Joko und Klaas: Quoten der ProSieben-Formate
- «Ahnungslos»: 0,86 Mio. (5,4% / 9,4%)
- «17 Meter»: 1,57 Mio. (6,3% / 12,5%)
- «Duell um die Welt»: 1,76 Mio. (6,7% / 15,1%)
- «HalliGalli»: 0,86 Mio. (4,0% / 9,4%)
- «Mein bester Feind»: 1,38 Mio. (5,4% / 12,4%)
Durchschnittliche Werte der jeweils vier letzten Folgen.
Eines jedenfalls scheint nach Sichtung der gut dreieinhalbstündigen Auftaktfolge ziemlich sicher: Die im Vorfeld beworbene Suche nach dem neuen Überflieger im Show-Genre diente eher als Vorwand, denn aller branchenübergreifenden Verzweiflung nach dem Ende von «Wetten, dass..?» und «Schlag den Raab» zum Trotz dürfte wohl kaum jemand eines der vorgestellten Konzepte für Primetime-tauglich halten. Vielleicht ist dieser Satz etwas voreilig - denken wir nur einmal an «Das große Schlüpfen» und «Scream - If You Can» - und uns erwartet tatsächlich bald auch noch ein dreistündiger Testlauf einer Stipvisite durch deutsche Studenten-WGs, um diese gegen eine finanzielle Entschädigung zuzumauern und zur Heimat mittelschwerer Paarhufer umzufunktionieren, realistisch gesehen dürfte dies aber kaum die Intention der Verantwortlichen von Florida TV sein. Aber was steckt dann hinter diesem achtteiligen Ritt durch das Beklopptenkabinett maximal mittelprächtig ambitionierter Unterhaltungsideen?
Ambitionslose Routine, quietschbunte Nervensäge...
Das fällt in der Gesamtbetrachtung in der Tat schwer zu sagen, da es dem Team um Joko und Klaas gelungen ist, eine Vielfalt des Mittelmaßes zu zelebrieren. Da wäre einmal das konzeptuell unendlich fade "Höhenangst - Die Show", in dem Joko zum gefühlt 300. Mal mit seiner Höhenangst konfrontiert wird und einen ambitionslos in irgendeiner Studioecke aufgestellten Parcours in luftiger Höhe absolvieren muss, um für seinen Kandidaten eine soeben vierstellige Geldsumme zu erstreiten. Hier fiele es leicht zu sagen, dass die beiden ihre schon immer funktionablen Ideen einfach ein weiteres Mal reproduzieren - ein bisschen TV-Duell hier, ein paar höhenängstliche Joko-Grimassen da, eine Prise Palina und Schweighöfer hinzufügen und noch den einen oder anderen schlecht geschauspielerten Disput der beiden Moderatoren und schon hat man einen weiteren Abend hinter sich gebracht.
Auf der anderen Seite fügt man allerdings auch einige Zutaten hinzu, die der gewohnten Fernsehroutine nicht unbedingt entsprechen. Etwa versucht sich Herr Winterscheidt an einer überzeichneten Adaption der ohnehin schon nervig überdreht und viel zu quietschbunt daherkommenden japanischen Spieleshows und bringt damit schnell das Publikum gegen sich auf. Später liefert er mit seinem "Game of Drones" ein Paradebeispiel für das Motto "visuell hui, inhaltlich pfui", indem er ein optisch höchst ansprechendes Drohnenrennen vorstellt, bei dem nur leider über den futuristisch anmutenden Studioflug jener Drohnen hinausgehend kein wirklicher Plan zu erkennen ist, wohin das Spiel denn nun steuern soll.
...oder eine bissige Mediensatire?
Vor allem aber ist auffällig, wie häufig und deutlich die Sendung gegen das TV-Business schießt. So bringt Klaas ganz bewusst das Publikum gegen sich auf, indem er den rührseligen Dokusoap-Emotionskitsch von «Vermisst» mit der knallharten «Schlag den Raab»-Duellidee vermengt und letztlich drei Kinderspiele darüber entscheiden sollen, ob die Kandidatin von ihrem seit langem nicht mehr gesehenen Bruder überrascht wird oder dieser einfach nach Südamerika zurückgeflogen wird. Mehrere schlechte Schauspieleinlagen seines ewigen Gefährten und viele herzlose Kommentare später wird die Dame natürlich trotz Niederlage mit ihrem Bruder zusammengebracht, aber die Pointen sind hier längst gesetzt.
Als später in der Show bei Klaas' neuem Sensationspiloten "Kein Herz für Tiere" das Publikum der Meinung ist, nach rund einer Viertelstunde genug davon gesehen zu haben, wie Palina, Jorge Gonzalez und Rolf Scheider Tierbabys in einer Art und Weise beleidigen, dass der eine oder andere hochrangige Politiker vom Bosporus bereits die Nummer vom Bundeskanzleramt rausgesucht haben dürfte, greift Klaas hektisch zur letzten Waffe, die ihm im Kampf gegen die vorzeitige Absetzung noch vorhanden scheint: "Wir brauchen mehr Tiere! [...] Schalten Sie bitte wieder ein, oder ich bringe den Hund wieder weg. Haben wir noch was?" Viel treffender kann man den Irrsinn kaum auf die Spitze treiben, den die TV-Branche für ein paar Prozentpunkte mehr in der Tagesbilanz abliefert.
Fazit: Wenig Wegschaltimpulse - trotz einiger Längen
Und so wirkt «Die beste Show der Welt» an einigen Stellen in der Tat wie eine böse Persiflage auf die Fernsehbranche, zieht das andererseits dann aber wiederum auch nicht so konsequent durch, dass man damit zweifelsfrei die Hauptintension des Formats benennen könnte. Vielleicht sollte man aber gar nicht so verkopft an den Neustart herangehen und krampfhaft nach irgendeiner "Botschaft" hinter der Fassade des Skurrilitätenkabinetts suchen, sondern sie einfach als den nicht selten auch klamaukigen Spaß hinnehmen, der er an der Oberfläche zu sein scheint. Dann können sich die Köpfe hinter dieser Idee zumindest dahingehend auf die Schultern klopfen, dass man als Zuschauer in der Tat gespannt ist auf jede der kleinen neuen Show-Ideen und sogar dann relativ wenige Umschaltimpulse hegt, wenn ein Spiel nicht aufgeht oder etwas arg zäh daherkommt - was durchaus einige Male der Fall ist. Der Quote könnte das zugute kommen.
Und wenn das nicht klappt, hat man ja immer noch einige putzige Welpen und Kitten im Backstage sitzen, die einfach mal von Palina lieb gehabt werden wollen - auch so ein tolles Showkonzept, das bei ProSieben noch nie am Samstagabend ausprobiert wurde.
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