Hard Facts
Sport1 ging 1993 auf Sendung, hieß damals aber noch Deutsches Sport Fernsehen (DSF) und hatte eine ganze Zeit lang den wohl bekanntesten Claim des Landes: Mittendrin, statt nur dabei. Entstanden war das DSF aus dem Sender Tele5. Ursprünglich gehörte der Kanal zur Kirch Media AG, inzwischen betreibt Constantin Medien den Kanal. Seit 2009 ist die AG Alleineigentümerin des Senders. 2011 folgte dann die Umbenennung in Sport1. Somit sollten weitere Marken näher an den TV-Sender rücken. Schon vorher hatte das Unternehmen mit sport1.de nämlich eine sehr erfolgreiche Webseite zum Thema Sport-News betrieben. Inzwischen berichtet man über Sport auch beim Radiosender Sport1.FM und über eine eigene App.
Die größte Krise
Dass Sport1 derzeit wieder relativ gut aufgestellt ist, hätte vielleicht vor drei oder vier Jahren niemand so recht zu glauben vermocht. Denn: 2011 und 2012 – und auch noch in der unmittelbaren Folgezeit war Krisenstimmung angesagt beim Sportsender. Die Situation war damals teils hausgemacht. Zum einen hatten man wichtige Sportrechte verloren; etwa die exklusiven Erstverwertungsrechte der ersten Bundesliga am Sonntag. Somit brach eine sehr treue Zuschauerschaft weg. Anfang 2012 heuerte dann mit Thilo Proff ein äußerst erfahrener Medienmacher an, er war zuvor lange bei der ProSiebenSat.1-Gruppe beschäftigt, unter anderem als Chef von ProSieben. Proff wollte die Quoten mit Doku-Soaps und Sportfilmen in der Primetime wieder in die Höhe treiben, was aber nicht gelang.
Am Image des Senders, das ramponiert war, weil man tagsüber in elend langen Strecken auf Call-In-Formate setzte und die Erotik-Schiene abends schon vor Mitternacht begann, änderte Proff nichts. Nach nicht einmal einem Jahr verließ Proff den Sender – bis heute ist nicht genau bekannt, ob das seinem unmittelbaren Wirken oder anderen Dingen geschuldet war. Erst in den Jahren danach erarbeitete sich Sport1, vor allem dank dem dann verantwortlichen Olaf Schröder, ein besseres Image und wieder bessere Quoten.
Die größten Hits
…sind damals wie heute natürlich Fußball-bezogene Themen. Der «Doppelpass» ist aus vielen sportaffinen Haushalten am Sonntagmittag nicht mehr wegzudenken. Thomas Helmer erreicht – wie auch Vorgänger Jörg Wontorra – regelmäßig knapp eine Million Menschen. Die zweite Liga live am Montagabend beschert dem Spartensender ebenfalls regelmäßig mehr als eine Millionen Fußballfans. Und mit der Europa League, die der Kanal seit Sommer 2015 und noch mindestens bis 2018 im Programm hat, ist kürzlich ein Rekord gelungen, der so schnell sicher nicht mehr fallen wird. Die Partie zwischen Liverpool und Dortmund begeisterte im Viertelfinale des Wettbewerbs im Schnitt knapp 6,3 Millionen Menschen. Nie zuvor war ein Programm von Sport1 gefragter. Abseits des Fußballs punktet der Sender zudem mit seinen Dart-Sendungen.
Wo ist Luft nach oben
Dass Sport1 mit seinen Doku-Formaten wie den «PS Profis» nicht immer glänzende Quoten holt, muss von der Chefetage hingenommen werden. Diese „Füllformate“ sind den teuren Sportrechten geschuldet – und sind zudem nicht ganz unbeliebt. Nicht funktioniert hat der Versuch, Show-ähnliche Formate vor «Bundesliga Aktuell» zu etablieren. Hier scheiterte man unter anderem mit dem «Laufband-Quiz». Luft nach oben haben derzeit die Mannschaftssportarten abseits von König Fußball. Handball erreicht derzeit zwar insgesamt ordentliche Werte, darf sich gerne aber bei den 14- bis 49-Jährigen steigern. Beim Basketball hat Sport1 nicht die freie Spielauswahl – und deshalb gerne mal schwächere Werte. Dem Image tut die lange Live-Strecke am Sonntag aber sicherlich gut.
Hinter den Kulissen
Verantwortlich für das Programm von Sport1 ist in erster Linie Olaf Schröder, der einstige Fußballchef des Kanals. Er ist inzwischen in die Geschäftsführung der ganzen Sport1-Gruppe aufgestiegen und bildet diese mit Robin Seckler und Stephan Katzmann als kaufmännischem Geschäftsführer. Zudem ist Olaf Schröder auch Vorstand Sport der Constantin Medien AG, zusammen mit Fred Kogel als Vorstandsvorsitzendem und Leif Arne Anders, der aufgerückt ist zum Finanzvorstand Als Chefredakteur ist deshalb seit 2015 der ehemalige Fußball-Reporter Dirc Seemann verantwortlich für die Inhalte. Seemann kommentierte zuvor schon für Sport1, war aber auch für kabel eins, Sat.1, Premiere oder arena im Einsatz.
Alles auf die Quote
Wie schon angesprochen: 2012 war kein gutes Jahr für Sport1: Im Oktober und November des Jahres landete der Spartensender bei den 14- bis 49-jährigen Erwachsenen nur noch bei 0,6 Prozent. Zwei Jahre zuvor lag man noch 0,2 oder 0,3 Prozentpunkte höher. Schon 2013 brachte Besserung. Im April 2013 landete der Spartenkanal wieder bei einem Prozent, einen Monat später gar bei 1,1 Prozent. Die Schwankungen hielten sich seitdem in Grenzen – immer mal wieder fiel der Kanal leicht unter die 1-Prozent-Marke. Der erfolgreichste Monat der jüngeren Vergangenheit liegt derweil noch gar nicht so lange zurück: Dem Dart-Sport sei Dank, erreichte Sport1 im Dezember 2015 tolle 1,2 Prozent.
Was bringt die Zukunft?
Der künftige Erfolg des Senders wird immer auch mit den erworbenen Rechten – und hier natürlich mit dem Bundesliga-Paket – zusammenhängen. Sport1 dürfte solide Grundlagen geschaffen haben, um auch im Sommer, wenn die Deals über die Bühne gehen, über eine gewisse Finanzkraft zu verfügen. Abseits des Fußballs ist man mit den Mannschaftssportarten Eishockey, Basketball und Handball (HBL bis Sommer 2017) breit aufgestellt. Und bis 2018 kann man die derzeit gefragte Europa League in die Waagschale werfen. Die Chancen also stehen gut, dass Sport1 sich auch in den kommenden Jahren über der 1-Prozent-Marke halten wird können.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
22.04.2016 10:41 Uhr 1
22.04.2016 12:50 Uhr 2
Ich denke, man hätte mit den Wrestlingrechten auch mehr machen können. Aber damit feiert nun ja Tele5 und maxx Erfolge - und die senden auch keine ellenlange Sexwerbung in den Werbebreaks!