Luke Mockridge - Buchautor
Wie viele andere Komödianten ist auch Luke Mockridge unter die Autoren gegangen. In seinem Buch «Mathe ist ein Arschloch: Wie (m)ich die Schule fertigmachte» beschreibt er seine eigenen Schulerfahrungen, verschiedene Lehrer und Schüler, die sich im Mikrokosmos Schule tummeln, Klassenfahrten und den Spießrutenlauf im Sport- und anderen Unterrichtsstunden.Wer aber ist der junge, und trotz der momentan eher enttäuschenden Einschaltquoten, sehr erfolgreiche Comedian? Showbusiness wurde dem 21. März 1989 geborenen Komiker und Autor quasi in die Wiege gelegt: Luke stammt aus einer Künstlerfamilie und ist der Sohn des kanadischen Kabarettisten Bill Mockridge und der italienischen Schauspielerin Margie Kinsky. Sein Patenonkel, der mittlerweile verstorbene Dirk Bach, nahm den kleinen Jungen schon im Alter von drei Tagen mit auf die Bühne. Eine Bühne, die fast schicksalhaft immer eine Rolle im Leben des gebürtigen Bonners spielen sollte. Eine potentielle Fußballkarriere bei Bayer Leverkusen, wo er als 16-Jähriger zum Profitraining eingeladen wurde, ließ er sausen, um sein internationales Abitur, das International Baccalalaurete, am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Bonn zu machen und später Medien- und Kommunikationswissenschaften in Deutschland, England und Kanada zu studieren, wo er unter anderem in einer Bühneninszenierung von «High School Musical» auftrat.
Ein übereifriger Alleskönner
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Dennoch gibt es hier ein paar Parallelen und die enden nicht nur, weil Mockridge schon oft mit seinem Stand-Up Akt in der erfolgreichen Abendshow «TV Total» aufgetreten ist. Wie Raab ist auch Luke sehr musikalisch: Klavier und Gitarre hat er sich ganz autodidaktisch selbst beigebracht. Er ist durchaus sportlich (seine Fußballaspirationen wurden vorhin schon erwähnt). Dennoch ist seine Witzpräsentation schneller und punktgenauer, was wahrscheinlich der Ausbildung als Stand-Up Comedian geschuldet ist. Die Witze, die er reißt sind allerdings oftmals wenig herausfordernd und gelegentlich auch flach.
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Alles fett und alles geil, Alter! Und gelegentlich sogar einfallsreich
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Was nun folgt, sind die Schlagzeilen der Woche: Herbert Grönemeyer wird 60 und der Mockridge setzt sich ans Klavier und zaubert eine durchaus beachtliche Grönemeyer-Imitation hervor. Davon abgesehen, herrschen jedoch auch hier die Klischees vor. Aus der Nachricht, dass Claudia Neumann bald die Fußball-EM kommentieren wird, entwirft er ein Szenario, in dem Neumann mit ihren Freundinnen und einer Flasche Prosecco vor dem Fernseher sitzen, lieber über ihre Einkäufe quatschen und dabei das 3:0 von Deutschland verpassen. Einer Meldung, dass Kinder von einem DM-Produkt high werden können, folgen die üblichen Stoner-Imitationen, die man aus den entsprechenden US-Komödien kennt. Diese werden von Luke noch ans Deutsche angepasst und fertig ist der Streich.
Wo der Moderator seine Talente wirklich ausspielen kann, sind die Einspieler, die meist später in den Sendungen folgen. In einem Segment, in dem er kleine Kinder in einer Schule zum aktuellen, politischen Tagesgeschehen, zu Angela Merkel, Donald Trump sowie Frauke Petry befragt und sie einzelne Länder aufzählen lässt, entwickelt sich komödiantische und spontane Chemie, die weit über das anfängliche Geplänkel hinauswächst, auch wenn der Freund amerikanischer Late Night diese Art von Interviews schon von Jimmy Kimmel zu genüge kennt. Auch bei seinem Stelldichein mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft funktioniert Luke besser. Hier kann er spontan, beweglich und dynamisch sein und muss weniger das vorgeschriebene Witze-Einerlei abspulen, das nur marginal Wirkung zeigt. Der dazugehörige Schnitt und die Musikuntermalung stehen ihm dabei gut zu Gesicht und geben dem Ganzen ein reizvolles komödiantisches Timing, so dass selbst das Publikum ausgelassener zu lachen scheint. Ein Highlight ist das Quiz über die verrücktesten amerikanischen Gesetze. Hier werden Luke und einem seiner Kollegen Fragen über absurde Vorschriften in der amerikanischen Gesetzgebung gestellt und sie müssen raten, ob diese stimmen oder nicht. Wer eine falsche Antwort gibt, wird mit einem Paintball beschossen. Denn ja, Schmerzen können manchmal witzig sein, wenn sie entsprechend kommentiert und inszeniert werden. Nicht umsonst ist Slapstick-Comedy ein Dauerbrenner.
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Trotz dieser vermeintlichen Schwächen hat «Luke! Die Woche» die Chance auf eine Weiterführung verdient. Das Programm besitzt durchaus Einfallsreichtum, auch wenn es noch interessanter wäre, wenn der Moderator den Schutzschild seiner „Supercool-Attitüde“ öfters fallen lassen würde. Es handelt sich um eine Show und einen Moderator, dem Comedy offensichtlich am Herzen liegt und der diese zu schätzen weiß, ohne dass er sich nur auf die einfachen und billigen Lacher konzentrieren würde. Davon sollte es im deutschen Fernsehen nicht weniger, sondern noch mehr geben. Trotz der knackigen Kurzwelligkeit, könnte man immer noch mit eigenen und absurderen Ideen aufwarten. Wieder lohnt sich der Blick ins amerikanische Late-Night-Mekka, dieses Mal auf Conan O’Brien. Weniger um sich Ideen anzueignen, sondern vielmehr, um sich eine gewisse Attitüde einzuverleiben. O’Briens Late-Night-Talk sah sich in seinen Anfangsjahren immerzu der Gefahr der Absetzung ausgesetzt. Der heute berühmte Late Night-Talker nutzte allerdings die Tatsache, dass ihm weder ein großes Publikum noch die Senderverantwortlichen große Beachtung schenkten dazu, um immer größere Beklopptheiten aus dem Hut zu zaubern (z.B. einen masturbierenden Bären gegen einen seiner Autoren im Abraham-Lincoln-Kostüm antreten zu lassen). Einerseits geht es sicherlich darum, Aufmerksamkeit zu generieren, andererseits auch darum, unsichere Gewässer auszutesten, so dumm sie auch erscheinen mögen. Denn auch eine Comedyshow braucht die Zeit und den Freiraum, um sich auszutesten, ein Publikum aufzubauen und letztendlich einen sicheren Stand zu finden. Vor allem wenn sie Potential hat.
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