«The Huntsman & The Ice Queen»
- Kinostart: 07. April 2016
- Genre: Märchen/Abenteuer
- FSK: 12
- Laufzeit: 114 Min.
- Kamera: Phedon Papamichael
- Musik: James Newton Howard
- Buch: Evan Spiliotopoulos, Craig Mazin
- Regie: Cedric Nicolas-Troyan
- Darsteller: Chris Hemworth, Charlize Theron, Emily Blunt, Jessica Chastain, Nick Frost, Sam Claflin, Sophie Cookson
- OT: The Huntsman: Winter's War (USA 2016)
Du darfst nicht lieben!
Lange bevor die böse Königin Ravenna (Charlize Theron) durch das Schwert von Snow White in die ewige Verdammnis geschickt wurde, herrscht sie gemeinsam mit ihrer Schwester, Ice Queen Freya (Emily Blunt), über das Königreich. Durch einen bitteren Verrat kehrt sie dem Land den Rücken, um in einem winterlichen Palast ein Heer kampfbereiter Huntsman um sich zu scharen. Darunter befinden sich auch Eric (Chris Hemsworth) und die Kriegerin Sara (Jessica Chastain), die der Ice Queen treu ergeben sind. Als sie ihre Gefühle für einander entdecken, brechen sie damit das höchste Gesetz in Freyas Königreich: Du darfst dich nicht verlieben! Als Bestrafung werden beide von der Ice Queen verstoßen. Jahre später wird Ravenna von Snow White in den Magischen Spiegel verbannt. Freya schickt ihre Huntsmen los, um diesen in ihren Besitz zu bringen und ihre Schwester zu retten.
Wenngleich sich im Falle von «Snow White and the Huntsman» so ziemlich alle darin einig waren, dass die Geschichte selbst aufgrund ihrer inhaltlichen Defizite nicht unbedingt dazu einlud, fortgesetzt zu werden, musste der Tenor sich auf der anderen Seite wiederum eingestehen, dass die visuellen Bildgewalten des Märchenactioners sich nicht zu verstecken brauchten. Als ehemaliger Werbefilmer wusste Rupert Sanders Darsteller und Settings hervorragend in Szene zu setzen. Die Figuren präsentierten sich hingegen ebenso lieblos skizziert, wie die ohne jeden Schwung und Elan vorgetragene Story. Einzig und allein einige Sidekicks in Form von Zwergen und einige bemüht coole Sprüche von Seiten Chris Hemsworths konnten in manchen Momenten daran erinnern, dass das hier Gezeigte immer noch aus der Entertainmentschmiede Hollywoods stammt. Das hinderte «Snow White and the Huntsman» sogleich auch daran, die wohl erhoffte Fanbase aufzubauen. Eine inhaltliche Neuausrichtung musste her und so entschied man sich bestimmt nicht nur aufgrund der Sanders-Stewart-Personalie dazu, den erzählerischen Fokus bei der Fortsetzung, die zeitlich die Ereignisse des Vorgängers ummantelt und damit Pre- und Sequel in einem ist, zu verschieben. Snow White selbst existiert fortan nur noch in Gesprächen über die vergangenen Geschehnisse sowie in einer 10-sekündigen Traumsequenz. So konzentriert man sich jetzt lieber auf den heimlichen Star des ersten Teils: den Huntsman und entlässt diesen in ein Szenario, das nur noch entfernt mit der Handlung aus Teil eins zusammenhängt.
Die Autoren Craig Mazin («Hangover 3») und Evan Spiliotopoulos («Hercules») erkehren einen tragischen Schwesternkonflikt zwischen Ravenna und Freya zum Storygerüst aus und ziehen die Geschichte anhand von Eric auf, der diesen gemeinsam mit einer kleinen Handvoll Helfern lösen muss. Im Stile eines Roadtrips begibt sich die Gruppe auf eine Reise durch das Königreich, um sich gegen Freyas Allmachtsfantasien zu stellen und die vollständige Unterjochung von Land und Leuten zu verhindern.
- © Universal Pictures
Emily Blunt schlüpft in die Rolle der Ice Queen, während Charlize Theron erneut als Evil Queen zu sehen ist.
Dass sich die Macher bei der Prämisse am Plot von «Die Eiskönigin» orientiert haben, ist sowohl aus inhaltlicher, als auch visuell gestalterischer Sicht nicht von der Hand zu weisen. Es gibt durchaus Faktoren, die Erinnerungen an das gefeierte Disney-Meisterwerk aufkommen lassen, doch nicht nur die Verwendung des Begriffs selbst wird penibel gemieden (Freya wird auch in der deutschen Fassung durchgehend Ice Queen genannt), auch der Tonfall von «The Huntsman & The Ice Queen» ist ein gänzlich anderer als im Falle des Animationsmusicals. Erneut geht es auch hier ähnlich düster zu, wie im Falle des Fantasy-Vorgängers, doch einen entscheidenden Unterschied zu «Snow White And The Huntsman» gibt es dann doch. Und genau dieser ist dann auch dafür verantwortlich, dass das Sequel so viel gelungener daherkommt.
Vom Fantasyactioner zum Märchenabenteuer
Regisseur Cedric Nicolas-Troyan lässt den unterkühlt-humorbefreiten Inszenierungsstil seines Vorgängers beiseite und besinnt sich fortan verstärkt auf Motive aus Märchenfilm und Abenteuerkino. In «Snow White And The Huntsman» mussten beide Genreeinflüsse einem Überfluss an Fantasyaction weichen. Hier traut man sich nun endlich an jenen leichtfüßigen, beschwingten Grundton, der auch schon dem erste Teil dieser neuen Märchenreihe gut getan hätte. Ohne bemerkenswerte Längen und melodramatische Schlenker folgt die Geschichte von «The Huntsman & The Ice Queen» einem eindeutigen Ziel. Der von Teilzeit-Donnergott Chris Hemsworth einmal mehr saucool verkörperte Huntsman und sein Gefolge müssen es auf ihrer Reise mit vielen kleinen Kreaturen und Problemen aufnehmen. Wenngleich sich diese nicht immer nahtlos in die Rahmenhandlung fügen und so mitunter der Eindruck entsteht, hier seien einfach nur einzelne Handlungsstationen aneinandergereiht worden, machen die verschiedenen Sequenzen jede für sich Spaß. Von einem Kampf mit ziemlich authentisch animierten Trollen über eine Schlägerei in einem Pub bis hin zur pompösen Finalschlacht mit Freya und ihrer Armee bietet «The Huntsman & The Ice Queen» temporeiche, visuell einmal mehr fantastische Action und aufgrund diverser One-Liner sowie einer tollen Chemie innerhalb des Casts überraschend viel Humor. Und nicht nur Hemsworth überzeugt mit seiner Performance. Mit den Neuzugängen Emily Blunt («Edge of Tomorrow») und Jessica Chastain («Zero Dark Thirty») sowie einer sich als Schurkin erneut über alle Maße genießenden Charlize Theron («Mad Max: Fury Road») hat «The Huntsman & The Ice Queen» auch auf Darstellerebene überraschend viele Trümpfe in der Hand.
Fazit
«The Huntsman & The Ice Queen» gehört immer noch in die Kategorie „Style over Substance“-Kino, doch im Gegensatz zum Vorgänger präsentiert sich das zweite Abenteuer aus dem Huntsman-Universum als kurzweiliges, sich mitunter nicht immer ganz ernst nehmendes Vergnügen. Im Finale kann der Film dann sogar noch dramaturgisch punkten, wenn die Ereignisse eine ebenso überraschende wie tragische Wendung nehmen.
«The Huntsman & The Ice Queen» ist ab dem 7. April bundesweit im Kino zu sehen – auch in sehr sehenswertem 3D!
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