Filmfacts: «A Bigger Splash»
- Kinostart: 5. Mai 2016
- Genre: Drama/Erotik
- FSK: 12
- Laufzeit: 124 Min.
- Kamera: Yorick Le Saux
- Buch: David Kajganich
- Regie: Luca Guadagnino
- Darsteller: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Ralph Fiennes, Matthias Schoenaerts, Corrado Guzzanti
- OT: A Bigger Splash (IT/FR 2015)
Nein, wenn man die vier Hauptfiguren in «A Bigger Splash» so sinnieren hört, dann kommt einem schon ziemlich bald unweigerlich der Gedanke, dass all die Probleme der sonnengebräunten Italienurlauber mindestens genau so schlimm sein müssen, wie jene der vor den ISIS-Kämpfern fliehenden Migranten. „First World Problems!“ möchte man den Figuren entgegen schreien, doch auch das würde diesen Haufen unsympathischer Bonzen vermutlich nicht davon abhalten, sich weiter ihrer sinnlosen, amourösen Verwicklungen hinzugeben, die mit einem einzigen, klärenden Gespräch sofort aus der Welt geschafft wären. Doch da geht es auch schon los: Der einzig halbwegs klug erscheinende Figur – Marianne – wurde der Dramaturgie wegen einfach mal ihre Stimme genommen. Und so passiert in dem philosophisch angehauchten Erotikdrama einfach mal gar nichts – über zwei Stunden lang.
Wenn die Reichen mit den Schönen
Das berühmte Künstlerpaar Paul (Matthias Schoenaerts) und Marianne (Tilda Swinton) reist auf die idyllische Insel Pantelleria, um in der malerischen Abgeschiedenheit Süditaliens einen romantischen Urlaub zu verbringen. Es scheint der perfekte Ort. Doch die Harmonie der beiden gerät abrupt ins Wanken, als sie unerwartet Besuch von ihrem alten Freund Harry (Ralph Fiennes) und dessen äußerst attraktiven Tochter Penelope (Dakota Johnson) bekommen. Während Paul bald der lasziven Ausstrahlung der jungen Frau verfällt, erwacht zwischen Marianne und Harry eine „alte“ Leidenschaft. Ein gefährlicher Sog zieht die vier immer tiefer in einen Abgrund aus Eifersucht, Leidenschaft und sexueller Obsession…
Eine solch große Ansammlung ausschließlich unausstehlicher Charaktere hat man im anspruchsvollen Kino schon lange nicht mehr gesehen. Dabei ist das Weglassen allzu sympathischer Figuren ja erst mal kein Todesurteil. Gerade im intellektuell angehauchten Arthouse-Film wird gern auf allzu simple Charakterzeichnungen verzichtet, sodass sich die Figuren erst nach und nach dem Zuschauer erschließen müssen. In «A Bigger Splash» ist allerdings etwas ganz Anderes das Problem: Paul, Marianne, Harry und Penelope sind nicht etwa einfach nur anstrengend, sie sind obendrein auch noch vollkommen uninteressant. Die Beziehungsscharmützel zwischen Paul und Marianne könnten in ihrer Simplizität aus einem Kitschroman stammen, wann immer zwischen den Zeilen subtile Empfindungen aufzukeimen drohen, platzt eine andere Figur unangenehm aufdringlich dazwischen und Tilda Swinton aufgrund einer Stimmband-Operation die Stimme zu nehmen, treibt die Schauspielerin zwar zu Höchstformen an, doch man merkt, dass dieser Kniff innerhalb des Drehbuchs nur deshalb existiert, um auf Biegen und Brechen dramaturgische Alleinstellungsmerkmale zu kreieren. Dabei ist es für die Handlung von keinerlei Relevanz, ob Marianne nun spricht oder nicht; trotzdem lässt es sich Luca Guadagnino nicht nehmen, den Wegfall der Sprache mithilfe von bedrohlicher Musik immer wieder zu fokussieren. Ganz so, als hätten wir es hier permanent mit einem Schwindel zu tun, der allerdings keiner ist – höchstens ein Betrug am Zuschauer, der sich die ganze Zeit fragt: Was soll das hier eigentlich?
What the f***!?
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Fast scheint es so, als hätte es Luca Guadagnino für ein notwendiges Übel befunden, in Zeiten der Flüchtlingskrise auch in einem Film, der ohnehin schon ohne jeden Fokus und inszenatorisch vollkommen ausgefranst daherkommt, zusätzlich noch so etwas wie einen mahnenden Zeigefinger zu erheben, der sein Publikum daran erinnern soll, dass es neben den Reichen und Schönen eben auch noch die Armen gibt. Wie so vieles in «A Bigger Splash» ist auch das per se nicht schlimm, aber ohne Sinnhaftigkeit in die Szenerie eingebettet, ergibt auch der lohnenswerteste Ansatz noch lange nicht den erhofften Aha-Effekt, sondern ist einmal mehr pures Blendwerk.
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Fazit
Irgendwo im Kern mag in dem wirklich schön gefilmten „A Bigger Splash“ ja eine sozialkritische Charakterstudie stecken, doch Regisseur Luca Guadagnino ist viel lieber daran gelegen, dass sich seine durch und durch ätzenden Figuren durch ein bedeutungsschwangeres Skript overacten, dass am Ende nicht viel bleibt, außer der Wunsch nach dem baldigen Sommerurlaub!
«A Bigger Splash» ist ab dem 5. Mai in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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