Filmfacts «A War»
- Regie und Drehbuch: Tobias Lindholm
- Produktion: René Ezra, Tomas Radoor
- Darsteller: Pilou Asbæk, Søren Malling, Dar Salim, Tuva Novotny, Charlotte Munck, Dulfi Al-Jabouri
- Kamera: Magnus Nordenhof Jønck
- Schnitt: Adam Nielsen
- Laufzeit: 115 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Der belesene, einfühlsame Vorgesetzte einer Wacheinheit wird dabei gezeigt, wie er nach dem tragischen Landminenvorfall seine Einheit auf Kurs zu halten versucht. Ein Soldat will unbedingt nach Hause, weil ihn sein Gewissen umbringt – der von der Landmine gesprengte Kollege lief nämlich auf seinem Platz in der Soldatenkette. Mit den Einheimischen verhandelt Claus derweil, um sie dazu zu bringen, ihnen bei der Ortung weiterer Minen zu helfen. Ein Afghane wiederum bettelt Claus an: Sein jüngstes Kind hat schwere Brandwunden, und er weiß sich nicht mehr zu helfen. Claus versucht sein Bestes. Alsbald steht der besorgte Vater vor den Pforten des Stützpunktes: Wegen seines Kontaktes zum dänischen Militär seien nun die Taliban hinter ihm her. Claus muss immer mehr Entscheidungen in immer kürzerer Zeit treffen, all das, während seine geliebte Frau Maria (Tuva Novotny) ganz allein ihre drei Kinder großzieht und das Familienwohl aufrecht zu halten hat.
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Der umsichtige und stets um seine Jungs besorgte Claus schließt sich einem Routineeinsatz an, der außer Kontrolle gerät. Um einen Verletzten zu retten, muss Claus innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden, ob Unterstützung aus der Luft nötig ist und überhaupt eingreifen darf, oder ob dabei Kollateralschäden entstehen können. Kurz danach wird Claus aufgrund seiner Entscheidung unehrenhaft heimgeschickt. Die somit folgende bittersüße Rückkehr zu seiner Familie, bitter, da vor erniedrigendem Hintergrund, süß, weil er endlich seine Liebsten wiedersieht und seiner Frau unter die Arme greifen kann, nimmt jedoch kurz darauf an Bitternis zu: Claus muss vor ein Schöffengericht, um sein Handeln in Afghanistan zu rechtfertigen. Denn ihm wird vorgeworfen, leichtfertig den Tod von Zivilisten verschuldet zu haben.
Und diese Anklage ätzt sich in jede Pore des Protagonisten sowie des längst in den Bann gezogenen Betrachters: Lindholm nimmt der Bildsprache jegliche noch verbliebene Hektik, lässt die Kameras fast schon beängstigend ruhen. Die Sequenzen sind nunmehr von Stille, statt von sich überlappenden Dialogen geprägt und lassen somit Zeit zur Reflexion – aber nicht, um eine konkrete, unanfechtbare Antwort zu finden. Der zum Justizdrama gewandelte Kriegsfilm besteht im zweiten Akt aus zwei Sorten von Szenen: Jenen, in denen Claus im eigenen Heim wegen der ihn und seine Frau plagenden Gedanken keine Ruhe findet, und selbst unschuldige Anblicke wie die unter einer Decke herausragenden Füßlein seiner Kinder unschöne Erinnerungen wecken. Und jenen, die im unzeremoniellen, grau-grauen Gerichtssaal spielen, in denen gefordert wird, klare Aussagen über chaotische, zurückliegende Situationen zu treffen.
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Fazit: Das mit vielschichtigen Darstellungen aufwartende, intelligente Drama «A War» ist eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit Schuldfragen sowie eine einnehmende Befassung damit, was Soldaten in Afghanistan durchmachen.
«A War» ist ab dem 14. April 2016 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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