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Der Experte-Spezial: Von welchen Serien müssen wir uns verabschieden?

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In den vergangenen Wochen wurden in den USA einige Serien abgesetzt. Welche Folgen haben die Absetzungen für die deutschen Sender und welche Serien könnten die vakanten Sendeplätze mittelfristig übernehmen? Quotenmeter.de-Experte Markus Ruoff gibt seine Einschätzung.

«Castle» und «Detective Laura Diamond»

(«The Mysteries of Laura»)
Bisheriger Quotenverlauf: Mit «Castle» und «Detective Laura Diamond» verliert Sat.1 gleich zwei wichtige Eckpfeiler am Montagabend. Beide Serien wurden etwas überraschend in den USA abgesetzt, doch während «Castle» immerhin auf acht Jahre zurückblicken kann, war für «Detective Laura Diamond» bereits nach zwei Staffeln Schluss. «Castle» erreichte im Frühjahr dieses Jahres mit den ersten zehn Folgen der achten Staffel 8,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, die siebte Staffel lag noch bei 9,1 Prozent (die letzten acht Folgen der sechsten Staffel, die Sat.1 nach der Übernahme der Serie von kabel eins zeigte, holten sogar im Mittel 10,2 Prozent Marktanteil). Mit der ersten Staffel von «Detective Laura Diamond» wurden 2015 9,8 Prozent Marktanteil eingefahren, die zweite Staffel liegt bislang bei noch vier verbleibenden Folgen bei 9,3 Prozent Markanteil.
Möglicher Ersatz: Von «Castle» kann Sat.1 im Herbst dieses Jahres noch die finalen zwölf Folgen zeigen. Zudem liegen genügend Folgen von «Hawaii Five-0» vor und «Elementary» geht ebenfalls weiter. Obendrein sind mit «Blindspot» und «Criminal Minds: Beyond Borders» zwei erfolgreiche Neustarts aus der aktuellen Fernsehsaison für das Programm von Sat.1 vorgesehen.
Fazit: Trotz des kleinen Abwärtstrends konnte Sat.1 sich auf seinen beiden Krimi-Serien stets verlassen, zumal selbst einstige Quotengaranten wie «NCIS» mittlerweile keine Selbstläufer mehr sind. Durch die gute Versorgung aus den USA wird Sat.1 diese Absetzungen mittelfristig aber ohne weiteres kompensieren können.

«CSI: Cyber»


Bisheriger Quotenverlauf: Erst kürzlich hat RTL das Serienfinale von «CSI» ausgestrahlt und nun müssen sich die Fans auch vom jüngsten Ableger des einst so erfolgreichen «CSI»-Franchises verabschieden. Die erste Staffel generierte im Herbst 2015 lediglich 11,4 Prozent Markanteil in der Zielgruppe, die zweite Staffel liegt bei gerade einmal zwei ausstehenden Folgen bei 11,6 Prozent. Das erscheint angesichts der Ansprüche von RTL zu wenig, aber auch «CSI» bewegte sich am Ende auf diesem Quotenniveau. Die Zeit von «CSI» war nach 16 Jahren einfach vorbei.
Möglicher Ersatz: Da RTL bei «Bones» immer eine ganze Staffel im Rückstand ist, kann der Sender noch auf zwei Staffeln der Serie setzen, ehe hier ebenfalls der Stecker gezogen wird. Ab Spätsommer dieses Jahres ist zudem dienstags eine Ausstrahlung der Jennifer-Lopez-Serie «Shades of Blue» geplant. Außerdem sollen im Herbst/Winter 2016 die Koproduktionen aus der Partnerschaft mit NBCUniversal zur Verfügung stehen.
Fazit: An die Quoten des Originals kam «CSI: Cyber» zwar nie heran, doch dennoch wird man in Köln ein wenig wehmütig über das Ende sein, zumal ein geeigneter Nachfolger aus den USA nicht in Sicht ist. Mit der Koproduktion-Partnerschaft hat die Mediengruppe RTL Deutschland allerdings ihre Abhängigkeit von den Entscheidungen der amerikanischen Fernsehsender etwas reduziert.

«Beauty and the Beast» und «Extant»


Bisheriger Quotenverlauf: Die erste Staffel von «Extant» bescherte sixx im Sommer 2015 ordentliche 1,6 Prozent Marktanteil, die zweite Staffel kam dann nur noch auf die Hälfte. Ähnlich düster sah es für «Beauty and the Beast» aus, das aufgrund von katastrophalen Einschaltquoten nach wenigen Folgen der dritten Staffel sogar ganz aus dem Programm flog.
Möglicher Ersatz: sixx versprach zumindest eine Fortsetzung von «Beauty and the Beast» noch für dieses Jahr. Das Archiv der ProSiebenSat.1 Group bietet darüber hinaus genügend Alternativen, demzufolge ist mittelfristig für zwei quotenschwache Serien kein Ersatz vonnöten.
Fazit: Beide Serien waren relativ kurzlebig und konnten weder hierzulande noch im Mutterland überzeugen. Auf beide Serien wird sixx daher zukünftig getrost verzichten können.

«The Good Wife»


Bisheriger Quotenverlauf: Nach erfolglosen Versuchen bei ProSieben und kabel eins erbte Anfang 2014 schließlich sixx die Anwalts-Serie «The Good Wife». Dort gelangen am späten Dienstagabend immerhin ganz ordentliche Einschaltquoten. Mit Start der sechsten Staffel im April 2016 wurde die Serie auf den Montagabend gelegt, was anscheinend keine allzu gute Idee war. Mittlerweile wurde der Sendeplatz der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Produktion auf um kurz nach Mitternacht verlegt. Eventuell kann die US-Serie zu späterer Stunde wieder mehr punkten.
Möglicher Ersatz: «The Good Wife» wird mit einem Spin-Off bei dem Streaming-Anbieter CBS All Access fortgeführt, doch ob sixx daran Interesse hat?
Fazit: Bei sixx wird man hoffen, dass «The Good Wife» auf dem neuen Sendeplatz zulegen kann, zumal noch die finale siebte Staffel ansteht. Die Serie hätte es zweifellos verdient.

«Mike & Molly» und «Undateable»


Bisheriger Quotenverlauf: Wohl die wenigsten werden sich daran erinnern, dass «Mike & Molly» vor vier Jahren in der Primetime in Sat.1 gestartet ist, dort erwarteten die Zuschauer aber offenbar keine US-Sitcom, sodass nach drei Wochen Schluss war. ProSieben wagte acht Monate später einen erneuten Versuch und im Sitcom-Line-Up am Dienstagabend konnte die erste Staffel mit 12,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen die Erwartungen erfüllen. In den folgenden Staffeln ließ das Interesse aber deutlich nach, so holte die letzte fünfte Staffel lediglich noch 10,0 Prozent Markanteil. «Undateable» hingegen enttäuschte von Anfang an, sodass ProSieben nach neun Folgen vorzeitig die Reißleine zog. Die Serie kam im Herbst 2015 trotz «The Big Bang Theory» im Vorprogramm nur auf bescheidene 8,6 Prozent Marktanteil.
Möglicher Ersatz: ProSieben kann weiterhin auf «Mom» , «The Odd Couple» und «Two Broke Girls» bauen, daneben hat ProSieben Zugriff auf die erfolgreichen Comedy-Neustarts «Life in Pieces» und «Superstore» aus der vergangenen Fernsehsaison. Auch bei den in Los Angeles vorgestellten Piloten sahen einige neue Sitcoms vielversprechend für die ProSieben-Zielgruppe aus.
Fazit: Die Sitcom-Versorgung ist durch Verträge mit nahezu allen US-Studios so gut, dass ProSieben ohne Mühe den Verlust von «Mike & Molly» auffangen kann (die finale sechste Staffel steht ohnehin noch aus). Im Tagesprogramm kann die Serie zudem noch lange in Dauerrotation wiederholt werden, während «Undateable» allenfalls im Nachtprogramm irgendwann eine zweite Chance erhält.

«Person of Interest»


Bisheriger Quotenverlauf: Als RTL die erste Staffel von «Person of Interest» im Herbst 2012 auf Sendung schickte und damit im Schnitt lediglich 10,3 Prozent Marktanteil einfahren konnte, musste man schon das frühzeitige Ende der Serie in Deutschland befürchten. Doch mit Beginn der zweiten Staffel wurde die Serie auf den späten Donnerstagabend gelegt und die Quoten machten einen merklichen Sprung nach oben. Die vierte Staffel, die wieder eine Stunde früher gesendet wurde, konnte um 22.15 Uhr abermals nicht überzeugen und blieb bei 10,4 Prozent Marktanteil hängen.
Möglicher Ersatz: Für den späten Dienstagabend eignet sich neben dem dort momentan ausgestrahlten «The Blacklist» unter anderem die bereits wieder abgesetzte NBC-Serie «The Player». In ferner Zukunft ist ohne Zweifel auch das kürzlich bestellte Spin-Off von «The Blacklist» ein Thema.
Fazit: Das eher für seine leichten Procedurals bekannte RTL hat(te) mit «Person of Interest» eine Serie im Programm, die zumindest von der Machart her nicht leicht zu ersetzen ist. Aus Sicht der Quoten hätte es ruhig etwas besser laufen können, deswegen wird man der Serie in der Chefetage des Senders nicht allzu viele Tränen nachweinen. Dennoch sollte man die finale Staffel möglichst wieder um kurz nach 23.00 Uhr zeigen, denn der frühere Sendeplatz tat der Serie nicht gut.

«Under the Dome»


Quotenverlauf: Den Morgen des 05. September 2013 wird ProSieben wohl lange nicht vergessen. Mit sensationellen 23,1 Prozent Marktanteil bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren ist am Tag zuvor die Mystery-Serie «Under the Dome» gestartet. Damit war «Under the Dome» laut Angaben des Senders der „beste Serien-Start des Jahrtausends“. Zwar hat die Serie, die auf dem gleichnamigen Buch von Stephen King basiert, innerhalb der ersten Staffel rund eine Millionen Zuschauer eingebüßt, was man allerdings angesichts eines Mittelwertes von 18,3 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum gut verschmerzen konnte. Bei der zweiten Staffel waren dann nur noch 14,4 Prozent Marktanteil drin und der Quotenverlauf der dritten Staffel zeigte, dass die Luft endgültig raus war: «Unter the Dome» verlor im Vergleich zur ersten Staffel nahezu die Hälfte des Publikums und kam somit gerade einmal auf enttäuschende 10,1 Prozent Marktanteil.
Möglicher Ersatz: Mit «The 100» und «Zoo» hat ProSieben gleich zwei weitere Event-Serie bereits im Programm, doch der bisherige Quotenverlauf beider Serien lässt ein ähnliches Schicksal wie bei «Under the Dome» erwarten. Obendrein sind die neuen Serien «Lucifer» und «Quantico» bei ProSieben in Planung. Interessant könnte zudem etwa «Containment» von The CW sein, das nach der ersten Staffel allerdings nicht verlängert wurde.
Fazit: Nachdem die Geschichten immer abstruser wurden, schaltete ein Großteil der Zuschauer weg und ProSieben wird froh gewesen sein, dass das Drama nach drei Staffeln ein Ende nahm. Verlassen kann sich der Sender momentan mittwochs einzig auf «Grey’s Anatomy», doch das ist zu wenig. Daher muss ProSieben hoffen, dass «Quantico» im Sommer dieses Jahres einschlagen wird und konstanter läuft als manch andere Serie in den letzten Jahren.

«Unforgettable»


Bisheriger Quotenverlauf: Obwohl die erste Staffel 2012/2013 in Sat.1 mit 10,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern deutlich über dem Senderschnitt lief, dauerte es rund zwei Jahre bis es mit neuen Folgen weiterging. Da Sat.1 offenbar keinen Platz im Programm hatte, nahm sich kabel eins «Unforgettable» an und sendete die zweite und dritte Staffel ab Frühjahr 2015 direkt hintereinander. Damit erreichte der Sender im Schnitt 4,5 und 4,8 Prozent Marktanteil.
Möglicher Ersatz: Schwierig zu sagen, da die meisten Krimi-Serien in der Regel an Sat.1 gehen. Freitags behilft sich kabel eins schon seit geraumer Zeit nur mit Wiederholungen von «The Mentalist», die jedoch erstaunlich gut laufen. Das um eine zweite Staffel verlängerte FOX-Drama «Rosewood» wäre ebenso denkbar wie eine Rückkehr von «Elementary», das in Sat.1 die Erwartungen bislang nicht erfüllen konnte.
Fazit: kabel eins braucht dringend frische Serien, die kleineren Spartensender der ProSiebenSat.1 Group haben in dieser Hinsicht dem großen Bruder längst den Rang abgelaufen. «Unforgettable» war zwar kein Quotenhit, dennoch zeigte die Serie mit Marktanteilen von bis zu 6,8 Prozent immerhin ihr Potenzial. Wenn die finale vierte Staffel an diese Werte anknüpfen kann, wird man den Verlust der Crime-Serie angesichts fehlender Alternativen vermutlich noch stark bedauern.

Weitere abgesetzte Serien

:
«Containment», «Crowded», «Grandfathered», «The Grinder» (alle ProSiebenSat.1 Group), «Heartbeat» (Mediengruppe RTL Deutschland), «Heroes Reborn» (im Sommer 2016 bei RTL II), «Limitless» (erste Staffel akuell bei ProSieben Fun), «Minority Report» (im Herbst 2016 bei ProSieben Maxx), «Marvel’s Agent Carter» (zweite Staffel aktuell bei Syfy), «The Muppets» (ProSiebenSat.1 Group), «Nashville» (vierte Staffel ab dem 26. Juli 2016 im Fox Channel), «The Player» (ab dem 28. Juni 2016 bei RTL Crime), «Rush Hour», «Second Chance» und «Telenovela» (alle ProSiebenSat.1 Group).

Die Übersicht mit den Serien-Startterminen 2015/2016 wird mehrmals wöchentlich aktualisiert. Einige Sendetermine finden Sie dort zudem vorab, daher werfen Sie vor Einsendung Ihrer Frage(n) immer einen Blick darauf. Danke.

Das war es für diese Woche. Bitte senden Sie Ihre Fragen, Anmerkungen und Hinweise über das untere Formular ein.

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