Die Probleme: Videomangel, wenig Interaktion, verschenktes Nachtprogramm
Fraglos ist aber auch wahrlich nicht alles Gold, was unter dem Namen Deluxe Music glänzt. Ein großes Problem, mit dem generell die edlen Ritter zu kämpfen haben, die noch immer das Musikfernsehen hochhalten wollen, ist schlicht der Mangel an Musikvideos: Vor allem unbekanntere Künstler investieren mittlerweile schlicht nicht mehr die finanziellen und organisatorischen Ressourcen, hochwertige Clips zu drehen - weshalb unter anderem Lukas Grahams "7 Years" wochenlang nur mit einem provisorischen Video lief oder Kygos "Firestone" in Form eines Lyric-Videos, die heutzutage von vielen Acts produziert werden. Oftmals mit dem Hintergedanken, im Falle eines kommerziellen Erfolgs einen "echten" Clip noch nachproduzieren zu lassen, wobei nicht nur das Wann, sondern oftmals auch schon das Ob selbst bei vielen Charthits längst fraglich ist. Hier machen sich gegenüber den Zeiten, in denen Viva und MTV noch ironiefrei als Musiksender bezeichnet werden konnten, dann eben doch die Zeichen der Zeit bemerkbar.
Ein zwar wachsender, aber noch immer ziemlich kleiner Faktor ist die Interaktion zwischen Sender und Publikum. Auch dem Umstand geschuldet, dass es nur zwei regelmäßige Moderatoren gibt, die gerade einmal gut eine Stunde des wöchentlichen Programms bestücken, wirkt Deluxe nach wie vor recht unpersönlich und distanziert. Mit Formaten wie «Jukebox», einigen Gewinnspielen und Abstimmungen über wöchentliche Hitlisten wird der Zuschauer schon hin und wieder involviert, aber eben nicht systematisch und durchgängig. Darüber hinaus kam es in den vergangenen Monaten mehrfach vor, dass Songs und die Bauchbinden mit Interpret, Songtitel und Erscheinungsjahr nicht synchron waren - teilweise über Stunden hinweg. Und auch wenn die Facebook-Verantwortlichen auf Rückfragen und Kritik sachlich und freundlich antworteten, wirken solche Vorfälle insbesondere dann ein wenig unprofessionell, wenn sie mehrfach vorkommen.
Ein schwieriges Thema ist dann noch das Nachtprogramm. In der Regel fünf bis acht Stunden lang zeigt man hier Wolkenkratzer, Landschafts- und Naturaufnahmen, die konsequent mit einer sehr - nunja, dudeligen Jazz-Musik bestückt werden. Das ist speziell, das findet bestimmt irgendwo in Deutschland auch seine Nische, wo man so etwas zu schätzen weiß. Aber natürlich empfindet der deutlich überwiegende Teil der Musikfreunde dieses Gedudel schlicht und einfach als Zeitverschwendung, sodass man dieses Programmkonzept zumindest in dem Ausmaß, in dem es aktuell noch realisiert wird, zumindest einmal in Frage stellen kann. Das eine oder andere Korallenriff müsste seine Entertainer-Qualitäten dann wohl anderweitig unter Beweis stellen, aber man hätte Zeit und Platz für noch mehr wirkliches Programm - unter Umständen beispielsweise für das eine oder andere Video, das aus Jugendschutzgründen erst zu ganz später Stunde ausgestrahlt werden darf.
Fazit: Eine neue Bastion für Musikliebhaber kommt auf
Fassen wir einmal zusammen, was in diesem Artikel wortreich geschildert wurde, so kann man Deluxe Music in der Tat als einen Musiksender im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnen: Sieben Tage die Woche läuft 24 Stunden täglich Musik, nur unterbrochen durch Reklame, den Moderationen der beiden einzigen Sendergesichter Jennifer Weist und Markus Kavka sowie gelegentlichen Interviews. Mit dieser Ausrichtung hat man zuletzt einige Erfolge im kleineren Rahmen gefeiert, ein großer Hype blieb bis dato allerdings aus - was nicht zuletzt auch daran liegt, dass der Sender nicht im großen Ausmaß auf interaktive Elemente setzt.
In der jüngeren Vergangenheit hat man sich merklich von seinem langen Zeit sehr elitären Image entfernt und sowohl in der Zuschaueransprache als auch vor allem hinsichtlich der Musikauswahl in Richtung Mainstream gestrebt - ohne allerdings die Experten und Liebhaber komplett zu verprellen. Macht Deluxe in ähnlicher Form weiter, dürfte der Aufwärtstrend des letzten Jahres anhalten, wenngleich es mit der klaren Fokussierung auf Musik wohl niemals aus der Sparte herauskommen wird. Für Musikfans jedenfalls, die das Fernsehen nicht als völlig antiquiertes Medium begreifen, in dem Musik nicht funktionieren kann, ist dieser Sender in jedem Fall einen Blick wert. So wie es dieser Sender auch verdient hätte, die Musiksender-Karikatur Viva in Bälde zu überflügeln.
Es gibt 6 Kommentare zum Artikel
28.04.2016 11:40 Uhr 1
28.04.2016 14:15 Uhr 2
Finden wir auch. Respekt.
28.04.2016 19:17 Uhr 3
28.04.2016 20:18 Uhr 4
28.04.2016 20:27 Uhr 5
Als ich erstmals vor ca. 1,5 Jahren da reinschaltete hatte ich sofort ein total relaxtes Gefühl!!
28.04.2016 22:23 Uhr 6
Bei mir ist der Sender auf Programmplatz 703. Aber das ist ja wahrscheinlich auch von Region zu Region unterschiedlich.