Pommes einzeln testen! Die Testeritis wird den Zuschauern irgendwann zu viel, gerade was Lebensmittel angeht. Davon bin ich überzeugt. Und jeder macht alles sofort immer nach, wenn jemand etwas gut gemacht hat. Das ist nun auch mit «Bares für Rares» so. Eine tolle Sendung, und ich verliere schon jetzt den Überblick, wer das jetzt alles nachahmt.
Christian Rach
Wobei die Flut an aufklärendem Entertainment über Ernährung allmählich wieder nachlässt. Besteht daher die Möglichkeit, dass Sie in den Bereich wieder zurückkehren, wenn Sie glauben, dass der Markt die Übersättigung überstanden hat?
Es käme auf die Umsetzung an. Es gibt in der Richtung im Moment ja richtig tolle Formate. Wie «Kitchen Impossible» von Tim Mälzer, und ich bin auch sehr stolz auf «Schöne, harte Welt», das ich für das ZDF gemacht hatte. Das sind Sendungen, in denen man erklärend unterwegs ist, ohne dabei den Zeigefinger zu schwingen. Ich denke, unsere Welt ist unglaublich kompliziert, und ich möchte nicht aufhören, in dem Gebiet, in dem ich Ahnung habe, dem Zuschauer etwas mitzuteilen. Aber ich glaube, dass man es wirklich übertreibt, ihn völlig zuballert und dabei das Ziel aus den Augen verliert. Natürlich können Sie ein Chlorhühnchen gegen ein Biohühnchen stellen, und dabei wird immer das Chlorhühnchen gewinnen, weil es keimfrei produziert wird und somit weniger belastet ist. Die Frage stellt sich nur, was dieser Vergleich jemandem bringen soll. Was ist da die Erkenntnis? Ernährung ist ein schwieriges Thema, eine wichtige pädagogische Aufgabe. Und ich glaube, dass wir solche Umwälzungen nur langfristig betrachten können. So, wie wir alle gelernt haben, Wasser zu sparen. Das ist zwar richtig so, aber nun müssen alle Wasserwerke in Deutschland ihre Leitungen spülen, weil die Leute zu wenig verbrauchen. Das ist schon eine pervertierte Welt, in der wir da leben.

Auf der nächsten Seite: Christian Rach spricht darüber, was er vom Guide Michelin hält, was er über «Deutschland 83» denkt und wie er zum Verhältnis zwischen professionellen Kritikern und dem normalen Publikum steht.


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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
02.04.2016 18:07 Uhr 1
Krass, tolles und schönes, langes Interview!!
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