Die Kritiker

«Meine fremde Frau»

von   |  1 Kommentar

Ein Film, der zwischen Whodunnit, behelfsmäßigem Sozialdrama und viel zu kurz geratenem Psychogramm mäandriert - und damit all sein Potential verschenkt.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Ursula Strauss als Maria Hofer
Harald Krassnitzer als Bruno Hofer
Sophie Stickinger als Lucy Hofer
Moritz Uhl als Joey Hofer
Nicholas Ofczarek als Toni Lorant
Jasmin Gerat als Gloria Lorant
Magdalena Kropiunig als Silvana

Hinter der Kamera:
Produktion: Mona Film
Drehbuch: Lars Becker und Bernhard Wutka
Regie: Lars Becker
Kamera: Sebastian Edschmid
Produzenten: Thomas Hroch und Gerald Podgornig
Maria Hofer (Ursula Strauss) ist der personifizierte Pflegenotstand. Die Außendienste sind bis auf die Sekunde durchgetaktet, die Wiener Verkehrsstaus unerträglich und Verspätungen ahnden die Angehörigen der Patienten mit schnippischen Bemerkungen.

Ihr Privatleben ist nicht minder kompliziert: Sie hat eine Affäre mit einem selbstgefälligen Dirigenten an der Staatsoper, von dem ihr Mann Bruno (Harald Krassnitzer) und die beiden gemeinsamen Kinder freilich nichts ahnen.

Dann die Sekunde, die ihr ganzes Leben zum Stillstand bringt: Als sie eines Abends nach einem hektischen Pflegetag mit ihrem Boyfriend ein Lokal verlässt, wird sie von einem Auto erfasst, dessen besoffener Fahrer zügig das Weite sucht. Neben zahlreichen Knochenbrüchen steht bald eine noch diffizilere Diagnose ins Haus: retrograde Amnesie. Im Klartext: Alle Erinnerungen sind weg. Die an ihren Mann, die an ihre Kinder, die an ihren Boyfriend. Die Vergangenheit ist ausgelöscht.

Bruno, der zwar von der Affäre seiner Frau nichts geahnt hatte, sich aber bewusst gewesen ist, dass ihre Beziehung eigentlich schon am Ende war, will die Chance zu einem Neuanfang nutzen. Maria ist – verständlicherweise – zunächst etwas zurückhaltend ob all der neuen unbekannten Gesichter ihrer Familie, öffnet sich ihrem Partner und ihren Kindern aber immer weiter.

Das hätte durchaus ein einnehmender psychologischer Stoff werden können. Doch der Film zieht es vor, noch andere Untersuchungsfelder und dem Anschein nach schmissigere Handlungsstränge in den Plot zu verweben, die alles verhindern, was diesen Film hätte interessant machen können.

Denn statt ein intellektuell überzeugendes und emotional packendes Psychogramm einer Frau zu entwerfen, die sich mit einer Tabula Rasa im Kopf ins Leben zurückbegeben muss, verschwendet man Sendezeit auf einen lauen Whodunnit: Wer war der Unfallfahrer? Der sich alsbald als schnöseliger bis menschenverachtender Wiener Baulöwe entpuppt, was wiederum Möglichkeiten eröffnet, den bereits zum Whodunnit mutierten psychologischen Stoff zum mauen Sozialdrama zu verwässern, indem man eine oberflächlich entworfene Figur sich daneben benehmen lässt.

Im letzten Drittel des Films, als die Interessen von Unfallfahrer, Ehemann, Boyfriend und einem von Maria psychisch völlig abhängigen Patienten kollidieren, wird es schließlich völlig skurril – und spätestens hier erkennt man, dass «Meine fremde Frau» viel zu sehr auf den schnellen, lauten, schrillen Krachbumms aus ist als auf den viel spannenderen, aber leiseren und weniger effektvollen psychologischen Aspekt des Stoffs. Inhaltlich eine Fehlentscheidung von solcher Tragweite, dass sie den ganzen Film misslingen lässt.

Das ZDF zeigt «Meine fremde Frau» am Mittwoch, den 25. Mai um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/85801
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
25.05.2016 19:56 Uhr 1
Jasmin Gerat: wow, ich sehe Sie seit Ewigkeiten sehr gerne!!
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