Filmfacts «Triple 9»
- Regie: John Hillcoat
- Produktion: Keith Redmon, Bard Dorros, Marc Butan, Anthony Katagas, Christopher Woodrow, John Hillcoat
- Drehbuch: Matt Cook
- Darsteller: Casey Affleck, Chiwetel Ejiofor, Anthony Mackie, Aaron Paul, Norman Reedus, Woody Harrelson, Kate Winslet
- Musik: Atticus Ross, Bobby Krlic, Leopold Ross, Claudia Sarne
- Kamera: Nicolas Karakatsanis
- Schnitt: Dylan Tichenor
- Laufzeit: 115 Minuten
- FSK: ab 16 Jahrem
Im von Gangkonflikten zerrütteten Atlanta hat die russische Mafia die Oberhand. Nicht zuletzt deshalb, weil Anführerin Irina Vlaslov (Kate Winslet) über ein Ass im Ärmel verfügt: Der Special Agent Michael Atwood (Chiwetel Ejiofor) ist ihrer Schwester Elena (Gal Gadot) verfallen, hat sogar ein Kind mit ihr. Und um seinen Sohn endlich wiedersehen zu können, tut Michael einfach alles, was von ihm verlangt wird. Irina begnügt sich allerdings nicht etwa damit, dass Michael und seine Polizistenfreunde Marcus Belmont (Anthony Mackie) und Jorge Rodriguez (Clifton Collins Jr.) der russischen Mafia freies Geleit geben müssen. Nein. Sie drängt Marcus und seine moralisch flexiblen Cop-Kumpels sowie Ex-Soldat Russel Welch (Norman Reedus) dazu, für sie knifflige Raubüberfälle zu bewerkstelligen. Das unfreiwillige Bankräuber-Team holt noch Russels Bruder Gabe Welch (Aaron Paul) ins Boot, und auch wenn die Gruppe den Dreh raus hat, wollen sie nur noch eins: Dass dieses Elend endlich aufhört. Doch Irinas letzter Auftrag ist nahezu unmöglich über die Bühne zu bringen. Nur ein „Triple 9“-Code könnte genügend Ablenkung mit sich bringen. Und mit dem überengagierten, integren neuen Polizisten Chris Allen (grundsolide: Casey Affleck) scheint auch das perfekte Opfer gefunden …
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Trotzdem überstrapazieren Cook und Hillcoat die Plausibilität ihrer Prämisse, wenn sie gleich vier Figuren einen Polizistenmord planen lassen, weil ein gemeinsamer Bekannter (zu dem sie teils nur beiläufige Bindungen haben) unter dem Pantoffel der Mafia steht. Diese Tendenz zu konstruierten Ergebnissen, denen nur dünne Erklärungen vorangehen, beraubt insbesondere dem Abschluss des Films seine Wirkkraft: Die dramatischen Nachwehen der vorhergegangenen Turbulenzen beruhen vermehrt darauf, dass Figuren (darunter der von Woody Harrelson gespielte, immens coole Chaos-Ermittler Jeffrey Allen) nun doch an zuvor schwer erreichbare Informationen gelangen oder einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind. Die Auseinandersetzung mit den ethischen Abgründen der Protagonisten wird so zu einer Zufallsgeschichte verwässert.
Auf dem Weg zum lauen Abschluss liefern Hillcoat und sein Cast jedoch gute, harte Action ab: Wenn die auf die falsche Seite des Rechts abgeglittenen Hauptfiguren einen Überfall begehen oder Marcus ausnahmsweise seinen beruflichen Pflichten nachgeht und einen Gangster jagt, hämmert das Sounddesign. Die dynamische, doch nicht haltlos verwackelte Kamera treibt das Adrenalin nach oben, während ein vergleichsweise ruhiger Schnitt für Übersichtlichkeit sorgt. Hillcoat hält indes auf die schwitzig-blutig-versifften Aspekte des Geschehens drauf, akzentuiert die sauber orchestrierte Action mit dreckigen, grafischen Gewaltspitzen.
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«Triple 9» ist ab dem 5. Mai 2016 in einigen deutschen Kinos zu sehen.
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