Nicht selten wurde in den vergangenen Monaten über den ARD-Vorabend berichtet, insbesondere der seit einiger Zeit mit Quizshows belegte 18-Uhr-Sendeplatz hat eine bemerkenswerte und nicht enden wollende Erfolgsgeschichte vorzuweisen - die nach kleinen Haklern im Rahmen des fünfwöchigen «Paarduell»-Testlaufs mittlerweile mit der zweiten «Wer weiß denn sowas?»-Staffel fortgeschrieben wird. Inzwischen ist es eher die Regel denn die Ausnahme, dass der öffentlich-rechtliche Sender auf überdurchschnittliche Einschaltquoten zu verweisen hat. Doch ist des Einen Freud auch des anderen öffentlich-rechtlichen Kanals Leid - oder anders: Muss das Zweite Deutsche Fernsehen mitsamt seiner «SOKO»-Serien darunter leiden, dass die ARD inzwischen nicht mehr den Vorabend kampflos abschenkt, wie dies zuvor jahrelang der Fall war?
Seit vier Wochen läuft das Pflaume-Quiz inzwischen wieder im ARD-Vorprogramm und zunächst schien die Hürde nach dem leicht enttäuschenden Vorgänger-Format recht hoch, um wieder auf die im Januar und Februar nach vielen Jahren erstmals wieder kennengelernten «Gefragt - Gejagt»-Topwerte zu verweisen: Mit 2,13 Millionen Zuschauern gingen im Mittel der ersten Woche 11,7 Prozent des Gesamtpublikums und 5,6 Prozent der 14- bis 49-Jährigen einher. Die 18-Uhr-«SOKO»s gelangten derweil auf deutlich bessere Marktanteile zwischen 18 und 19 Prozent bei stets deutlich mehr als drei Millionen Fernsehenden, waren also ein gutes Stück erfolgreicher. Etwas anders sah es bei den jüngeren Zuschauern aus, wo im Bestfall nur 5,0 Prozent auf der Uhr standen, an schlechteren Tagen auch schon mal nur zwei bis drei Prozent.
Für einen deutlichen Quotenanstieg garantierte bei «Wer weiß denn sowas?» auch diesmal wieder ein Samstagabend-XXL-Special, das taktisch clever diesmal bereits nach der ersten Ausstrahlungswoche über den Äther ging. Danach zogen die Werte spürbar an: Fast zweieinhalb Millionen sahen die sechs Folgen der ersten kompletten Februarwoche, mit 13,0 bis 14,8 Prozent wurden auf dem 18-Uhr-Slot sogar durchweg herausragende Marktanteile erzielt, die zuvor sogar nicht einmal «Gefragt - Gejagt» vergönnt waren. Und die Krimis im Zweiten? Die schienen mit erneut etwa 18 Prozent weitgehend unbeeindruckt, obschon der am Donnerstag gezeigte Ableger aus Kitzbühel mit 16,9 Prozent nur noch gut zwei Prozent bzw. rund 400.000 Zuschauer vor der Konkurrenz lag. Selten waren sich die beiden Sender zuletzt so nah. Bei den jungen Menschen war das Quiz wieder durchgehend erfolgreicher als das öffentlich-rechtliche Alternativangebot - besonders stachen hier aber die Zahlen vom Donnerstag heraus, als hüben sensationelle 9,8 Prozent bei 0,46 Millionen und drüben nur triste 4,3 Prozent bei 0,21 Millionen ausgewiesen wurden.
Wer nun von Pflaume jedoch erwartete, weiterhin im Sauseschritt vorzupreschen und die Konkurrenz förmlich niederzuwalzen, sah sich Mitte April getäuscht: Beim Gesamtpublikum blieb man zwar weitgehend stabil, bei den 14- bis 49-Jährigen kamen allerdings drei der fünf Folgen nicht einmal auf fünf Prozent Marktanteil. Mit Abstand am stärksten schnitt die Donnerstagsepisode ab, die insgesamt mit 15,5 Prozent einen neuen Allzeit-Rekord verbuchte und an einem schlechten «SOKO»-Tag ganz nahe an das ZDF hätte heranrücken können - hier aber präsentierte sich das Format aus Stuttgart mit 17,9 Prozent bei 3,03 Millionen stark und hielt somit die Stellung. Bemerkenswert: Ihren schwächsten Tag erwischte die Krimireihe hier mit "nur" 16,5 Prozent am Dienstag - wo Das Erste ausnahmsweise mal nicht das Quiz zeigte, sondern ein mit 10,6 Prozent bei 2,16 Millionen bestenfalls mäßig erfolgreiches Frauenfußball-Länderspiel. Beim jungen Publikum lag die ARD auch diesmal wieder mit derselben Selbstverständlichkeit vor dem ZDF, wie es insgesamt andersrum ausschaute.
Dies sollte sich auch in der vierten und im Rahmen dieses Artikels vorerst letzten analysierten Woche nicht ändern, in der weitgehend die zuvor getroffenen Beobachtungen noch einmal zementiert wurden: «Wer weiß denn sowas?» erreicht mit zumeist knapp zweieinhalb Millionen Interessenten gut 13 Prozent aller Fernsehenden ab drei Jahren, die «SOKO»s aber verbuchen mit mehr als drei Millionen und 17 bis 18 Prozent doch noch deutlich höhere Zahlen - verpassen dabei allerdings die Erschließung des jungen Publikums, die sich wiederum eher bei den Showformaten des Mitbewerbers heimisch fühlen.
Alles in allem scheint es derzeit, als könnten Quiz und Krimi im öffentlich-rechtlichen Fernsehen problemlos koexistieren, ohne dass eines der beiden Konzepte das andere aus Sicht der Quoten kannibalisiert. Betrachtet man die Werte längerfristig, lassen sich hingegen schon leichte Verluste der «SOKO»-Serien ausmachen, denn noch vor ein bis zwei Jahren erreichten sie häufiger mal rund 20 Prozent aller Fernsehenden ab drei Jahren. Hierzu sei allerdings angemerkt, dass einige Ableger derzeit nur mit Reruns aufwarten - was bei ihrem Publikum erfahrungsgemäß kein allzu großes Konsumhemmnis darstellt, zumindest leichte Abschläge aber durchaus erklären kann. Viel mehr sprechen die Zahlen dafür, dass die Quizshows sukzessive Publikum entweder den Privaten wegnehmen oder neue Fernsehende erschließen, die zuvor dem TV um diese Zeit den Rücken gekehrt hatten - denn blicken wir mal in die triste Quotenwüste von vor zwei Jahren, lag Das Erste damals gerade einmal bei rund der Hälfte der derzeitigen Werte, das ZDF war aber bei weitem nicht so viel stärker frequentiert, dass sich seriös von einem 1:1-Transfer sprechen ließe.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
23.04.2016 15:28 Uhr 1