Filmfacts «Die Poesie des Unendlichen»
- Regie: Matthew Brown
- Produktion: Edward R. Pressman, Jim Young, Joe Thomas
- Drehbuch: Matthew Brown, basierend auf dem Buch von Robert Kanigel
- Darsteller: Dev Patel, Jeremy Irons, Toby Jones, Stephen Fry, Jeremy Northam, Kevin McNally, Enzo Cilenti, Devika Bhise
- Musik: Coby Brown
- Kamera: Larry Smith
- Schnitt: JC Bond
- Laufzeit: 108 Minuten
- FSK: ab 6 Jahren
Verkörpert wird der Inder, der den mathematischen Betrieb Englands aufrüttelte, von «Slumdog Millionär»-Hauptdarsteller Dev Patel. Wie schon seine Paraderolle aus Danny Boyles mit acht Oscars prämierten Drama steht Srinavasa Ramanujan zu Beginn seiner Geschichte arm und ohne nennenswerte Zukunftsaussichten dar. Doch als der Büroangestellte seine Vorgesetzten mit seinen außergewöhnlichen Berechnungen und Formeln in Staunen versetzt, wagt er den Vorstoß: 1913 schreibt er dem Mathematikprofessor G. H. Hardy (Jeremy Irons), der am Trinity College in Cambridge lehrt, um ihm seine Theorien nahe zu legen. Hardy erkennt, dass in Ramanujan großes Talent schlummert und bittet ihn, nach England zu reisen. Zwar bedauert das indische Mathegenie es, seine Gattin Janaki (Devika Bhisé) zurücklassen zu müssen, dennoch tritt es die Reise an – die Reise in eine neue Kultur. Und damit sind nicht nur die Unterschiede zwischen England und Indien gemeint, sondern auch die zwischen universitären Methoden und Ramanujan.
Denn der Quereinsteiger eckt nicht bloß mit seinen nonkonformistischen Thesen an, sondern vor allem mit seiner Haltung, dass Gegenrechnungen und Beweise nur Zeitverschwendung seien. Neue Überlegungen fliegen ihm sinnbildlich gesprochen zu, während er sich schwer tut, Beweisverfahren zu erlernen. Neben Hardy hat nur dessen Kollege John Littlewood (Toby Jones) Geduld für den Inder übrig, den viele Fakultätsmitglieder am liebsten sofort zurückschicken möchten …


Ramanujans Anpassungsschwierigkeiten außerhalb des mathematischen Betriebs werden dagegen zu unspezifisch angepackt. Hardys beiläufige, zurückhaltende Anmerkung, dass er für seinen Schützling womöglich mehr als Freundschaft empfunden hat, ist wiederum in ihrer Nebensächlichkeit zwar charaktergetreu, dennoch fehlt es ihr selbst an der subtilsten inhaltlichen Stützte – es ist fast so, als hätte sich Brown durchweg in Hardys Methodik geübt, um für wenige Sekunden auf Ramanujans Verzicht der Beweisführung auszuweichen.
Fazit: Im Subgenre der Biopics über mit Zahlen mühelos hantierenden Genies ist «Die Poesie des Unendlichen» weit von der Klasse eines «The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben», «A Beautiful Mind» oder «Die Entdeckung der Unendlichkeit» entfernt. Mit Jeremy Irons‘ sprödem Charme kann sich das Werk aber trotz mancher erzählerischer Makel auf ein solides Niveau retten.
«Die Poesie des Unendlichen» ist ab sofort in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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