Abweichungen von der Serienformel erhöhen den Nährwert
Formelhafte Serien bergen einen weiteren Nachteil, der zwar abstrakter erscheint als der ewige Wiederholungsfaktor, aber dennoch vorhanden ist: Bis auf ein paar vereinzelte Episoden, wird sich wohl kaum jemand in ein paar Jahren an eine spezifische Episode erinnern, als einer der gesichtsloseren Besetzungsmitglieder einem noch gesichtsloseren Kriminellen mittels einer elaborierten Kamerafahrt in das Innere eines Leichnams das Handwerk legte. So ist es nun einmal beim Fast Food: Der Nährwert tendiert gegen Null. Logisch, dass zumindest die Episoden, welche sich gegen diese formelhafte Diktatur wehrten, im Gedächtnis verhaften blieben:
In Anlehnung an den Film «Rashomon» des berühmten Regisseurs Akira Kurosawa, erzählt die neunte Episode der ersten Staffel «Über den Wolken» nicht von grenzenloser Freiheit, sondern von einem Mord an einem Passagier in der ersten Klasse eines Flugzeugs. Beim anschließenden Herleiten des Sachverhaltes und der Befragung, schildert jeder der 10 Zeugen den Fall aus seiner eigenen Perspektive. Die Helden in der Not sind natürlich kalte und nackte Fakten sowie die Wissenschaftler, welche die Ausgangssituation im Flugzeug nachspielen. Abgetrennte Finger und düstere Gestalten mit Hasenmasken prägen die 14. Episode der zweiten Staffel, «Ein schmutziges Spiel», die auch beweist, dass andere Castmitglieder neben der Hauptfigur Platz für Sternstunden finden. Ehemalige Stripperin und jetzige, geniale Kriminologin, Catherine Willows (Marg Helgenberger) darf hier als dreidimensionaler, emotional überzeugender und starker Charakter hervorstechen.

«CSI: Die Spieler auf der Spur» (8. Staffel, 8. Episode) gönnt den Hauptakteuren eine wohlverdiente Pause und beschäftigt sich mit den Helden aus der zweiten Reihe. Bei diesen handelt es sich um noch verkopftere Nerds als die sowieso schon verkopften Wissenschaftler, die noch nicht einmal aktiv im Einsatzfeld unterwegs sind, sondern sich lieber im heimischen Labor mit Gedankenspielen und Fantasiemorden beschäftigen. Die Episode ist mit ihrer verqueren Perspektive und Sicht der Nebencharaktere auf die Hauptfiguren hauptsächlich auf den komödiantischen Effekt ausgelegt.
Zeit, den Fall abzuschließen
Steckbrief

«CSI» kündigte zur Jahrtausendwende mit seinen Titeltracks von The Who und seinen Kameraspielereien seine eigene Coolness mit den Holzhammer an. Die klischeehaften Dialoge und die Fetischisierung der Kamera von Leichnamen machte es zu dem, was in der Fiktion allgemein hin als „Pulp“ bezeichnet wird. Dies hin und wieder zu genießen und gleich wieder zu vergessen ist keine Schande. Allerdings ist dringend an der Zeit für etwas Abwechslung.
Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
10.05.2016 18:57 Uhr 1
10.05.2016 22:10 Uhr 2
Vor allem Denson, Shue und Harnois haben Mir sofort gefallen!!
Ich hätte diese 3 gerne noch in einigen Folgen mehr gesehen!!
11.05.2016 08:53 Uhr 3
11.05.2016 10:41 Uhr 4
12.05.2016 21:53 Uhr 5
20.12.2018 09:13 Uhr 6
20.12.2018 23:21 Uhr 7