Abschiede und Neuanfänge
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Humor von der altbackenen Sorte, welcher der Beziehung unter den Figuren aber gerecht wird. Stockinger bekommt ein Puzzle in die Hand gedrückt, falls ihm in seinem neuen Einsatzort Salzburg langweilig wird. Die Figur war immerhin so bliebt, dass sie eine eigene Spin-Off Serie mit dem offensichtlichen Titel „Stockinger“ bekam. Allerdings war sie wiederum nicht so beliebt, als dass sie länger als eine Staffel durchhalten konnte. Und so musste Marcoviks 1996 seine Polizeimarke wegen schwacher Einschaltquoten wieder abgeben. Seine Schauspielkarriere lebte dennoch weiter: Er spielte die Hauptrolle in dem oscarprämierten Holocaust-Drama «Die Fälscher» und hatte neben Auftritten in Film und Fernsehen auch kleinere Rollen in internationalen Produktionen wie z.B. dem Liam Neeson-Thriller «Unknown» und der Wes Anderson Dramödie «Grand Budapest Hotel». Der stocksteife, aber dennoch charismatische Ermittler hinterließ allerdings eine Lücke im Wiener Ermittlerbüro, die auch sein Nachfolger nicht schließen konnte. Die ähnlich konzipierte Figur des Kriminalinspektors Christian Böck (gespielt von Heinz Weixelbraun) wirkte wie eine Stockinger-Kopie, die selten ein Eigenleben entwickelte.
Fun Facts über «Kommissar Rex»
Kriminalinspektor Marc Hoffmann-Darsteller Alexander Pschill hatte schon 1995 eine kleine Rolle in der Serie. Auch Gideon Burkhard, der später Inspektor Alexander Brandtner spielen sollte, trat in der ersten Staffel in einer anderen Rolle als Amokläufer auf. Burkhard ist neben Christoph Waltz, der ebenfalls in der 3. Staffel einen Gastauftritt bei «Kommissar Rex» hatte, auch einer der deutschsprachigen Schauspieler in Quentin Tarantinos Film „Inglorious Basterds“.Als Mosers Nachfolger trat der ungleich sportlichere Alexander Brandtner (Gideon Burkhard) zum Dienst an. Draufgängerisch verfolgt er Kriminelle zu Wasser, zu Land und aus der Luft und springt mit Rex an den Bauch gebunden gleich in seiner ersten Episode aus einem fliegenden Flugzeug. Anstatt der Serie aber mit einem frischen Charakter eine neue Richtung zu geben, bleibt doch alles beim Altem. Brandts Eingewöhnungsphase mit dem wieder mal trauernden Rex gestaltet sich relativ kurz. Nicht nur das, Brandt scheint auch Erfahrungen mit traumatisierten Hunden zu haben und zieht schnell Tricks und Kunststücke aus der Westentasche, um das deprimierte Tier aus seinem Schneckenhäuschen zu holen (weil dort gehören Hunde einfach nicht hin). Alles hier wirkt wie ein Echo der ersten Episode. Die Magie des dynamischen Teams bestehend aus Rex, Moser, Stocki und Höllerer fängt die neue Ära nicht wieder ein. Aber auch das ist symptomatisch für dieses statische Uralt-TV: Cast-Wechsel sind nur kleine Hürden, die man schnellstmöglichst umgehen muss, um den Status quo wieder herzustellen. Brandtners Abgang folgt nach der 7. Staffel und man wagt gar nicht erst den Versuch, seine Abwesenheit zu erklären oder gar dem Zuschauer einen emotionalen Abschluss zu geben.
Die Österreich-Italien Connection
Steckbrief
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Auch wenn «Kommissar Rex» bei Sat.1 während der 8. Staffel auf einen Marktanteil von unter zehn Prozent sank und nach der 10. Staffel vorerst der Stecker gezogen wurde, durfte Rex immer noch nicht in den Ruhestand gehen. Eine Serie, die erfolgreich in 125 Länder exportiert wurde, durfte schließlich nicht brach liegen, dachte sich zumindest der italienische Produzent Ferdinand Dohna und zerrte den müden Hund 2009 in den italienischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und vor die Kameras des Senders RAI. «Il Commissario Rex» ist zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Spielball ständig wechselnder Herrchen. Ohne Bedenken kann man hier mittlerweile von einem seelenlosen Franchise sprechen, das dem Sender RAI Traumquoten, aber auch Kritik bescherte. Denn außer der Titelfigur, über deren Alter man lieber gar nicht nachdenken sollte, ist vom Geist der alten Serie nicht viel übrig geblieben. Vom italienischen Kriminalhauptkommissar Lorenzo Fabri, der einen Mordfall in Wien zu lösen versucht, wird Rex nach erfolgreicher Abwicklung nach Italien verschifft - Drehbuchmagie macht es möglich. Um die Verwirrung perfekt zu machen, wurden 30 Episoden mit Zähneknirschen auslösender Synchronisation auch vom ZDF übertragen und somit ins deutsche Fernsehen zurück importiert.
Ruft man wahllos eine dieser Episoden im Internet auf, fällt sofort auf, dass man ein prägnantes Setting wie Wien und ein charmantes Zusammenspiel zwischen Hauptfiguren nicht einfach ersetzen kann. Wurstsemmeln werden entsprechend klischeehaft mit Pizza und Porchetta ersetzt und die Interaktion zwischen Mensch und Tier wirkt dank klamaukiger Musikuntermalung alberner denn je. Rex flirtet mit Seehunden, in einer willkürlichen Szene klaut ein Papagei einem der Kommissare die Armbanduhr und man begibt sich auf gemeinsame Verfolgungsjagd - gegen dieses geballte Dauerfeuer aus Unsinn kommen auch die wohligsten Kindheitserinnerungen nicht mehr an. Ähnlich schien das auch der deutsche Zuschauer und das ZDF zu sehen, denn obwohl die Serie durch italienische Intervention auf mittlerweile 17 Staffeln gestreckt wurde und zwei weitere Hauptdarsteller und Kommissare sich die Klinke in die Hand gaben, hieß das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen den Hundekommissar nach Staffel 13 nicht mehr willkommen. Dafür laufen die italienischen Folgen nun beim von Ex-ProSieben-Chef Jürgen Hörner gegründeten Seriensender eoTV. Insgesamt hat man 31 Folgen der italienischen Version gekauft - und zeigt sie montags ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen. Kommende Woche startet dort Staffel 2.
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