«Good Night, and Good Luck.»
Es gab eine Zeit, da waren es nicht die Satiriker, sondern primär die „echten Journalisten“, die den Politikern die Stressfalten ins Gesicht getrieben haben. Wie etwa der legendäre Radio- und TV-Journalist Edward R. Murrow, der in der McCarthy-Ära die US-Bürger dazu aufgerufen hat, selbstständig und kritisch zu denken. Das von George Clooney inszenierte Drama «Good Night, and Good Luck.» behandelt Murrows Kampf für die Pressefreiheit und rückt in den Fokus, wie wichtig freie und aneckende Medien für die Demokratie sind. Der nur 93 Minuten lange Schwarz-Weiß-Film wurde für sechs Academy Awards nominiert und zeigt in süffisantem Tonfall, wie kritisch denkende Medienmacher kaputte Aspekte eines staatlichen Systems aushebeln können.
«The Interview»
Es ist gar nicht so lange her, seit eine mit politischen Seitenhieben daherkommende Blödelei die Presse und teils sogar den Politbetrieb lahmgelegt hat: Die Komödie «The Interview», in der Seth Rogen und James Franco als Fernsehmacher nach Nordkorea reisen und die Chance erhalten, den Diktator Kim Jong-un zu töten. Der Unterschied: Damals schaltete sich US-Präsident Barack Obama in die Debatte rund um den Film und den ihn begleitenden Hacking- und Terrordrohung-Skandal ein, um sich hinter die Künstler zu stellen. Da hat der Mann aus dem Weißen Haus in Sachen Schutz der Kunstfreiheit unserer „Mutti“ etwas voraus. Und das will was heißen, bedenkt man, dass Böhmermann in die Schlagzeilen geriet, weil er auf albern-kritische Weise erklärte, was Beleidigung ist. «The Interview» indes ist nahezu durchgehend ein alberner, derber Film. Nur gelegentlich trifft er politische Aussagen. Dem großen Hype, den er den vielen Schlagzeilen über ihn zu verdanken hat, wird er daher und aufgrund mancher Längen nicht gerecht. Als rotziger Irrsinn, der gelegentlich auch mal was von Relevanz sagt, ist er aber schon recht süffisant.
«Reality»
Wem schon beim Talk mit Anne Will aus der «Neo Magazin Royale»-Folge vom 7. April 2016 der Schädel qualmte, der darf sich bei dieser satirischen Tragikomödie auf einige durchgeschmorte Leitungen im Oberstübchen gefasst machen: Quentin Dupieux, auch bekannt als Electronic-Musiker Mr. Oizo, erschafft in der französisch-belgischen Produktion «Reality» ein drölfzigbödiges Spiel aus medialen Fiktionsebenen. Eine Geschichte über eine Geschichte in der Geschichte … Oder so etwas in der Art. Auf jeden Fall ist es ein Meisterstück der rätselhaft-verschachtelten Erzählkunst. Und es ist urkomisch. Aber es ist auch ein Kommentar darüber, wie anfällig unsere Medienrezeption ist, wenn sich der Kontext ändert. Was vielleicht Parallelen zum langgezogenen Abschluss einer gewissen Ausgabe eines bestimmten Formats hat ...
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